Die durstige Braut
Die durstige Braut. In manchen Gegenden wird es für unanständig gehalten, wenn die Braut am Hochzeitstage viel von den aufgetragenen Speisen und Getränken genießt. Auf einer Bauern-Hochzeit beobachtete die Braut mit aller Ängstlichkeit diese Sitte, nur wenig zu essen und zu trinken. Als sie nun beim Abendessen von einem brennenden Durste gequält wurde, sich aber doch auch schämte, aus dem vor ihr stehenden Kruge zu trinken, so fasste sie die Stelle, wo er stand, wohl ins Auge und putzte absichtlich das einzige Licht aus. Während der Dunkelheit tat sie nun einen herzhaften Zug aus dem ergriffenen Kruge, — aber wer beschreibt ihren Schreck, als das Licht wieder herbeigebracht wurde, und der geleerte Krug mitten in der Schüssel voll Hirsebrei stand!
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Konversations-Lexikon für Geist, Witz und Humor - Band 1 - B