Abschnitt. 3

Was den Einkauf von dem großen Händler betrifft, so hat er folgende Vorteile, als:

1) Der Händler darf bei seinem Einkauf nicht Alles bar bezahlen und erhält von Messe zu Messe, nämlich von Ostern bis zu Michaelis, wenn die Messen in Leipzig sind, Credit. Gewiss ein Vorteil, der bei einem kleinen Händler ohne hinreichendes Kapital von der größten Bedeutung ist.


2) Er findet bei demselben, ohne Aufwand an Mühe, Beschwerlichkeiten und Reifekosten, eine Menage Pferde beisammen, von welchen er sich diejenigen, ohne weiteren Zeitverlust und Reisekosten, aussuchen kann, die er sucht und für seinen Abnehmer bedarf, und da jeder große Händler nur immer einen gewissen Schlag von Pferden führt, so findet er bei diesem oder bei jenem gerade denjenigen Leist von Pferden, den er für sein Geschäft bedarf. Vorzüglich vorteilhaft ist der Einkauf von Wagenpferden bei großen Händlern, die man hier nach allen Farben und Abzeichnungen in Rügen zu 6 und 8 Stück beisammen findet, deren Zusammenbringung viele Reisen, Mühe und Kosten verursacht haben würde, obgleich dem großen Händler, sie durch seine Einkäufer so zusammen zu bringen, da ihm gleichsam die ganze umliegende Gegend in Hinsicht des Pferdehandels botmäßig ist, sehr leicht wurde.

3) Ist die erste Auswahl schon geschehen und der Händler hat nicht zu erwarten, dass er ganz fehlerhafte Pferde bei seinem Einkauf erhält, was für den angehenden und in der Pferdekenntnis noch unerfahrenen Händler immer von Wichtigkeit ist, wiewohl er auch hier nur seinen eigenen Augen, seiner eignen Prüfung trauen darf. Besonders ist auch hier seine Aufmerksamkeit bei den Wagenpferden nötig, bei welchen selbst der große Händler bedeutende Fehler übersieht, sobald sie nur die Farbe, die Abzeichnung, die Taille von dem Postzug haben den er gern vollständig machen will. Auch mustert der große Händler seine Pferde bei dem Einkauf selbst nicht so genau überlässt dies Geschäft nur größtenteils seinen Einkäufern und betreibt den Handel überhaupt mehr mit merkantilischer pferdewissenschaftlicher Kenntnis. Daher man bei ihm zwar allerdings auch die Pferde durch Handelsvorteile verschönert, aber doch bei weitem nicht so herausgeputzt findet, als bei dem kleinen Krämer, der auf diese Kunst seinen ganzen Fleiß verwendet.

4) Kann man von dem großen Händler zu allen Zeiten und ohne alle Mühe, Kosten und Zeitverlust, seinen Bedarf an Pferden beziehen, findet sie schon englisiert und aus dem gröbsten appretiert, zugeputzt und zugeritten, kann sich auch ohne persönliche Auswahl ganze Koppel von dem Schlage kommen lassen, wie man sie in seinem Geschäft braucht, ist hierbei wenigstens keinen groben Betrügereien ausgesetzt und kann



5) alle fehlerhaft eingekaufte, mangelhaft gewordene oder eingetauschte Pferde bei dem nächsten Einkauf als bares Geld wieder angeben, da diese der große Händler wieder an kleine Dütchenkrämer, an Hausierer verkauft, die in Hinsicht ihres Rufes nicht so delikat sind, oder sie mit seinen übrigen noch zu jungen Handelspferden den Sommer hindurch auf seine Weiden laufen lässt, wo sie vielleicht von ihren Gebrechen geheilt werden, und sie sodann an andere Einkäufer wieder verkauft.

6) Ist man durch die Verbindung mit großen Pferdehändlern immer in den Stand gesetzt, die Bestellungen seiner Käufer sogleich, und ohne sich von seinem Wohnorte auf lange Zeit zu entfernen oder wohl gar von ihm wegzukommen, zu befriedigen. Auf einen Brief stehen dem Handelsmann, den der große Händler als einen soliden Mann kennt, ganze Koppel zu Gebote, werden ihm ohne Risiko bis zu seinem Wohnorte zugeschickt und sein Abgang ist daher in kurzer Zeit und ohne Mühe, Kosten und Zeitverlust wieder ersetzt.