Mickiewicz, Adam (1798-1855) polnischer Dichter

Dieser polnische Dichter wurde in einer armen adeligen Familie Lithauens geboren, erhielt seine erste Bildung zu Nowogrodek und auf dem Gymnasium zu Minsk, studierte seit 1815 auf der Universität Wilna und ward 1819 Lehrer an der Schule zu Kowno. Seine feurige Fantasie ergoss sich zuerst in Oden der Liebe, an die unter dem Namen Maria gefeierte Gebieterin seines Herzens gerichtet, welche in Lemberger und Warschauer Zeitschriften zuerst erschienen und die günstigste Aufnahme fanden; aber bald musste denselben, nach der Verheiratung seiner Geliebten, seine vom tiefsten Schmerze erzeugte „Dziady“ (Todtenfeier), eine feurige Schilderung seiner unglücklichen Liebe, folgen, die seine Landsleute mit gleicher Bewunderung erfüllte. In Folge der 1823 über die Universität Wilna verhängten Proskriptionsmaßregeln wurde er gefangengesetzt und bald darauf in das Innere Russlands verwiesen. In der Krimm am Ufer des schwarzen Meeres schrieb er Sonette, welche von seinem Freunde Mirza Kaptschi Bascha in das Persische übersetzt und unter dem Protektorate des Militärgouverneurs von Moskau, Fürsten Gallizin, welcher sich für den Dichter interessierte, in Moskau gedruckt wurden. In dieses Fürsten Gefolge kam er 1828 nach Petersburg, machte dort als Improvisator Aufsehen und gab sein patriotisches Epos: „Konrad Wallenrod“ heraus. Er erhielt die Erlaubnis, eine Reise in das Ausland zu unternehmen und durchreiste Deutschland, Frankreich und Italien. Er kehrte, nachdem mittlerweile die polnische Empörung 1830 ausgebrochen, nicht nach seinem Vaterlande zurück, sondern ging im Sommer 1832 nach Paris, wo er bald darauf einen Band seiner neuesten Dichtungen und andere Schriften herausgab. Nachdem er 1839 Professor der lateinischen Literatur in Lausanne geworden, übertrug ihm bald nachher die französische Regierung den am „Collège de France“ neukreierten Lehrstuhl der slawischen Literatur, und hier trug Mickiewicz in einem vierjährigen Kursus 1840 bis 1843 seine „Vorlesungen über slawische Literatur“ vor, die jedoch, des gründlichen Quellenstudiums entbehrend, selbst unter seinen Landsleuten nur sehr geteilten Beifall fanden. Sein Parteiwesen nötigte endlich die französische Regierung, ihn auf unbestimmte Zeit von seiner Lehrtätigkeit zu dispensieren. In Gemeinschaft mit seinen Anhängern in Wilna hatte er schon 1815 den bekannten Streit der romantischen und klassischen Dichterschule erregt, welcher mit völliger Unterdrückung des Klassizismus endigte. [Mickiewicz starb am 26. November 1855 in Konstantinopel.]

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Neuer Plutarch - Band 5
Mickiewicz, Adam (1798-1855) polnischer Dichter

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