Konversations-Lexikon für Geist, Witz und Humor - Band 1 - B
Autor: Saphir, Moritz Gottlieb, eigentlich Moses Saphier (1795-1858) österreichischer Journalist, Schriftsteller und Humorist, Erscheinungsjahr: 1852
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Konversationslexikon, Sammelwerk, Geist, Witz, Humor, Anekdoten, Moritz Saphir
B ist der zweite Buchstabe im A B C und zwar aus dem Grunde, weil A der erste Buchstabe ist, und B gleich nach A kommt; warum aber A der erste Buchstabe ist, ist eben so wenig bekannt, als überhaupt bekannt ist, warum im Leben Einer der Erste ist; da aber der Erste, wenn auch ohne hinreichenden Grund, der Erste ist, so hat der Zweite vollkommen Recht, sich den Zweiten zu nennen, wenn er gleich nach dem Ersten kömmt. Ich glaube auch, vielleicht ohne Grund, dass ich der Erste bin, der diese geistreiche Bemerkung macht, aber wer sie nach mir machen wird, ist gewiss der Zweite. —
Inhaltsverzeichnis
- Bacon
- Das feuchte Bad
- Das nutzlose kalte Bad
- Badewitze
- Badefrage
- Das Bad ausgießen
- Bäckernot
- Ein Bär als Sänger
- Bären
- Die Bären in Wien
- Bärte
- Bayrischer Dialekt
- Ballet
- Balletabenteuer
- Balzac
- Der vierte Band
- Durch die Bank
- Bankerott
- Der Barbier von Sevilla
- Der geängstigte Barbier
- Der Schauspieler als Barbier
- Harte Bedingung für einen Barbier
- Der gewonnene Barbier-Kunde
- Barmherzigkeit
- Barometer
- Der schlechte Barometer
- Der sicherste Barometer
- Barometer und Thermometer
- Barrikadenbauer-Ansprüche
- Der Bart und das Gewissen
- Tiefer Bass
- Patzig und batzig
- Der Bauch als Friedensstifter
- Bauchredner
- Bauen
- Die beste parlamentarische Bauern-Rede
- Bauern-Weisheit
- Alles baufällig
- Baum
- Schieß-Baumwolle
- Bayard
- Beaumarchais
- Beaumont
- Bedauern
- Das menschenfreundliche Bedauern
- Bedeckung eines Regimentes
- Bedenklichkeiten
- Bediente
- Bedienten-Aufmerksamkeit
- Bedienten-Dummheit
- Bedienten-Geist
- Bedienten-Rache
- Bedienten-Redensart
- Beethoven
- Befehlen
- Langsame Beförderung
- Die Beförderung im Grabe
- Leicht befriedigt
- Begeisterung eines Schusters
- Gegen Mädchen-Begleiter
- Begräbnis-Anstalt
- Begriff
- Poetische Begrüßung
- Behagen
- Behalten
- Beileid
- Das hölzerne Bein
- Die vergessenen Beine
- Auf den Beinen
- Beinfraß
- Bekanntmachung
- Bekanntschaften
- Bekränzt und unbegrenzt
- Unwillkürliche Beleidigung
- Belesenheit
- Eine Stadt-Beleuchtung ist überflüssig
- Belletrist
- Bellmann
- Belohnung
- Treffende Bemerkung
- Benda
- Bericht
- Militär-Bericht
- Berichte
- Berichtigung
- Berliner
- Berlinerinnen
- Wie die Berliner Französisch können
- Berliner Redensart
- Berliner Blau und Wiener Weiß
- Berliner Witz
- Beruf
- Beruhigung
- Berühmt
- Beschämung
- Bescheiden
- Bescheidenheit das schönste Kleid
- Bescheidenheit
- Besessen
- Besorgnis
- Der Bespornte
- Besserung
- Bestätigung
- Das Beste
- Bestehlung seines Eigentums
- Der Bestohlene
- Bestrafung
- Besuche
- Sicherung gegen Besuch
- Zulage fürs Beten
- Notwendigkeit der Wort-Betonung
- Betrogen
- Die Betrübnis
- Betrunken
- Betrunkene
- Betrunkener
- Die vom Wasser Betrunkenen
- Ein Betrunkener arretiert sich selbst
- Sonderbare Strafe für Betrunkene
- Unterschied der Betrunkenen
- Der Geist des Betrunkenen
- Das Wunder eines Betrunkenen
- Bett
- Ein teures Bett
- Wohlfeiles Bett
- Bettler
- Bettlerin
- Die Bettlerinnen
- Der blinde Bettler
- Der blinde und stumme Bettler
- Spanische Bettler
- Bettler-Spekulation
- Zurechtgewiesene Ünbescheidenheit eines Bettlers
- Beugnot, Jacques Claude
- Wann erst kann man einen Menschen beurteilen
- Weite Beurteilung
- Beutelschneiderei
- Verschiedene Beweggründe
- Bewegung machen
- Hinreichender Beweis
- Getrunken ist leicht, aber bezahlt nicht
- Bibelauslegung
- Die lebendige Bibliothek
- Bibliothekar
- Bier
- Stadt-Bier
- Flaschen-Bier
- Der Bildhauer in Verlegenheit
- Die moderne Bildung
- Bileams Esel
- Alter von Billard-Queues
- Billig
- Billigkeit
- Bindermeister
- Bis! (Noch einmal!)
- Eine bescheidene Bitte
- Öffentliche Bitte
- Bittschrift
- Blasen
- Vom Blatte weg
- Das Blatt vorm Maul
- Woher der Name: blauer Montag?
- Blechen
- Bleiche
- Der Blessierte
- Blick
- Blind
- Zwei Blinde bettelten
- Vorsicht eines Blinden
- Im Reiche der Blinden ist der Einäugige König
- Die Strafe des Blinden
- Die Blinden sehen
- Zeichen der Blindheit
- Vorteil der Blindheit
- Blinden-Institut
- Blitz
- Der Degen als Blitzableiter
- Blücher „Marschall Vorwärts“
- Fürst Blücher
- Blücher und die Franzosen
- Blüchers Bücher-Eroberung
- Nur mit Blut
- Blutegel
- Bodmer, Johann Jakob
- Böhmisch-deutsch
- Boerhave, Hermann
- Börne, Ludwig (früher Baruch)
- Börse
- Böttiger, Carl August
- Boileau, Nicolas
- Boitian
- Lord Bolingbrooke
- Bonaparte, Hieronymus
- Bonjour
- Bordelon, Laurent
- Borgen macht Sorgen
- Wer will borgen, der komme morgen
- Wer borgen will, muss das zart anstellen!
- Bosco, Bartolomeo
- Boscos Deutsch
- Der schlechte Botaniker
- Boucher, Alexander
- Bourgogne duc de, Louis de Boubon
- Der sitzengebliebene Bräutigam
- Brandmarkung
- Das verbrannte Brandzeugnis
- Branntwein
- Unausrottbare Branntweinsucht
- Braten-Surrogat
- Braut, Prinzessin Charlotte von Mecklenburg
- Die unvermutete Braut
- Die durstige Braut
- Wer das Glück hat, führt die Braut heim!
- Braut-Geschenk
- Die Jüngsten müssen zuerst ins Brautbett
- Brevi manu
- Originelle Briefe
- Der Brief-Abholer
- Der gestörte Briefschreiber
- Briefsteller
- Die Briefstellerin
- Unsinn im Briefstil
- Briefstil
- Brot
- Für Brot
- Das Todten-Brot
- Brot schnupfen
- Brotstudium
- Der gefährlichste Bruch
- Mein lieber Bruder
- Brüder
- Die zu ähnlichen Brüder
- An der Brüder Seite
- Brummen
- Brunet, Jean Josep
- In die Brust werfen
- Bruststück
- Der Vater ein Bub
- 30 Mann Buben
- Kleine Buben brauchen nicht Alles zu wissen
- Buchdrucker-Galanterie
- Buchdrucker-Toast
- Buchhändler
- Buchhändler-Anzeige (Jugendschriften)
- Der geckenhafte Buchhalter
- Hält der Buchstabe Dich gefangen
- Gut buchstabiert
- Herzog von Buckingham
- Ein Bucklichter
- Bucklichte geben Zoll
- Balzac über die Bucklichten
- Budget
- Wie sollen Unterhaltungs-Bücher sein?
- Das Ernähren durch Bücher
- Bücher nach der Klafter
- Bücher-Kataloge
- Bücher-Kauf
- Bücher-Schatz
- Bücher-Titel
- Bücher-Verzeichnis
- Die Bücklinge rechts und links
- Bülow, Heinrich von
- Bürger, Gottfried August
- Bürgermeisterliche Resolution
- Der Büttel
- Der alte Bund
- Burcard, Friedrich
- Woher kommt das Wort Bureaukrat?
- Burney, Charles
- Busch, Hermann
- Buonarotti
- Die Mai-Butter
- Lord Byron, George Gordon
Wir wissen so gewiss als Etwas — z. B. so gewiss, als das deutsche Volk das erste Volk der Erde, und die Preußen die ersten Deutschen unter den Deutschen sind — dass Adam der erste Mensch war, nicht nur, weil er gleich besteuert wurde, und ihm eine Rippe ausgeschnitten wurde, sondern auch, weil er sich gleich ruhen und schlafen legte, das ist die Pflicht, welche alle Ersten zuerst tun; aber wer war der zweite Mensch? Gleich nach Adam kam Eva, dann kam Cain, — wie wird nun numeriert? Zählt Eva nicht mit, weil sie auf einen Seitenweg in die Welt kam? Machen Adam, Eva und Cain zwei Menschen, drei Menschen oder dritthalb Menschen? Eva ist eigentlich das B der Menschen; Adam war das A, Cain das C; Eva, die zwischen Adam und Cain kam, muss also mit B bezeichnet werden, für Adam B-dur.
Von B ist weiter nichts zu bemerken, als dass es im Belagerungszustande ein gefährlicher Buchstabe ist, denn man kann ihn nicht aussprechen, ohne dabei das Maul aufzumachen und das ist dann nicht ratsam, nicht aber deshalb, damit Einem nicht die gebratenen Tauben ins offene Maul fliegen, sondern weil jedes offene Maul vom strategischen Gesichtspunkte aus nichts ist als ein Loch, welches eine Kanone wird, wenn man heißes Blei herumgießt, und heißes Blei um einen offenen Mund gegossen, ist für die Aussprache des weichen B, z. B. „Baden-Baden“ oder Brandenburg,“ etwas sehr genirsam.
Der Buchstabe B, etwas gedehnt mit dem Umlaut: „Bä!“ ist ein „Schaflaut.“ Warum nennt man „Bä!“ den Schaflaut? Die Ursache ist sehr einfach; wer A sagt, muss auch B sagen; der Mensch, der A sagt, der muss nun à tout prix auch B sagen; aber so ein Schaf, das hat doch nicht A gesagt und sagt doch „Bä!“ das ist also gewiss ein dummes Schaf! —
Wenn der Mensch einmal A und B gesagt hat, bilden sie zusammen den Hausschatz all seiner Glückseligkeit in der kleinen Silbe „ab.“ Z. B. Abgabe, abkratzen, abdanken, abfangen, abpfänden, abschaffen, abschieben, abverlangen, abzapfen, abzwicken u. s. w.
Der Buchstabe B ist der Anfang und der Ausgang alles Unglücks des Menschen, denn ohne ihn wäre keine „Buchdruckerkunst“ und keine „Beredtsamkeit“ und kein „Backen-Bart;“ gewiss wäre er schon längst aus den Buchstaben ausgewiesen worden, wenn nicht zum Unglück andere drei Worte auch nicht ohne ihn sein könnten: z. B. „Bauern,“ „Bankzettel,“ und „Belagerungszustand.“ —
Der Buchstabe B mit dem nachgesetzten e zusammen bildet die Silbe „be,“ und wird die „Vorsetzsilbe“ genannt, und wird vielen anderen Zeit-Wörtern vorgesetzt, z.B. ,, be-arbeiten.“ Da hat die Vorsetzsilbe eigentlich selbst nichts zu machen, aber sie macht das nachgesetzte Wort mehr arbeiten, wie das im Leben bei vielen Vorgesetzten der Fall ist, wie auch z. B. bei diesem Artikel B, den ich dem ganzen Buchstaben B vorsetze.
M. V. Saphir.
Von B ist weiter nichts zu bemerken, als dass es im Belagerungszustande ein gefährlicher Buchstabe ist, denn man kann ihn nicht aussprechen, ohne dabei das Maul aufzumachen und das ist dann nicht ratsam, nicht aber deshalb, damit Einem nicht die gebratenen Tauben ins offene Maul fliegen, sondern weil jedes offene Maul vom strategischen Gesichtspunkte aus nichts ist als ein Loch, welches eine Kanone wird, wenn man heißes Blei herumgießt, und heißes Blei um einen offenen Mund gegossen, ist für die Aussprache des weichen B, z. B. „Baden-Baden“ oder Brandenburg,“ etwas sehr genirsam.
Der Buchstabe B, etwas gedehnt mit dem Umlaut: „Bä!“ ist ein „Schaflaut.“ Warum nennt man „Bä!“ den Schaflaut? Die Ursache ist sehr einfach; wer A sagt, muss auch B sagen; der Mensch, der A sagt, der muss nun à tout prix auch B sagen; aber so ein Schaf, das hat doch nicht A gesagt und sagt doch „Bä!“ das ist also gewiss ein dummes Schaf! —
Wenn der Mensch einmal A und B gesagt hat, bilden sie zusammen den Hausschatz all seiner Glückseligkeit in der kleinen Silbe „ab.“ Z. B. Abgabe, abkratzen, abdanken, abfangen, abpfänden, abschaffen, abschieben, abverlangen, abzapfen, abzwicken u. s. w.
Der Buchstabe B ist der Anfang und der Ausgang alles Unglücks des Menschen, denn ohne ihn wäre keine „Buchdruckerkunst“ und keine „Beredtsamkeit“ und kein „Backen-Bart;“ gewiss wäre er schon längst aus den Buchstaben ausgewiesen worden, wenn nicht zum Unglück andere drei Worte auch nicht ohne ihn sein könnten: z. B. „Bauern,“ „Bankzettel,“ und „Belagerungszustand.“ —
Der Buchstabe B mit dem nachgesetzten e zusammen bildet die Silbe „be,“ und wird die „Vorsetzsilbe“ genannt, und wird vielen anderen Zeit-Wörtern vorgesetzt, z.B. ,, be-arbeiten.“ Da hat die Vorsetzsilbe eigentlich selbst nichts zu machen, aber sie macht das nachgesetzte Wort mehr arbeiten, wie das im Leben bei vielen Vorgesetzten der Fall ist, wie auch z. B. bei diesem Artikel B, den ich dem ganzen Buchstaben B vorsetze.
M. V. Saphir.