Anlage B

An
die Medicinal-Commission
in Rostock.

In der letzten Erkrankung Seiner Königlichen Hoheit ausgegebene Bulletins.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog sehen sich in Folge einer starken Erkältung bedauerlichst genöthigt, den Antritt der beabsichtigten Reise nach der Riviera um einige Tage zu verschieben.
Schwerin i. M., 10. April 1883, Morgens 9 Uhr.




Ueber das Befinden S. K. Hoheit des Großherzogs ist Folgendes zu berichten:

Im Verlauf des gestrigen Tages ließ sich das Vorhandensein einer Entzündung von nicht beträchtlichem Umfang in der rechten Lunge nachweisen. Das Fieber hält sich auf mäßiger Höhe, der Husten ist von keiner Bedeutung, der Umfang der entzündeten Partie hat seit gestern Abend nicht zugenommen.
Der Kräftezustand des hohen Patienten ist bis jetzt durchaus befriedigend.

Dr. Mettenheimer.
Schwerin i. M., 11. April 1883, Morgens 9 Uhr.



Schwerin, 11. April 1883, Abends 6 Uhr.

Die abendliche Untersuchung S. K. Hoheit des Großherzogs ergab, daß die Entzündung an Ausbreitung nicht gewonnen und das Fieber eine Steigerung nicht erfahren hat
Auch ist das subjective Befinden des hohen Kranken am heutigen Abend etwas besser, als an den vorigen Tagen.
Dr. Mettenheimer.



Schwerin i. M., 12. April 1883, Morgens 9 Uhr.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben, wesentlich in Folge von rheumatischen Schmerzen, nur wenig geschlafen.
Die Entzündung hat keine Fortschritte gemacht, das Fieber hat abgenommen, der Athem ist freier, der ganze Zustand des hohen Patienten besser.

Dr. Mettenheimer.



Schwerin i. M., den 12. April 1883, Abends 6 Uhr.

Nach einem verhältnißmäßig guten Befinden am heutigen Morgen ist bei Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge in den Nachmittagstunden eine Steigerung des Fiebers mit vermehrtem Hustenreiz eingetreten.
Die rheumatischen Schmerzen, an welchen S. K. Hoheit bisher gelitten, haben nachgelassen.

Dr. Mettenheimer.



Schwerin i. M., den 13. April 1883, Morgens 10 Uhr.

Schon am Abend des gestrigen Tages folgte auf die Steigerung des Fiebers, die Nachmittags eingetreten war, eine bedeutende Abnahme der Körpertemperatur, welche auch nach geringen Schwankungen in der Nacht heute Morgen noch zu constatiren ist. Indessen ist der entzündliche Proceß in der ergriffenen Lunge noch keineswegs als abgelaufen anzusehen. - Im Uebrigen sind neue Symptome von Bedeutung nicht eingetreten.

Dr. Mettenheimer.
Dr. Thierfelder.



Schwerin i. M., den 13. April 1883, Abends 6 Uhr.

Die entzündliche Lungenaffection S. K. Hoheit des Großherzogs ist seit gestern etwas fortgeschritten, auch hatte der hohe Patient im Lauf des Tages von Schmerzen und Husten viel zu leiden.
Nichtsdestoweniger erreichte das Fieber nicht die gestrige Höhe und begann die Temperaturabnahme schon früher, als am gestrigen Tage.
S. K. Hoheit haben mit Appetit die dargereichte Nahrung zu sich genommen.
Dr. Mettenheimer.
Dr. Thierfelder.



Schwerin i. M., den 14. April 1883, Morgens 8 1/2 Uhr.

In Folge des Nachlasses der Schmerzen und des Hustens hatten S. K. Hoheit der Großherzog eine erträgliche Nacht.
In dem Krankheitsproceß selbst ist ein Stillstand noch nicht eingetreten. Das Fieber hat sich auf derselben mäßigen Höhhe, wie gestern Abend gehalten.

Dr. Mettenheimer.
Dr. Thierfelder.



Sonnabend, den 14. April 1883, Abends 6 Uhr.

Nach verhältnißmäßig gutem Befinden am heutigen Morgen stellte sich Nachmittags eine nicht unbedeutende Fiebersteigerung ein, die sich aus der beginnenden Theilnahme der linken Lunge am Krankheitsproceß erklärt. In der rechten Lunge ist die Entzündung nicht fortgeschritten. Se. Königliche Hoheit sind ganz frei von Schmerzen und werden auch vom Husten nicht übermäßig belästigt.

Dr. Mettenheimer.
Dr. Thierfelder.
Dr. Winternitz.



Sonntag, den 15. April, Morgens 6 1/2 Uhr.

Die Krankheits-Erscheinungen haben seit gestern Abend einen bedrohlichen Charakter angenommen und denselben, trotz einer vorübergehenden Wendung zum Bessern, die gegen Morgen eintrat, bis jetzt beibehalten.

Dr. Mettenheimer.
Dr. Thierfelder.
Dr. Winternitz.