Die unvermutete Braut
Die unvermutete Braut. Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, hielt bekanntlich viel auf große Leute. Als er einst außerhalb der Tore von Berlin herumritt, sah er auf dem Felde eine Weibsperson von ungemeiner Höhe und Korpulenz. Er stieg vom Pferde, ließ sich mit ihr in ein Gespräch ein und war sehr erfreut, zu hören, dass sie erst neunzehn Jahre alt und noch unverheiratet sei. Er zog seine Schreibtafel hervor und schrieb mit Bleistift folgende Ordre an den Obersten seiner Leibgarde:
„Die Überbringerin dieses soll augenblicklich mit dem schönsten Grenadier meines Regimentes verehelicht werden. Der Befehl ist unumstößlich, und der geringste Aufschub wird Euch in meinen Augen strafbar machen. Friedrich.“
Hierauf riss der König das Blatt aus seiner Schreibtafel, übergab es dem Mädchen und befahl ihr, es augenblicklich abzugeben, da die Sache von großer Wichtigkeit wäre. Das Mädchen wollte nicht recht anbeißen; da ihr aber der König ein Geschenk machte, so versprach sie zu gehorchen, und der König ritt weiter. Das Mädchen, welches nicht die mindeste Ahnung hatte, dass der König mit ihr gesprochen habe, dachte bei sich, es wäre immer Eins, ob sie oder jemand Anderes den Zettel überbrächte, gab ihn einem alten hässlichen Weibe, das ihr unterwegs aufstieß, bat sie, den Zettel abzugeben, beschrieb ihr genau den Mann, von welchem sie denselben erhalten, und kehrte wieder nach ihrem Dorfe zurück. — Das alte Weib richtete ihren Auftrag getreulich aus. Der Oberst war mächtig erstaunt, als er den seltenen Auftrag gelesen; aber da die Worte so dringend gestellt waren, so säumte er nicht und ließ die Trauung zum größten Verdrusse des Soldaten, aber zur Freude der Alten, vor sich gehen. — Als des andern Tages der König nach Hause kam, verlangte er das junge Brautpaar zu sehen, und war fast außer sich, als er die Alte erblickte. Er zog den Obersten zur Rechenschaft; da sich dieser aber entschuldigte, wurde er sehr aufgebracht, und wurde erst dann wieder beruhigt, als ihm das alte Jüngferchen den Zusammenhang der Sache erzählte.
„Die Überbringerin dieses soll augenblicklich mit dem schönsten Grenadier meines Regimentes verehelicht werden. Der Befehl ist unumstößlich, und der geringste Aufschub wird Euch in meinen Augen strafbar machen. Friedrich.“
Hierauf riss der König das Blatt aus seiner Schreibtafel, übergab es dem Mädchen und befahl ihr, es augenblicklich abzugeben, da die Sache von großer Wichtigkeit wäre. Das Mädchen wollte nicht recht anbeißen; da ihr aber der König ein Geschenk machte, so versprach sie zu gehorchen, und der König ritt weiter. Das Mädchen, welches nicht die mindeste Ahnung hatte, dass der König mit ihr gesprochen habe, dachte bei sich, es wäre immer Eins, ob sie oder jemand Anderes den Zettel überbrächte, gab ihn einem alten hässlichen Weibe, das ihr unterwegs aufstieß, bat sie, den Zettel abzugeben, beschrieb ihr genau den Mann, von welchem sie denselben erhalten, und kehrte wieder nach ihrem Dorfe zurück. — Das alte Weib richtete ihren Auftrag getreulich aus. Der Oberst war mächtig erstaunt, als er den seltenen Auftrag gelesen; aber da die Worte so dringend gestellt waren, so säumte er nicht und ließ die Trauung zum größten Verdrusse des Soldaten, aber zur Freude der Alten, vor sich gehen. — Als des andern Tages der König nach Hause kam, verlangte er das junge Brautpaar zu sehen, und war fast außer sich, als er die Alte erblickte. Er zog den Obersten zur Rechenschaft; da sich dieser aber entschuldigte, wurde er sehr aufgebracht, und wurde erst dann wieder beruhigt, als ihm das alte Jüngferchen den Zusammenhang der Sache erzählte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Konversations-Lexikon für Geist, Witz und Humor - Band 1 - B