Sir John Falstaff, St.

Sir John Falstaff war zu Potten in Bedsordsfhire geboren. Schon früh gerieth er mit dem Prinzen Heinrich von Wales, Poins, Bardolp, Gadshill und Peto in Gesellschaft und beging mehrere Räubereien. Shakespeare hat Falstaffs Person aus eine launige Art beschrieben. „Als ich in deinen Jahren war, Hal,“ sagt Sir John zu dem Prinzen „da war ich keine Adlersklaue in der Gestalt; ich hätte in den Daumenring eines Aldermans schlüpfen können; eine Seuche von Seufzern und Kummer, die bläßt den Menschen, wie eine Blase auf.“ Man muß wissen, daß Sir John, als er dies sagte, nicht das Skelett war, das er beschreibt.

Als man Nachricht erhielt, einige Pilgrimme seyen mit reichen Geschenken auf dem Wege nach dem Grabe des H. Thomas Becket und einige reiche Kaufleute ritten nach London, kamen der Prinz und Poins überein, daß drei von ihrer Bande sie ausplündern sollten und daß sie beide verkleidet die Räuber wieder ausplündern wollten. Als daher die vier das glänzende Metall in Besitz genommen hatten, welches die Frömmigkeit der Pilgrimme und das Leben der Kaufleute war, griffen sie der Prinz und Poins wüthend an, schlugen sie in die Flucht und nahmen ihnen ihre Beute wieder ab.


Den Tag darauf trafen Falstaff und seine Gefährten den Prinzen und Poins in einem Wirthshause, wo Falstaff anfing seinen Muth heraus zu streichen und auf folgende Art auszurufen: „Es leben“ sagte er, „nicht drei gute Menschen in England ungehangen und Einer dav on, (er meinte sich selbst) ist fett und alt. Gott half ihm! eine böse Welt, ich sag es.“ Der Prinz fragte ihn nach der Ursache dieser Prahlerei: „Ja!“ erwiderte Sir John, „vier von uns haben diesen Morgen tausend Pfund erobert, aber ein hundert, ja ein volles hundert fiel über uns her und hat sie uns wieder abgenommen. Ich will ein Schelm seyn, wenn ich mich nicht mit einem Dutzend zwei Stunden lang mit einem kurzen Degen herum geschlagen habe. Durch ein Wunder bin ich entkommen. Ich bin acht Mal durch das Kamisol und vier Mal durch die Hosen gestochen worden; mein Schild ist durch und durch gehauen; mein Degen ist wie eine Handsäge zerhackt; hier, seht einmal! ich hielt mich nie besser, seitdem ich Mann war; nicht jeder würde es so machen. Eine Pest aller feigen Memmen, ich sage immer..“ Jetzt bracht der Prinz und Poins in ein lautes Gelächter aus und erzählten ihnen die ganze Geschichte.

Als die bürgerlichen Kriege zwischen den Häusern York und Langcaster ausbrachen, wurde der Prinz Heinrich nach Hause gerufen, um seines Vaters Thron zu vertheidigen. Er wollte seinen lustigen Gefährten nicht gern verlassen; er machte ihn daher zum Hauptmann und beorderte ihn nach Shrewsbury. Die Heere Heinrichs IV. und Hotspur Pereys trafen zu Shrewbüry auseinander. Den Morgan vor der Schlacht bat Falstaff den Prinzen, er möchte ihm beistehen, wenn er fallen sollte. Der Prinz gab ihm zur Antwort: „niemand anders als ein Coloß könne ihm diesen Dienst leisten und er bezahle den Himmel einen Tod.“ Er bat ihn, unterdessen sein Gebet zu verrichten und Abschied zu nehmen.

Sir John erwiderte: „die Schuld an den Himmel, die Ihr erwähnt, ist noch nicht gefällig, und ich würde sie ungern vor der Zeit bezahlen. Warum sollte ich so eilig gegen den seyn, der mich nicht mahnt? Gut, das ist es nicht, die Ehre zapft mich an. Aber wie, wenn mich die Ehre anzapft? Aber was ist das Wort Ehre? Es ist ein leerer Schall.“

Während der Schlacht entfernt sich Falstaff so weit als möglich von der Gefahr. Der Prinz und Hotspur stoßen auf einander und es begann ein schrecklicher Kampf; ein gewisser Douglas, ein Schottländer, greift Falstaff an, der niederfällt, um jede wehere Verletzung zu verhindern. Der Prinz tödtet Hotspur und beklagt Falstaff, den er für todt hält. Allein als es Sir John geraden fand, springt er auf, verwundet den todten Heerführer ins dicke Bein, nimmt ihn auf den Rücken und sucht den König auf, um sich die Ehre zuzuschreiben, als habe er ihn getödtet. Ihm begegnete der Prinz, der sich einbildete, er sehe einen Geist, allein Falstaff überzeugte ihn bald, daß er noch frisch und gesund sey.

Sir John wurde zum zweiten Mal in den Kampf gerufen und sorgte dafür, die Hitze des Gefechts vorbeigehen zu lassen, ehe er mit seinen Leuten anrückte. Zum Glück stieß er auf Sir John Colville von dem Thale und machte ihn zum Gefangenen. Durch diesen Zufall bekam Falstaff den vornehmsten Gefangenen, der in diesem Gefechte gemacht wurde. Die Geschichte erzählt noch nichts von der Belohnung, die Sir John für diese Heldenthat erhalten hat.

Nunmehro wollen wir ein Abentheuer verschiedener Art von Sir John erzählen. In Windsor wohnten zwei reiche Kaufleute, deren Weiber unter die lustigsten des Orts gehörten und Sir John glaubte aus ihrem einnehmenden und offenen Betragen abzunehmen, sie seyn in ihn verliebt. Er schrieb an jede einen Liebesbrief. Die Frauen beratschlagten sich, wie sie sich an ihm rächen sollten. Man kam überein, daß Eine davon seine Bemühungen aufmuntern und einen Ort bestimmen sollte, wo sie mit Sir John zusammen kommen wolle. Er nahm die Einladung an, allein er hatte sich noch nicht lange mit seiner Freundin unterhalten, so stürzte die Andere herein und sagte Sir John, der Mann komme mit mehrern seiner Nachbarn und drohe, Rache an ihm zu nehmen. Falstaff bat sie, sie möchten ihn in einem Korb mit schmuziger Wäsche verstecken und ihn zur Waschfrau oder anders wohin tragen lassen, um der Wuth des aufgebrachten Mannes zu entgehen. Man steckte den Ritter in den Korb und zwei Bediente, die schon im voraus unterrichtet waren, was sie mit ihm machen sollten, eilten mit ihm fort und warfen ihn in die Themse in seichtes Wasser. In Hinsicht dieses Abentheuers redete Sir John seinen Bedienten folgender Gestalt an:

„Geh! hol mir ein Viertel Sekt, leg ein Stück geröstetes Brod hinein. Mußte mir dies noch begegnen, daß man mich in einem Korbe forttrug, wie Metzger eine Tracht Kaldaunen und so in die Themse warf? wahrhaftig spielt man mir einen solchen Streich zum zweiten Male, so will ich mir mein Gehirn aufnehmen und in Butter braten und es einem Hunde zum Neujahrsgeschenke geben lassen? Die Schurken warfen mich in die Themse, mit eben so wenig Bedenken, als wenn sie die blinden Jungen einer Hündin, fünzehn von einem Wurfe, ersäuften und man kann mir es doch an meiner Gestalt ansehen, daß ich eine gewisse Behendigkeit im Untersinken besitze: wäre der Grund so tief als die Hölle, so müßte ich hinunter. Ich wäre ertrunken, aber zum Glück war das Ufer sandig und seicht; eine Todesart, die ich verabscheue; denn das Wasser schwellt einen auf und was wäre ich für ein Geschöpf geworden, wenn ich aufgeschwollen wäre! Ich wäre ein Mumiengebirge geworden. Wohlan, ich will etwas Sekt zu dem Themsewasser schütten; denn mein Bauch ist kalt, als wenn ich Schneeballen statt Pillen verschluckt hätte, um die Nieren abzukühlen.“

Die beiden Frauen zeigten – um ihre Männer zu befriedigen, die ihnen zugeschickten Briefe vor und alle brannten vor Begierde, vollständiger gerächt zu werden. In dieser Hinsicht beschied ihn Eine in den Wald, wo Männer, Weiber, Kinder in Feentracht bereit waren, über ihn herzufallen; sie knippen ihn beinahe zu Tode, dann entdeckten sie sich und er ward dem Gelächter aller Einwohner von Windsor preisgegeben.

Doch wir wollen das Gebiet der Dichtkunst verlassen. Alle Geschichtschreiber stimmen darin überein, daß Falstaff keine feige Memme, kein Vielfraß, kein Trunkenbold, sondern ein tapferer Anführer war, der wegen seiner Tapferkeit von Heinrich IV. zum Ritter geschlagen wurde und einen Jahrgehalt von vierhundert Mark erhielt. Seine Neigungen verleiteten ihn jedoch zum Straßenraube. Anfänglich raubte er allein, aber bald schlug er sich zu den vorher angeführten Personen. Sie waren wohl beritten und furchtbar. Innerhalb hundert englischer Meilen von London war kaum ein Reisender vor ihnen gesichert.

Sir John traf eines Tags einen Pächter an, der vor ihm niederknien und um Geld bitten mußte; darauf raubte er ihm 20 Goldstücke und redete ihn folgendermaßen an: „was für ein heuchlerischer Schuft seyd ihr, daß ihr mich, euren Gefährten, auf diese Art zu betrügen sucht! Ist das die Uebereinkunft, die wir machten, als wir zum Gebete gingen! Wie wenig Menschen auf dieser Erde sind gerecht! Um euch für eure Gottlosigkeit zu bestrafen, will ich behalten, was euch der Himmel in die Taschen gesandt hat, aber damit ihr unterwegs nicht Mangel leidet, nehmt, was ich durch Beten bekommen habe und wenn ihr nach Hause kommt, so sagt euern Nachbarn, was für einem ehrlichen Manne ihr begegnet seyd, der euch acht Shillinge und sechs Pens gab, als ihr ihn um zwanzig große Stücke zu betrügen suchtet.“

Nicht lange nach diesem Abentheuer trafen Sir John und einige von seinen Gefährten den Henker unterwegs an, der sein Amt zu Kingston verrichtet hatte. Sie nahmen ihm das Geld ab, das er bei sich hatte, schleppten ihn in einen nahen Wald und hingen ihn an einem Baume als einen Seind ihrer ganzen Brüderschaft auf.

An dem nämlichen Tage erhielt Sir John Nachricht, daß ein reicher Kaufmann diesen Weg reisen werde. Er zog Frauenzimmerkleider an und als er seinen Raub zu Gesichte bekam, stieg er ab, band sein Pferd an einen Baum, legte sich nieder und erhob die schrecklichsten und jämmerlichsten Klagen. Der Kaufmann schien Mitleid zu empfinden, kam heran und erkundigte sich nach der Ursache ihrer Leiden. Er erhielt die Nachricht, sie (Sir John) habe mit ihrem unmenschlichen Bruder Einen ihrer Verwandten besuchen wollen, und er habe sie in dem Zustande verlassen, in dem er sie jetzt finde und flehete den Hausmann um Beistand an. Der Kaufmann begann bald, die Sprache der Schmeichelei und Leidenschaft zu brauchen, während sich Sir John in seiner Verkleidung über die unschicklichen Freiheiten des Kaufmanns beschwerte und ausrief: „ich bin verloren, es ist um mich geschehen, ich bin auf immer zu Grunde gerichtet! Ach, theurer Herr! was wollen Sie? Was wollen Sie mit mir machen! Ist dies Ihr Mitleiden? Ihre Güte gegen ein armes, elendes Geschöpf? Ach! Sie wollen mir meine Ehre rauben, die mir theurer als mein Leben ist? Ums Himmels willen Herr! haben Sie Schonung!“

Der Kaufmann setzte jedoch seine Zudringlichkeiten fort, während Sir John schluchzte, schrie und sein hartes Schicksal beklagte. Als aber der Kaufmann das Aeußerste wagen wollte, zog dies weibliche Geschöpf zu seinem Erstaunen einen Dolch aus dem Busen, verwundete ihn in den Arm, setzte ihn außer Stand, sich zu wehren, zog ihm mehren Beutel mit Geld aus den Taschen und ritt mit seiner Beute davon.

Bei einer andern Gelegenheit begegnete Sir John nebst Einem seiner Gefährten zwei Mönchen; er beraubte sie, zog ihnen ihre Kutten aus und führte gegen seinen Gefährten als Grund an, daß es keinen Anzug gebe, in welchem man sichrer rauben können als in jenem eines Mönchs. Mein Rath ist also, wir legen die Schafskleidung an und schlagen sogleich unsern Weg nach dem Hause des Pfarrers ein. An einem glücklichen Erfolge dürfen wir gar nicht zweifeln; überlaß die Ausführung der Sache indeß mir. Die Mönche gingen also zum Pfarrer, wurden gut aufgenommen und mit herzlicher Gastfreundschaft unterhalten. Des Morgens standen sie auf, gingen in die Stube des Pfarrers und sagten ihm, es wäre ihre Gewohnheit, um diese Zeit Messe zu lesen und baten ihn, er möchte an ihrer Andacht Theil nehmen. Der gute Mann stand auf, öffnen die Thür, wurde augenblicklich von den Bösewichtern zu Boden geworfen, die ihm Hals und Füße banden , seine Schränke aufmachten, seine Bücher und die Kirchenschlüssel nahmen, alles, was von Werth war, zusammen suchten und mit ihrer Beute davon gingen.

Ein ander Mal wurde Sir John von zwei Räubern angegriffen, denen er unbekannt war. Man forderte ihn auf entweder Geld oder sein Leben herzugeben. Da er mehr ans Nehmen als ans Geben gewöhnt war, so ergriff er augenblicklich den Degen des Einen, hieb den Schuft in den Arm und fiel alsdann wüthend über seinen Gefährten her. Dieser ergriff die Flucht, Sir John verfolgte und nöthigte ihn, ihn, um Gnade zu bitten. Er ließ ihm das Leben, machte Ihm aber heftige Vorwürfe, daß er niemand angreife, der ihm in diesem Gewerbe überlegen sey. Er nahm ihm daher eine große Summe Geldes ab, welches sie unterwegs beraubt hatten. Um sich noch vollständiger an ihm zu rächen, band ihn Sir John, schrieb sein Verbrechen auf ein Blättchen Papier, befestigte es ihm auf der Brust und ließ ihn liegen. Es dauerte nicht lange, so fand man ihn in dieser Lage, brachte ihn vor die Obrigkeit, schaffte ihn ins Gefängniß, und er wurde in der nächsten Gerichtssitzung verurteilt. So war also Sir John das Werkzeug, daß einer seiner Genossen die verdiente Strafe empfing!

Sir John setzte seinen unordentlichen Lebenswandel in Gesellschaft des Prinzen Heinrich und seiner andern Genossen fort. Der Prinz spielte eine sehr ausgezeichnete Rolle dabei und versuchte bisweilen, seinen Vater zu bestehlen. Ein andermal machte er den Versuch, einen Gefangenen zu befreien, schlug den Oberrichter auf der Gerichtsbank und wurde wegen dieser Beleidigung eingekerkert. Der Prinz gehorchte und man gab dem Gerichte Beifall. Der Richter besorgte jedoch bei dem Tode des Vaters und der Thronbesteigung des Sohnes, der Letztere möchte sich wegen eines solchen Beispiel von strenger Gerechtigkeit rächen; der junge König nahm eine finstere Mine an und schalt dem würdigen Richter heftig aus. Dieser vertheidigte sich mit Wärme und Würde und behaupte, daß er auf der Gerichtsbank seinen Vater vorstelle, dessen Ansehen durch das unschickliche Betragen des Prinzen verhöhnt worden sey. Hierauf ersuchte er ihn, sich an seine Stelle zu setzen und zu bedenken, ob er, wenn er König wäre, seine Würde in dem Charakter eines seiner Richter entehren lassen würde?

Zum angenehmen Erstaunen erwiderte der König; „Ihr habt recht gethan, Richter und die Sache richtig beurteilt; daher führt immer fort die Wage und das Schwerdt und ich wünsche, daß Eure Ehre immer zunehmen möge, bis Ihr Euch Einen meiner Söhne beleidigen und eben so gehorchen sehet, wie ich. So lange ich lebe will ich meines Vaters Worte wiederholen: „ich bin glücklich, daß ich einen so kühnen Mann habe, der meinen eigenen Sohn zu bestrafen wagt, und ich bin nicht weniger glücklich, einen Sohn zu besitzen, der so seine Größe in die Hände der Gerechtigkeit legt.“ „Ihr nahmt mich in Verhaft; daher übergebe ich Euren Händen das unbefleckte Schwerdt, das Ihr zu führen pflegtet; mit der Erinnerung, daß ihr immer dasselbe mit der nämlichen kühnen, gerechten und unparteiischen Gesinnung gebrauchen möget, wie Ihr es gegen mich gethan habt. Hier ist meine Hand, Ihr sollt ein Vater meiner Jugend sein und ich will mich Euren weisen Leitungen unterwerfen. Ich will die Erwartungen der Welt vereiteln und die Prophezeiung des gemeinen Haufens zu Schande machen. Der Strom meines Blutes, der bis jetzt keck in Elendigkeit dahin geflossen ist, soll in die See zurück kehren und von da aus in feierlicher Majestät fließen. Die weisesten Männer unserer Nation sollen unsern Staatsrath bilden, von dem der Vater das Oberhaupt seyn und ich will mich in Eure feierlichen Erörterungen mischen, bis wir mit Friede und Krieg vertrauet worden und man eingesteht, daß in England die Nation am besten auf Erden regiert wird.“

Als Sir John Falstaff die Thronbesteigung seines Gefährten vernahm, blähete er sich gewaltig auf und versprach sich große Ehren und Beförderungen. Er befand sich damals in dem Hause eines alten Bekannten, eines gewissen Richters Shallow, der ihm 1.000 Pfund lieh, um seine Würde gehörig zu behaupten, bis der König für ihn sorge. Er eilte nach London und war so glücklich, noch zur Krönung anzulangen. Als er vor seiner Majestät vorbeiging, sagte er mit seiner gewohnten Dreistigkeit: „Gott erhalte Euer Gnaden, König Hal *), mein königlicher Hal!*) Der verkürzte Name von Henry = Heinrich.) Mein süßer Knabe, mein Jupiter! mein Herzchen!“ Wie groß aber war sein Erstaunen, als der König ihn mit finsterer Mine folgendermaßen antworte: „Ich kenne dich nicht, alter Mann! Knie nieder und bete. Wie schlecht steht graues Haar für einen Narren und Possenreißer. Ich habe lange von einer solchen Art von Mann geträumt, wie du bist, so übermäßig angeschwollen, so alt und so liederlich, aber ich bin erwacht und verachte meinen Traum. Laß dir deinen Körper weniger angelegen seyn und bekümmere dich mehr um deine Seele; verlaß die Schlemmerei; wisse, daß dein Grab eine dreimal größere Oeffnung hat, als für andere Leute. Antworte mir nicht mit einem dummen Spaße; bedenke, daß ich nicht bin, was ich war; denn der Himmel weiß es und die Welt soll es erfahren, daß ich mein voriges Selbst weggeworfen habe; so soll es auch bei denen seyn, die mir Gesellschaft leisten. Wenn du hörst, daß ich noch bin, was ich gewesen, dann nähere dich mir und du sollst, was du gewesen bist, der Hofmeister und Anstifter meiner Schwärmereien seyn. Bis dahin verbiete ich dir den Zutritt bei Todesstrafe, wie ich es mit meinen übrigen Verführern gemacht habe und ich befehle dir, dich zehn Meilen von unserer Person entfernt zu halten. Ich will für Euch sorgen, damit ihr nicht aus Noth Böses begeht und wenn wir hören, daß ihr Euch gebessert habt, so wollen wir Euch, eurer Stärke und Eigenschaft angemessen, befördern.“ Der König hielt seinen Entschluß und gewann bald die Herzen aller seiner Unterthanen.

Aber Sir John war im Laster grau worden und erneuerte seine vorige Lebensart. Weder die Drohungen noch die Verheißungen seines Königs konnten seine Besserung bewirken. Er setzte seine Räubereien fort, bis er ergriffen, ins Gefängniß geworfen, gerichtet und schuldig befunden wurde, aber der König, der nicht gern wollte, daß er hingerichtet werde, verwandelte das Todesurtheil in Verweisung. Sein stolzer Sinn konnte jedoch den Schimpf nicht ertragen und er starb vor der zu seiner Verweisung bestimmten Zeit. Das war das Schicksal eines so außerordentlichen Mannes, den der Genius Shakespeares unsterblich gemacht hat.