Abschnitt. 4

Daher denn auch der meiste Einkauf der Kleinhändler in Deutschland durch die großen Pferdehandlungen geschieht, und wenn diese sagen, dass sie in das Land, dass heißt: nach Mecklenburg oder Holstein, zu dem Einkauf von Pferden geben, so soll das soviel sagen, dass sie höchstens bis zu einem großen Händler in Neu- oder Altstrelitz, Rostock, Flensburg etc. reisen, wenn sie sich nicht, wie es noch viel häufiger geschieht, ganze Koppel von diesen auf dem halben Wege entgegen schicken lassen, und nun in wenigen Tagen mit denselben in ihrem Wohnorte mit dem Vorgeben ankommen, als hätten sie jedes Stück einzeln bei dem Mecklenburgischen Landmann eingekauft, zu welchem Geschäft wenigstens eben so viele Wochen gehörten, als sie Tage abwesend waren; ohne noch in Anschlag zu bringen, dass alle ihre Pferde mit dem Schweife auf dem Rücken und von der Operation des Englisierens fast ganz geheilt ankommen, da doch, wie bekannt, diese Wunden nicht in Zeit von 8 bis 10 Tagen vernarbt sind. Dahingegen hat auch allerdings der Einkauf bei den großen Pferdehändlern folgende Nachteile, als:

1) Man kann bei dem Einkauf von denselben nicht noch auf den Gewinn rechnen, der uns durch das Englisieren, Zuputzen, genug durch die Appretur, durch die Verschönerungskünste, zuwachsen würden Wie man die Pferde einkauft, so bleiben sie und es lässt sich durch Handelsvorteile nicht mehr viel zu ihrer Verschönerung beitragen.


2) Der Einkauf geschieht bei den großen Händlern jedes Mal aus der zweiten, wohl gar schon aus der dritten Hand, wodurch der Preis allerdings erhöht wird.

3) Hat man bei dem Einkauf von großen Händlern in der Auswahl, als Händler selbst, nicht so viele Freiheit, als wenn man sie im Einzelnen von dem Pferdezüchter selbst kauft, und dies nicht sowohl aus Mangel an Pferden, oder aus Mangel der Taille, des Schlages, den man sucht, als aus der Ursache, dass, wenn man einen vorteilhaften Handel bei demselben machen will, nicht einzelne Stücken auslesen, sondern ganze Koppel nehmen muss, in welchen Gutes und Schlechtes vermischt ist, und die man durch die Bank das Stück für einen bestimmten Preis kauft. Will man mit gar zu strenger Auswahl zu Werke gehen und sich nur die vorzüglichsten Pferde auslesen, so muss man diese über den Wert und gleichsam die schlechten mit bezahlen, die der große Händler behält und die er nun, da es fast Alles Ausschuss ist, unter dem Einkaufspreis verkaufen muss, wenn er sie nicht auf Credit noch um einen leidlichen Preis loswerden kann.

4) Erfährt bei dem Einkauf von großen Händlern jeder andere Händler, der auch von diesen selbst oder deren Bekannten Pferde bezieht, oder auch nur durch deren Mäkler und Koppelknecht, was man gekauft hat, wie viel und wie teuer, und ehe man noch mit den erkauften Koppeln in seiner Heimat, oder auf einer Messe, angekommen, ist eine ganze Charakteristik dieser Pferde, die der Neid und die Verleumdung zum Steckbrief gemacht hat, schon angekommen, läuft von Ohr zu Ohr und verdirbt uns den besten Handel.