Niemcewicz, Julian (1755-1841) polnischer General, Schriftsteller und Dichter

Einer angesehenen Familie Polens entsprossen, war Niemeewiez Nuntius der Provinz Liefland und Marschall bei der polnischen Reichsversammlung 1788 bis 1792, kämpfte als Adjutant Kosciusczkos 1794 gegen die Russen und wurde mit Diesem in dem Treffen bei Macziejowicze gefangengenommen und zu Petersburg in Haft gehalten, bis Kaiser Pauli, nach seiner Thronbesteigung 1796 den gefangenen polnischen Generalen die Freiheit schenkte. Niemcewicz folgte seinem Freunde Kosciusczko nach Nordamerika, wo er sich häuslich niederließ und fast ausschließlich den Musen lebte. Das Verlangen, sein Vaterland und seine Familie zu sehen, trieb ihn 1802 nach Warschau, wo er zwei Bände seiner Werke herausgab, welche in die von Thaddäus Mastowsky veranstaltete Sammlung polnischer Autoren aufgenommen wurden. Von hier aus unternahm er eine Reise nach Paris und kehrte dann 1804 nach seinem Asyl zurück. 1807 verließ er Amerika von Neuem und ging nach Warschau, wo er Senatssekretär und Kastellan ward, sich aber bald, um ganz den Wissenschaften zu leben, auf sein nicht weit von der Hauptstadt entferntes Landhaus Ursinow zurückzog. Nach der Vereinigung Polens als Königreich mit Russland wurde er zum Präsidenten des mit der Entwerfung einer Konstitution beauftragten Komité ernannt, ward Präsident der Akademie, als welcher er eine Sammlung von Denkschriften zur Geschichte Polens gründete. Während der polnischen Revolution ward er Mitglied des Administrationsrates, verließ nach dem Übergange der Russen über die Weichsel sein Vaterland und flüchtete nach England, später aber nach Paris, wo er, von der Amnestie ausgeschlossen, lebte und den 21. Mai 1841 hochbejahrt starb.

Sein größtes Verdienst behauptet er als Lyriker. Seine geschichtlichen Lieder zeichnen sich durch Fantasie, Originalität und Begeisterung aus. Für die Bühne schrieb er das Schauspiel „Kasimir der Große,“ das voll wahrhafter Dichterweihe ist, und nebst einigen kleineren Stücken („der Egoist,“ „die Pagen des Königs Johann“) lange Zeit eine Zierde des polnischen Repertoirs ausmachte. Auch seine „Fabeln und Erzählungen“ enthalten vieles Treffliche; weniger gelungen sind seine Romane „Levi und Sara,“ ein Gemälde jüdischer Sitten, und „Johann von Tenezyn.“ Seinen historischen Versuchen, unter welchen die „Geschichte der Regierung Sigismunds III.“ obenansteht, ist die verdiente Anerkennung geworden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Neuer Plutarch - Band 5
Niemcewicz, Julian (1755-1841) polnischer General, Schriftsteller und Dichter

Niemcewicz, Julian (1755-1841) polnischer General, Schriftsteller und Dichter

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