Der Major Stede Bonnet, S.

Dieser Seeräuber war ein Mann von beträchtlichem Vermögen auf der Insel Barbados; man mußte sich daher wundern, daß er ein so ehrloses, gefährliches Gewerbe ergriff. Er rüstete auf seine Kosten ein kleines Schiff von zehn .Kanonen und siebzig Mann aus und begann in der Nacht eine Fahrt.

In diesem Schiffe, das Revenge (die Rache) hieß, segelte er nach dem Vorgebirge von Virginien, wo er mehrere Schiffe wegnahm, die er ausplünderte. Nach dem Fange verschiedener reicher Prisen, nahm er seinen Lauf nach Long Island, wo er ein nach Westindien bestimmtes Schiff wegnahm und dann einige Leute auf Gardners Insel landete, wo man alle nötigen Lebensmittel bezahlte und sich wieder entfernte ohne jemand etwas zu Leide zu thun. Seine nächste Unternehmung war die Wegnahme zweier andern Schiffe.


Der Major hatte keine geringe Mühe, die verschiedenen Meinungen seines Schiffsvolks über die zunächst einzuschlagende Fahrt mit einander zu vereinigen. Da er selbst kein Seemann war, so war er oft genöthigt, den irrigen Ansichten Anderer nachzugeben. Endlich fand er einen sehr geschickten Gehülfen an Eward Teach, gewöhnlich Black Beard „Schwarzbart“ genannt. Mit diesem vereinigte die Mannschaft des Majors ihr Glück; er selbst ging an Bord von Teach's Schiffe, und blieb als Matrose da. Auf diesem Posten fing Bennet bald an, über sein vergangenes Leben nachzudenken und fühlte Gewissensbisse und Schaam über seine Aufführung. Diese Veränderung in seiner Denkart entdeckten seine Gefährten und er gestand sein heißes Verlangen ein, sich nach einem fremden Lande zu begeben, um daselbst den Ueberrest seiner Tage in der Einsamkeit zuzubringen.

Black Beard fügte sich nach einiger Zeit der königlichen Aufforderung und erhielt Verzeihung. Der Major übernahm dann den Befehl über seine eigenen Schiffe, segelte sogleich nach Bath Town in Nordcarolina und unterwarf sich dem königlichen Aufrufe.

Jetzt begann der Krieg zwischen den drei Verbündeten und Spanien und der Major Bennet begab sich nach der Insel St. Thonias, um vom Kaiser die Erlaubniß zu erhalten, gegen die Spanier Kaper auszurüsten. Bei der Rückkehr fand er, daß Black Beard von den großen Schiffen das Geld und die Waffen weggenommen und siebenzig von den Leuten auf einer wüsten Insel ausgesetzt hatte. Diese Nachricht bekam Bennet von zwei Leuten, die entkommen waren; er schickte ihnen daher das große Boot zu Hülfe, so daß sie alle an Bord des Schiffs des Major gebracht wurden, nachdem sie zwei Tage ohne Lebensmittel und in Todesgefahr gewesen waren.

Bonnet erklärte jetzt seinen Leuten, es sey seine Absicht, sich die Erlaubniß auszuwirken, gegen die Spanier zu kreuzen und wenn sie Lust dazu hätten, so wolle er sie mitnehmen. Alle gaben hierzu sogleich ihre Einwilligung. Jedoch als sie unter Segel gehen wollten, erhielten sie die Nachricht, Black Beard sey nicht weit entfernt und, habe bloß achtzehn bis zwanzig Mann bei sich. Der Major segelte augenblicklich ab, aber es war zu spät, um ihn zu fangen. Da man sich in der Hoffnung getäuscht sah, so nahm man seine Richtung nach Virginien. Nicht weit von den Caps stieß man auf ein Schiff, aus dem man zwölf Fässer Schweinefleisch und vierhundert Schiffspfund, Brod nahm und ihm dafür acht bis zehn Fässer Reis und ein altes Ankertau gab. Zwei Tage darauf fing Bonnet ein Schiff unfern dem Cap Henry, auf welchem sich mehrere Fässer Rum und andere Gegenstände befanden, die sie sehr nothwendig brauchten.

Unter dem Namen des Capitain Thomas fing der Maior Bonnet plötzlich seine vorigen Raubzüge wieder an. Nicht weit vom Capitain Henry nahm er zwei Schiffe weg, die von Virginien nach Glasgow bestimmt waren und die ihn bloß mit einigen hunderten Schiffspfund Tabak versorgten. Den folgenden Tag fing er Eines, das nach den Bermudasinseln bestimmt war, von dem er zwanzig Tonnen Schweinefleisch bekam. Er gab ihm zwei Fässer Reis und zwei Oxhoft Zuckersyrup dafür. Von diesem Schiffe traten zwei Leute in seine Dienste. Die nächste Prise war ein virginisches nach Glasgow bestimmtes Schiff, von dem sie nichts von Werth erhielten. Auf ihrem Kreutzzuge fingen sie noch mehrere Schiffe, obschon von keinem beträchtlichen Werthe.

Hierauf segelten unsere Seeräuber nach Cap Fier River, wo sie lange blieben, weil ihr Schiff leck worden war und sie es ausbessern mußten. Eine kleine Schaluppe gewährte ihnen die Materialien hierzu. Unterdessen wurde es bekannt, daß ein Seeräuber mit seinen Prisen in keiner großen Entfernung entdeckt worden sey. Auf diese Nachricht gerieth der Rath von Südcarolina in Unruhe und es wurden zwei Schiffe ausgerüstet und abgeschickt, um die Seeräuber aufzusuchen. Nach langem Suchen wurden sie entdeckt; es begann ein heftiger Kampf und Bonnet und seine Leute wurden zu Gefangenen gemacht. In kurzem entwischten jedoch der Major und ein gewisser Herriot. Die Einwohner geriethen hierüber in großes Schrecken, weil sie fürchteten, sie möchten Gelegenheit erhalten, ein Schiff zu bekommen und sich an ihnen zu rächen. Daher wurde ein gewisser Oberster Rhet zu seiner Verfolgung abgeschickt und eine Belohnung von 700 Pf. St. Demjenigen versprochen, der sich seiner bemächtige. Man entdeckte sie; Herriot wurde auf der Stelle getödtet, der Major ergab sich, wurde nach Charlestown geschafft, mit verschiedenen Andern verhört, für schuldig erklärt und hingerichtet.