Sir Heinrich Morgan, S.

Die ausgezeichnete Tapferkeit Sir Henry Morgans und die Ereignisse, in denen er aufgetreten, berechtigen ihn mit Grunde zu Einer der ersten Stellen in dieser Räubergeschichte. Er war im Fürstenthume Wales geboren und stammte von einer achtungswerthen Familie ab. Sein Vater war ein reicher Pächter, der junge Morgan aber hatte keine Lust zu dieser fleißigen Lebensart. Er verließ das Haus seines Vaters und eilte nach einem Seehafen, wo verschiedene Schiffe lagen, welche nach der Insel Barbados bestimmt waren. Er trat in die Dienste eines derselben und wurde bei seiner Ankunft auf der Insel als Sklave verkauft. Sobald er seine Freiheit wieder erhalten hatte, ging er nach Jamaika. Hier fand er zwei Seeräuber, die im Begriff standen, in See zu stechen; er verfügt sich an Bord des Einen davon, in der Absicht, ein Seeräuber zu werden. Nachdem er mehrere glückliche Reisen gemacht hatte, kam er mit Einigen seiner Gefährten überein, Geld zusammen zu schießen, um sich ein Schiff zu kaufen. Dies that man und er wurde einstimmig zu dessen Capitain erwählt.

Mit diesem Schiffe kreuzte er an den Campescheküsten, nahm mehrere Schiffe weg und kehrte im Triumpfe nach Jamaika zurück. Bei seiner Ankunft rüstete ein alter Seeräuber, ein gewisser Mansvelt, eine Flotte aus, um auf dem festen Lande von Amerika zu landen und zu plündern. Morgans Glück bewog Mansvelt, ihn zu seinem Viceadmiral zu machen. Sie fuhren mit einer F lotte von fünfzehn Schiffen und fünfhundert Mann von Jamaika ab und langten bei der Insel St. Catharina an. Hier landeten sie und der größte Theil der Mannschaft ging ans Ufer.


Sie zwangen die Besatzung bald zur Uebergabe und nötigten sie, alle Forts und Kastelle auszuliefern, welche sie zerstörten; bloß Eines verschonten sie, in das sie hundert Mann legten und die Sklaven thaten, welche sie von den Spaniern gemacht hatten. Hierauf segelten sie nach einer benachbarten kleinen Insel und nachdem sie beide Inseln mit Feuer und Schwerdt verheert hatten und einige Anordnungen getroffen hatten, welche zur Versorgung des Castells erforderlich waren, in das sie eine Besatzung gelegt hatten, gingen sie wieder unter Segel, um neue Beute aufzusuchen. Sie kreuzten an den Küsten von Costa Rica und liefen in den Fluß Calla ein, um alle Städte an der Küste auszuplündern.

Als der Gonverneur von Panama von ihrer Ankunft und von ihren vorigen Räubereien Nachricht erhielt, zog er Truppen zusammen, um sich den Seeräubern zu widersetzen. Bei seiner Annäherung ergriffen sie die Flucht und eilten nach der Insel St. Catharina. um ihre Gefährten aufzusuchen, welche sie daselbst als Besatzung gelassen hatten. Der Gouverneur Simon hatte die große Insel in Vertheidigungstand gesetzt und die kleine mit solcher Sorgfalt angebauet, daß sie im Stande war, für die ganze Flotte frische Lebensmittel zu liefern. Die Nähe dieser Inseln an den spanischen Besitzungen und die Leichtigkeit ihrer Verteidigung machten Mansvelt große Lust, sie im beständigen Besitze zu behalten.

In dieser Absicht kehrte er nach Jamaica zurück, um mehrere Truppen dahin zu schicken, damit sie sich im Fall eines Angriffs von Seiten der Spanier selbst vertheidigen könnten. Bei seiner Rücklehr zeigte er dem Gouverneur von Jamaika seine Absicht an, allein dieser fürchtete, den König von England zu beleidigen und die Stärke seiner eigenen Insel zu schwächen; er schlug also sein Gesuch ab. Mansvelt ging daher nach der Insel Tortola, um den dortigen Gouverneur um Verstärkung ersuchen, allein ehe er seine Absicht ausführen konnte, wachte der Tod plötzlich seiner verruchten Lebensart ein Ende.

Der Befehlshaber der Besatzung von St. Catharina, der keine Nachricht von seinem Admiral erhielt, gerieth über die Ursache seiner langen Abwesenheit in große Unruhe. Der spanische Gouverneur, der einsah, wie nachtheilig es für seinen Herrn sey, wenn diese beiden Inseln in den Händen der Seeräuber blieben, rüstete eine ansehnliche Flotte aus, um die Insel wieder zu erobern. Ehe er jedoch zum Aeußersten schritt, schrieb er an Simon, zeigte ihm an, daß, wenn er sie freiwillig übergebe, er reichlich belohnt werden sollte, leiste er aber Widerstand, so solle ihn die harte Strafe treffen. Da Simon keine Hoffnung sah, die Insel gegen eine solche überlegene Macht vertheidigen zu können, so übergab er sie den Händen ihres rechtmäßigen Eigenthümers. Wenige Tage darauf langte ein englisches Schiff von Jamaika mit einer großen Anzahl Männer, Weiber und mit Vorräthen an. Als die Spanier die Schiffe vom Castell erblickten, beredeten sie Simon, an Bord zu gehen und sie in den Hafen zu locken. Dies that er auf eine geschickte Art und alle wurden weggenommen.

Morgans Thätigkeit und Muth beschäftigte sich bald mit der Ausführung neuer Pläne. Zuerst rüstete er ein Schiff aus, um so viel Leute als möglich zur Bildung einer beträchtlichen Flotte zu sammeln, und seine Räubereien fortzusetzen. Da es ihm gelang, eine Flotte von 12 Segeln mit 700 Mann zusammen zubringen, so machte er einen gewissen Theil der Insel Cuba zum Sammelplatze. Diese Insel liegt zwischen dem 20 und 23° NB. und ist hundert und fünfzig Meilen (leagues) lang ungefähr 40 breit. Ihre Fruchtbarkeit kommt jener von Hispaniola gleich; sie ist zum Handel geeignet und liefert eine Menge Häute, die man Hannahhäute nennt. Sie ist von einer Menge kleiner Inseln umgeben, welche den allgemeinen Namen Cayos führen. Diese sind ein Zufluchtsort für die Seeräuber, wo sie ihre Berathschlagungen in Betreff ihrer Angriffe auf die Spanier halten. Derselbe ist reichlich mit Flüssen und Bächen versehen und mehrere bequeme Häfen sind an der Küste dieser schönen Insel. Sie hat zwei vorzügliche Städte, unter denen alle übrigen Städte und Dörfer stehen. Häute, Tabak, Zucker und Campescheholz sind die vornehmsten Handelsartikel, welche ehrlich in großer Menge nach Europa geschafft werden.

Capitain Morgan hatte sich bloß zwei Monate im Süden von Cuba befunden, als er auf seiner Flotte einen Kriegsrath hielt, um Maaßregeln zum Angriff auf irgend einen Theil der spanischen Besitzungen zu verabreden. Mehrere Vorschläge kamen in Antrag; endlich aber beschloß man, die Stadt el Puerto del Prinzipe. anzugreifen. Als man in der Bucht dieser Stadt anlangte, schwamm ein Spanier, der sich an Bord der Seeräuberflotte befand in der Nacht ans Ufer und gab dem Gouverneur und den Einwohnern der Stadt Nachricht von ihren Absichten. Sie versteckten sogleich ihre Reichtümer; man hielt Musterung über die ganze Macht, um den Angreifenden Widerstand zu leisten; brachte ungefähr 800 Mann zusammen, hieb Bäume um, legte sie queer über die Wege, um den Marsch der Seeräuber aufzuhalten, machte mehrere Verstecke und besetzte einen Post, durch .den sie vorzudringen hofften. Der Gouverneur stellte sich mit dem Ueberreste seiner Macht auf einer weiten Ebene in der Nachbarschaft der Stadt auf.

Da Capitain Morgan den Weg nach der Stadt unzugänglich fand, so machte er einen Umweg durch die Wälder, entging mehrern Hinterhalten und langte mit großer Mühe auf der Ebene an, wo die Spanier standen, um die Seeräuber kräftig zu empfangen. Zuerst griff sie eine Abteilung Reiterei an, aber Morgan ließ seine Mannschaft einen Halbzirkel schließen und fiel so tapfer und so geschickt über die Spanier her, daß sie ihrer Sicherheit wegen nach den Wäldern hin flohen; ehe sie aber diese erreichten, fiel der größte Theil unter den Schwertern der Angreifenden. Nach einem vierstündigen Gefechte drangen Morgan und seine Leute in die Stadt ein, allein die Einwohner hatten sich in ihre Häuser eingeschlossen und feuerten auf die Seinde. Da sie ihm in dieser Stellung viel Schaden zufügten, so drohete er, daß wenn sie sich nicht freiwillig ergeben, sie ihre Stadt bald in Flammen und ihre Weiber und Kinder vor ihren Augen in Stücken gehauen sehen würden. Diese Drohung setzte sie in Schrecken und sie ergaben sich den Seeräubern auf Gnade und Ungnade.

Die Seeräuber überließen sich jetzt beispielloser Grausamkeiten, schossen Männer, Weiber und Kinder in den verschiedenen Kirchen nieder und plünderten die Stadt; hierauf durchsuchten sie die ganze umliegende Gegend, plünderten sie aus und fangen an im Ueberfluß und in Freude zu leben, während sie ihre Gefangenen verhungern ließen. Noch nicht damit zufrieden, begannen sie dieselben zu martern, um sie zur Entdeckung ihres Vermögens zu zwingen.

Als sie nichts mehr zu plündern fanden und die Lebensmittel selten wurden, dachten sie auf den Abzug. In dieser Absicht machten sie den unglücklichen Einwohnern bekannt, daß wenn sie sich nicht loskauften, sie insgesammt nach Jamaika geschafft und ihre Stadt in Asche gelegt werden sollte. Die Spanier schickten daher Einige von den Ihrigen wegen der verlangten Contribution zur Durchsuchung der Wälder und des Landes auf. In kurzer Zeit kamen dieselben zurück und meldeten dem Capitain Morgan, sie seyn nicht glücklich gewesen, sie baten jedoch um 14 Tage Aufschub, um das verlangte Lösegeld herbei zu schaffen. Er willigte in dies Gesuch, aber bald fing man einen Neger mit Briefen von dem Gouverneur von St. Jago auf, der die Gefangenen aufforderte, sie möchten bei den Seinden Zeit zu gewinnen suchen, bis er zu ihrem Beistande herbei kommen könne.

Der Capitain Morgan befahl nunmehro die gesammte Beute an Bord der Schiffe zu schaffen und ließ den Spaniern sagen, daß, wenn sie nicht den andern Tag das Lösegeld bezahlten, er die Stadt in Brand stecken würde.

Die Einwohner gaben zur Antwort, daß sie durchaus ni cht im Stande seyn, in so kurzer Zeit eine solche Summe aufzubringen, da sich die ausgeschickten Boten nicht alle in der Nähe befänden. Morgan kannte ihre Absicht; da er es aber nicht für sicher hielt, länger an diesem Orte zu bleiben, so verlangte er von ihnen 400 Ochsen oder Kühe nebst hinlänglichem Salze, um das Fleisch einzusalzen, jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung, daß man es an Bord der Schiffe schaffe. Er zog sich nunmehro mit seinen Leuten zurück und nahm sechs der vornehmsten Einwohner als Geiseln mit, bis man das Versprochene erfüllt hatte. Mit aller möglichen Eil schlachtete man die Achsen, salzte sie ein und schaffte sie an Bord; die Geiseln wurden freigegeben, Capitain Morgan verließ den Ort und richtete seine Fahrt nach einer gewissen Insel, wo er seine Beute theilen wollte.

Bei seiner Ankunft daselbst fand er, daß er bloß 50.000 Achter * (Wahrscheinlich Realen de Plata Mexicana) in Geld und in Gütern hatte. Dies war zur Bezahlung ihrer Schulden auf Jamaika nicht hinreichend, der Capitain machte daher den Vorschlag, neue Unternehmungen zu versuchen, ehe sie nach Hause kehrten. Zur Sicherung eines glücklichen Erfolgs ermahnte er sie, ein unbedingtes Vertrauen zu seiner Leitung zu haben; denn er werde den beabsichtigten Zweck sicher ausführen.

Die Franzosen veruneinigten sich jedoch mit den Engländern, und verließen an der Zahl 460 den Capitain Morgan, um ihr Glück auf eigene Hand zu versuchen. Diese Trennung machte den entschlossenen Capitain nicht kleinmüthig; er suchte vielmehr seinen Leuten dieselbe Gesinnung einzuflößen und nahm mit einer Flotte von neun Schiffen seine Richtung nach dem festen Lande.

Unterdessen verbarg er vor jedermann auf der Flotte seine Absichten; ergab seinen Leuten bloß die Versicherung, daß, wenn sie seiner Leitung folgten, er sie mit einer unermeßlichen Beute bereichern werde. Als er an der Küste von Costarica anlangte, erklärte er ihnen, es sey seine Absicht, die Stadt Puerta Vela bei Nacht wegzunehmen. Er munterte sie zu diesem kühnen Unternehmen durch die Versicherung eines glücklichen Erfolgs auf und da er seine Absicht niemand mitgetheilt hätte, so würden die Einwohner durch eine Ueberrumpelung zu Gefangenen gemacht werden. Einige machten wegen ihrer geringen Anzahl Einwendungen, allein der Capitain gab zur Antwort, ist unsere Anzahl klein, so sind unsere Herzen groß und je weniger wir sind, desto größer die Einheit und je größer der Antheil an der Beute. Durch die Hoffnung großer Reichthümer aufgemuntert, gaben sie insgesammt ihre Einwilligung zu dem Angriffe.

Dieser Platz wird für den stärksten gehalten, den der König von Spanien in Westindien besitzt. Havannah und Carthagena ausgenommen. Zwei Castelle stehen am Eingange des Hafens, die beinahe für unüberwindlich angesehen werden. Die Besatzung bestand aus 300 Mann und die Stadt wird von etwa 400 Familien bewohnt. Da der Platz wegen gewisser schädlichen Ausdünstungen ungesund ist, welche von den Bergen herabsteigen, so halten sich die Kaufleute nur dann da auf, wenn die Galleonen aus Spanien ankommen und dahin zurückkehren.

Der Capitain Morgan, der genau mit der ganzen Küste und mit allen Zugängen zur Stadt bekannt war, traf in der Abenddämmerung an einer Stelle etwa zehn Meilen westlich von der Stadt ein. Er fuhr den Fluß hinauf zu einem andern Hafen, Puenta Pantia genannt und ging vor Anker. Mit weniger Mannschaft verließ er die Schiffe, der Ueberrest trat in die Bote und Kähne und gegen Mitternacht stiegen sie ans Land und marschirten auf die erste Stadtwache los. Ein Engländer, der in dieser Stadt als Gefangener gelebt hatte, war ihr Führer und hatte nebst einigen Andern Befehl, die Schildwache entweder gefangen zu nehmen oder zu tödten. Man bemächtigte sich ihrer, ehe sie Lerm machen konnte und brachte sie mit gebundenen Händen zu dem Capitain Morgan, der sie fragte, wie es in der Stadt stehe und wie stark die Besatzung sey u. s. w. Außerdem drohete er ihr den augenblicklichen Tod, wenn sie nicht die lautere Wahrheit sage. Hierauf rückte er gegen die Stadt, mit der Schildwache voraus, an, und als er am ersten Castell anlangte, umringte er es mit seinen Leuten.

In dieser Stellung befahl er der Schildwache, den Leuten innerhalb der Wälle zuzurufen und ihnen zu sagen, daß, wenn sie sich nicht ergäben, sie insgesamt ohne alle Barmherzigkeit in Stücken gehauen werden würden. Sie achteten aber diese Drohungen nicht, sondern gaben augenblicklich Feuer, wodurch die ganze Stadt in Unruhe gerieth. Die Seeräuber eroberten jedoch das Castell und nachdem man die Offiziere und Gemeinen in eine Stube eingesperrt hatte, sprengten sie das Castel. mit allen seinen Bewohnern in die Luft. Man setzte den Sieg fort und griff die Stadt an. Da der Gouverneur die Truppen nicht wieder sammeln konnte, so flohen die Bürger nach Einem von den Castellen und feuerten von da auf die Seeräuber. Der Angriff dauerte von Tagesanbruch bis zu Mittage fort und der Sieg blieb lange unentschieden, bis ein Trupp von denen, welche das andere Castel erobert hatten, mit lautem Sigesgeschrei zu ihrem Capitain stießen. Dies gab dem Capitain neuen Muth, alle seine .Kräfte aufzubieten, um auch dieses Castell zu erobern. Es wurde hierzu um so mehr aufgemuntert, da sich die vornehmsten Einwohner mit allen ihren Reichthümern und Silbergeschirr, das den verschiedenen Kirchen gehörte, in diesem Fort befanden.

In dieser Absicht ließ er in aller Elf zehn his Zwölf Leitern verfertigen und nachdem er eine Anzahl Mönche und Nonnen aus den Klostern hatte holen lassen, befahl er, sie an die Wälle zu stellen. Der Befehlshaber des Castells bekümmerte sich jedoch wenig um den Aberglauben seiner Landsleute; er war taub gegen all ihr Geschrei und gegen alle ihre Bitten, sich zu ergeben und ihr und sein Leben zu schonen. Dieser brave Mann erklärte, er werde das Castell nie übergeben und da er auf die Belagerer zu feuern fortfuhr, so wurden mehrere Mönche und Nonnen getödtet, ehe die Leitern an den Wällen befestigt werden konnten. Als man endlich hiermit zu Stande war, fliegen die Seeräuber in großer Menge hinauf und hatten Granaten und irdene Töpfe mit Pulver in den Händen, welche sie oben auf den Wällen anzündeten und unter die Spanier warfen.

Die Spanier, die sich nicht länger vertheidigen konnten, warfen die Gewehre weg und ergaben sich, allein der tapfere Befehlshaber wollte nichts von einer Ergebung wissen und tödtete nicht bloß mehrere Seinde, sondern auch Einige von seinen eigenen Leuten, weil sie es unterließen, den Seind zurückzuschlagen. Da man ihn nicht gefangen nehmen konnte, so sah man sich genöthigt, ihn zu erschießen; er blieb trotz den Wehklagen und Bitten seiner Frau und Tochter unerbittlich und erklärte, er wolle lieber als ein tapferer Soldat sterben, denn als eine feige Memme gehangen werden. Nach Eroberung des Castells sperrten die Seeräuber alle Verwundete, die sie sterben ließen und die Männer und Weiber in besondere Zimmer, mit einer starken Wache davor und überließen sich allen Arten von Schwelgereien und Ausschweifungen. Dann brachten sie die Gefangenen auf die Folter, um sie zum Geständnis zu bringen, wohin sie ihr Geld und ihr Vermögen versteckt hätten.

Unterdessen erhielt der Präsident von Panama Nachricht von ihrem Unglücke und von der Einnahme der Stadt und suchte sogleich eine solche Macht auf die Beine zu bringen, welche die Seeräuber zu vertreiben im Stande sey. Die Ungesundheit des Himmelsstrichs, ihre eigenen Ausschweifungen und das Schwerdt hatten die Anzahl von Morgans Leuten gar sehr vermindert; er gab daher Befehl, die gesammte Beute an Bord zu schaffen und Anstalt zur Abfahrt nach einem andern Hafen zu treffe während dieser Zubereitung verlangte Capitain Morgan von den Einwohnern 100.000 Stück Achter Lösegeld für die Stadt, da er sie sonst in einen Aschenhaufen verwandeln werde.

In dieser Verlegenheit wurden zwei Boten an den Präsidenten von Panama geschickt, um ihn von ihrem Unglücke zu unterrichten und ihn um Beistand zu ersuchen. Da er eine Armee beisammen hatte, so marschirte er gegen Puerta Vela; allein Morgan stellte hundert Mann von den Seinigen in einen engen Paß, durch den er nothwendig ziehen mußte; die Spanier wurden sogleich in die Flucht geschlagen und der Präsident kehrte mit dem Reste seiner Truppen nach Hause zurück. Auf diese Art waren die Einwohner ihrem grausamen Schicksale überlassen und brachten die verlangte Summe zusammen. Der Capitain Morgan versorgte seine Flotte mit Lebensmitteln, schaffte mehrere der besten Kanonen von dem Castell auf die Schiffe und segelte nach der Insel Cuba , um daselbst die Beute zu theilen. Diese belief sich auf 250.000 Achter (pieces of eight) nebst einer großen Menge Kleider, Leinwand, Seide und anderer Güter. Mit diesem großen Raube segelte er nach Jamaika; als er hier anlangte, fingen wieder die gewöhnlichen Ausschweifungen und der Aufruhr an.

Nachdem man alles das Seine wieder durchgebracht hatte, gab Morgan seiner Flotte Befehl sich an der Cowinsel zu versammeln. Da sein neuestes Unternehmen ihm einen großen Ruf erworben hatte, so bereinigten sich viele andere Seeräuber mit ihm und er sah sich bald an der Spitze einer mächtigern Flotte, als er noch befehligt hatte. Die Franzosen, die sich mit ihm vereinigt hatten, traueten ihm jedoch nicht, verließen seine Flagge wieder und setzten ihre eigenen Abentheuer fort. Der Capitain Morgan segelte nach der Insel Savona mit einer Flotte von 15 Schiffen, die vollständig bemannt waren. Darauf setzte er seine Fahrt fort, bis er in Hafen von Ocoa anlangte. Hier landete er Einige von seinen Leuten und schickte sie in die Wälder, um Wasser und frische Lebensmittel zu holen. Sie kamen mit verschiedenen Thieren zurück, die sie geschossen hatten, allein die Spanier, die über ihr Benehmen unzufrieden waren, legten ihnen eine Falle, um sie zu fangen, wenn sie wieder einen Versuch machten, in ihrem Lande zu jagen.

Sie ertheilten drei bis vierhundert Mann von St. Domingo Befehl, in allen benachbarten Wäldern zu jagen und alle Thiere zu tödten. Die Seeräuber gingen in wenig Tagen wieder auf die Jagd und fanden nichts, was sie tiefer in die Wälder hätte locken können. Die Spanier bewachten alle ihre Schritte, sammelten eine Heerde Kühe und übergaben sie der Aufsicht von zwei bis drei Leuten. Die Seeräuber tödteten Einige davon, aber als sie dieselben fortschaffen wollten, fielen die Spanier wüthend über sie her und zwangen sie, sich auf ihre Schiffe zu flüchten; allein auf ihrem Rückzuge gaben sie häufig auf ihre Verfolger Feuer, so daß diese wiederum die Flucht ergriffen und in die Wälder verfolgt wurden. Mehrere wurden dabei getödtet. Der Capitain Morgan, den der Angriff auf seine Leute wüthend machte, setzte den andern Tag 200 Mann ans Land und durchsuchte die Waldungen; da man aber keinen Seind fand, so steckte man die zerstreuet liegenden Hütten der Landleute in Brand und kehrte nach den Schiffen zurück.

Voll Ungeduld wartete er auf Einige von seinen Schiffen, die noch nicht eingetroffen waren; als sie jedoch nicht kamen, ging er nach der Insel Savona unter Segel. Bei seiner Ankunft an diesem Orte sah er sich wieder getäuscht, indem der Ueberrest seiner Flotte noch nicht zu ihm stieß; während er mit großer Ungeduld auf sie wartete, schickte er Einige von seinen Leuten ab, um Lebensmittel zu holen. Die Spanier waren jedoch jetzt so wachsam und auf die Verteidigung ihrer Personen und ihres Eigenthums so vorbereitet, daß sie mit leeren Händen zurück kehren mußten.

Der Capitain Morgan gab alle Hoffnung von der Ankunft seiner übrigen Schiffe auf, musterte diejenigen die zugegen waren und fand, daß sich ihre Anzahl auf acht belaufe, auf denen fünfhundert Mann waren. Mit dieser kleinen Anzahl konnte er seinen ursprünglichen Plan nicht fortsetzen und auf Anrathen eines Franzosen, welcher bei der Einnahme von Maracaibo gewesen war, beschloß er, diesen Platz zum zweiten Male auszuplündern. Nachdem sie auf der Insel Ruba Wasser eingenommen hatten, langten sie auf dem See von Maracaiba an, nahmen nach einigen Gefechten die Forts am Eingange in Besitz und kamen in die Stadt in kleinen Böten und Kähnen. Bei ihrer Ankunf verließen die Einwohner die Stadt und nachdem man alles Eigenthum weggenommen, was man finden konnte und an den Gefangenen, die man in der Nachbarschaft gemacht, unerhörte Grausamkeit verübt hatte, beschloß der Capitain Morgan, nach Gibraltar zu segeln und eine Schlacht zu wagen. Einige von den vornehmsten Gefangenen nahm er mit, Andere schickte er nach Gibraltar, um die Einwohner von den barbarischen Grausamkeiten zu unterrichten, welche sie gegen ihre Landsleute hatten verüben sehen und sie zu versichern, daß, wenn sie sich nicht Morgan ergeben, sie das nämliche Schicksal haben würden. Ungeachtet man anfänglich Widerstand leisten zu wollen schien, so ergriff doch alles in der Stadt, außer einem Blödsinnigen, die Flucht, sobald sich die Seeräuber näherten, nahm seine Reichthümer und das Schießpulver mit und vernagelte die Kanonen der Festung.

Diesen einzigen blödsinnigen Menschen, der in der Stadt zurück geblieben war, marterten sie, obschon Morgan und seine Genossen recht gut einsahen, daß es ein blödsinniger sey, doch mit beispielloser Grausamkeit, um ihn zur Entdeckung des Zufluchtsorts der Einwohner zu zwingen, allein er wußte hiervon nichts und starb unter ihren barbarischen Händen. Man schickte Abtheilungen ab, welche das Land durchstreifen sollten, um die Flüchtlinge aufzusuchen, die sie auf die grausamste Art mißhandelten, wenn sie sie entdeckten. Einem dieser Unglücklichen wurde von Morgan selbst der Kopf abgehauen, der dem Gouverneur nachspürte, allein derselbe hatte sich nach einem hohen Berge geflüchtet und entging Morgan und seiner Rotte glücklich. Der starke Regen und der Mangel an Munition hatten die Seeräuber in große Noth gebracht und wären die Spanier nicht so erschrocken gewesen, so würden sie sich der Freibeuter leicht haben bemächtigen können.

Morgan kehrte mit einer großen Anzahl Gefangener nach Gibraltar zurück, welche um ein Lösegeld unterhandelten, damit die Stadt nicht in Brand gesteckt wurden Hierauf segelte er nach Maracaibo ab, wo er die Nachricht erhielt, es liege eine spanische Flotte in mehrern großen Schiffen am Eingange der Straße, um sein Entkommen zu verhindern. Dieser Umstand setzte seine Leute und ihn selbst in großes Schrecken. Er ließ sich jedoch von seiner Furcht nichts merken, sondern stellte sich sehr beherzt, schickte einen Brief an den Admiral und verlangte ein sehr hohes Lösegeld, wenn er die Stadt Maracaibo nicht niederbrennen solle. Seine Forderung erhielt keine günstige Aufnahme und der spanische Admiral wollte von nichts als von der Auslieferung der Gefangenen, Geiseln und allen Eigenthums wissen. In dieser Verlegenheit versammelte Morgan seine Leute und fragte sie, ob sie das zurückgeben, was sie durch so viel Anstrengungen und Gefahren erobert hätten, oder ob sie sich durch den Seind hindurch schlagen wollten? Einmüthig nahmen sie den letztern Vorschlag an.

Verzweiflung schärfte ihre Erfindungskraft und erhöhete ihren Muth. Fast augenblicklich machten sie sich an die Zubereitung eines Branders, mit welchem sie das spanische Admiralsschiff vernichten wollten und vermehrten die Stärke ihrer übrigen Schiffe ansehnlich. Capitain Morgan ging mit seiner Flotte unter Segel und griff den Seind früh Morgens an; der Brander hing sich größte Schiff und zerstörte es bald; die andern beiden flohen nach dem Castelle am Eingange, wo Eines davon von seinem eigenen Leuten versenkt wurde, das andre ergab sich den Seeräubern. Stolz auf diesen ausgezeichneten Vorteil stiegen die Seeräuber sogleich ans Land und hofften, das Castell werde sich bei ihrer Erscheinung ergeben, allein sie irrten sich in ihrer Hoffnung; denn sie fanden hier den heftigsten Widerstand und mußten zuletzt wieder auf ihre Schiffe fliehen.

Der spanische Admiral entkam durch die Flucht ans Ufer und war sehr traurig, als er so viele seiner tapfern Landsleute erblickte, die lieber in den Wellen umkommen, als sich gefangen nehmen lassen wollten.

Morgan segelte wieder nach Maracaibo, wo er das große Schiff, das er erobert hatte, ausbesserte, an dessen Bord er seine Flagge aufsteckte. Er schickte dann noch einmal an den spanischen Admiral und verlangte für die Stadt Maracaibo ein Lösegeld, von welchem dieser brave Offizier durchaus nichts hören wollte, sondern den Seeräubern mit Rache drohete. Die Einwohner boten jedoch 20.000 Stück Achter außer 500 Ochsen zur Verproviantirung seiner Flotte an, wenn er die Stadt verschonen und die gefangenen Spanier freigeben wollte. In diese letzte Bedingung wollte er jedoch nicht willigen; er fürchtete, der spanische Admiral möchte seine Flotte mit den Kanonen von dem Castell vernichten, wenn er durch die Meerenge führe. In dieser Absicht wünschte er die Gefangenen zu behalten, um dem Admiral ein Geschenk anzubieten. Er schickte Einige davon nach dem Castelle, um dem Admiral anzudeuten, daß wenn er die Flotte nicht ungehindert vor dem Castelle vorbeifahren ließe, er jeden in Händen habenden Gefangenen aufhängen werde. Der Admiral wollte den Bitten dieser unglücklichen Gefangenen kein Gehör geben, sondern beschuldigte sie sogar der Feigheit und erwiderte, er werde sich der Durchfahrt der Seeräuber aus allen Kräften widersetzen.

Wegen dieses Entschlusses stand Morgan eine Weile an, ehe er sich entschied, was zu thun sey. Zuerst theilten sie ihren Raub, der sich außer einer außerordentlich großen Menge von Waaren und Sklaven auf 250.000 Stücken Achter belief; dann redete er seine Leute an und berathschlagte, was man für Maaßregeln zu ergreifen habe, um vor dem Castell vorbei zu kommen. Endlich kam man über eine Kriegslist überein, welche auch gelang. Bei Tage schickte man die Boote mit Mannschaften ans Ufer, als ob man das Castell zu Lande angreifen wolle. Die Boote wurden eine Zeit lang durch die Bäumen am Ufer vor dem Castell versteckt, aber in kurzem kehren sie zurück und zwar dem Scheine nach bloß mit zwei bis drei Mann in demselben, um den Seind zu hintergehen, während sie alle unten auf den Böten lagen. Die Spanier erwarteten, daß die Macht, die gelandet worden war, das Castell in der Nacht angreifen werde; sie schafften ihr gesammtes schweres Geschütz nach der Landseite und ließen die, welche die See beherrschte, ganz ohne Geschütz; die Seeräuber fuhren daher in der Nacht ungehindert vorbei.

Als die Spanier sahen, daß die Seeräuber glücklich vorbei zu kommen im Begriff seyn, schafften sie alle ihre Kanonen nach der andern Seite des Castells und machten ein fürchterliches Feuer auf sie, allein sie setzten ihre Durchfahrt ohne vielen Verlust oder Schaden durch. Capitain Morgan schickte nunmehro ein Boot mit Einigen von den Gefangenen nach dem Castell und feuerte zum Abschiedsgruße sieben große Kanonen ab.

Auf dieser Reise überfiel sie plötzlich ein gewaltiger Sturm; bald mußten sie Anker werfen, bald wieder in die See stechen; bald liefen sie Gefahr, in der Tiefe des Meeres begraben, bald an das Ufer geworfen und von den Spaniern oder Indianern ermordet zu werden. Zum Glück für Morgan und seine Leute legte sich der Sturm und sie langten glücklich auf Jamaika an.

Nicht lange nach ihrer Ankunft daselbst leerten ihre Ausschweifungen ihre Beutel und sie mußten auf neuen Raub ausgehen. Nachdem er seine Leute zu Pont Caullion versammelt hatte, hielt er eine Beratschlagung über das nächste Abenteuer, das sie unternehmen wollten. Unter, dessen fand man für nothwendig, vier Schiffe und ein Boot mit 400 Mann nach dem festen Lande zu schicken, um einige Küstenstädte wegen Lebensmittel auszuplündern und die Wälder zu durchsuchen, um wilde Thiere zu erhalten. Diese Schiffe verweilten einige Tage in der Mündung des Flusses Cow; die Spanier bekamen daher von ihrer Ankunft Nachricht und hatten Zeit, ihre Sachen und ihr Geld zu verstecken und Anstalten zu ihrer Verteidigung zu treffen. Hier bemächtigten sie sich eines reich beladenen Schiffes und landeten ungeachtet allem Widerstande der Spanier, die sie in die Wälder verfolgten und von denen sie mehrere durch Martern zwangen ihnen ihr Geld und ihr Eigenthum auszuliefern. Unzufrieden mit dem, was sie erhalten hatten, erpreßten sie bei ihrer Abfahrt noch 4.000 Scheffel Mais als Lösegeld für die Stadt.

Die Rückkunft dieser Schiffe und ihr glücklicher Fang war die Veranlassung von Morgans und seiner Leute Jubel. Sie theilten den Mais und das Fleisch in gleiche Theile und nahmen ihren Lauf nach dem Cap Tiberon. Die Flotte bestand aus 30 Segeln mit 2.000 Mann, außer Seeleuten und Schiffsjungen. Der Capitain theilte seine Flotte in zwei Escadern und übertrug den Befehl über die zweite dem Vizeadmiral. Hierauf hielt er einen Kriegsrath, dem alle seine Capitaine beiwohnten; diesen gab er unter andern die Weisung, die Spanier als Seinde der englischen Nation seindlich zu behandeln.

Vom Cap Tiberon segelte Morgan nach St. Katharina, das damals die Spanier im Besitz hatten, ließ tausend Mann ans Land steigen und rückte nach dem Aufenthaltsorte des Gouverneurs vor, allein er fand, daß sich die Besatzung nach der nahen kleinen Insel zurückgezogen und sich daselbst stark verschanzt hatte. Bei ihrer Annäherung empfing man sie sehr entschlossen, so daß sie die ganze Nacht auf der Erde liegen mußten, wo es ihnen an allen Arten von Lebensmitteln fehlte, aber man steckte eine Waffenstillstandsflagge auf; es fand eine Kapitulation statt und man kam endlich überein, die Insel Morgan und seinen Leuten zu übergeben. Als sie Meister der Insel waren, suchten sie eilig ihren Hunger zu stillen und verübten alle Arten von Ausschweifungen und Mordungen. Nach einiger Zeit plünderten sie das Pulvermagazin und andere Vorratshäuser, schafften die vorzüglichsten Kanonen an Bord, zerstörten die andern und richteten ihren Angriff auf das Castell von Chagre.

Dies Castell liegt an der Mündung des Flusses auf einem hohen Berge und ist von hölzernen Pallisaden umgeben. Auf der Landseite hat es vier Stationen und ist von der See her ganz unzugänglich. Die Seeräuber, die sich von diesen Hindernissen nicht abschrecken ließen, machten einen Angriff darauf, wurden aber mit einigem Verluste zurückgeschlagen. In dem Gefechte wurde Einer der Seeräuber mit einem Pfeile verwundet, den er sogleich wieder herauszog, in Baumwolle einwickelte und ihn aus seiner Flinte schoß. Der Pfeil fiel auf ein mit Palmblättern gedecktes Haus, die Baumwolle war von dem Pulver angezündet worden und steckte das Haus in Brand. Das Feuer ergriff eine große Menge Pulver, das in die Luft flog und eine fürchterliche Bestürzung verursachte. während die Spanier das Feuer zu löschen suchten, steckten die Seeräuber die Pallisaden in Brand und drangen in kurzem in die Festung ein. Der Gouverneur wurde getödtet und der größte Theil seiner Leute sprang lieber in die See, als daß er die Martern dieser grausamen Seeräubers abwartete.

Auf die Nachricht von diesem glücklichen Unternehmen verließ Morgan St. Katharina und eilte nach diesem Orte, wo er mit allen Arten von Freudensbezeugungen empfangen wurde. In die Festung legte er eine Besatzung, bemächtigte sich aller Schiffe und richtete an der Spitze von 1.200 Mann seinen Lauf nach Panama; allein er verließ sich zu viel auf das Lächeln des Glücks und nahm einen zu geringen Vorrath von Lebensmitteln mit sich. Auf ihrer Fahrt hatten sie also viel vom Hunger auszustehen, in neun Tagen aber bekam er Panama zu Gesichte.

Am andere Morgen des zehnten Tags stellte er seine Leute in Ordnung, aber auf Anrathen eines seiner Führer schlug er nicht den geraden Weg nach der Stadt ein und entging einigen Hinterhalten, die man ihm gelegt hatte.

Der Statthalter von Panama rückte ihm mit zwei Schwadronen Reiterei, vier Regimentern Fußvolk und einer Anzahl wilder Stiere entgegen, welche Indianer trieben. Bei Annäherung der Spanier hätte ihre größere Menge und ihr kriegerisches Aussehen die ungleiche Anzahl der Seeräuber beinahe in Schrecken gesetzt, allein da sie sich von denen, die sie so oft beleidigt hatten, keine Schonung versprachen, so entschlossen sie sich, ihnen eine Schlacht zu liefern. Sie wurden zuerst von einer Partei Reiterei angegriffen; da sie aber dieselbe warfen, so folgte das Fußvolk bald ihrem Beispiele und der Sieg erklärte sich für die Seeräuber. Der größte Theil wurde getödtet oder gefangen genommen. Auch bekam man einen spanischen Capitain zum Gefangenen, der Morgan von der Stärke und von der Lage der Stadt unterrichtete; dies bewog ihn die Stadt in einer andern Richtung anzugreifen.

Morgan und seine Leute wurden tapfer zurück geschlagen, und litten viel durch die großen in jeder Richtung aufgestellten Kanonen, allein die Seeräuber eroberten trotz allem Widerstand und aller Gefahr in drei Stunden die Stadt. Sie ermordeten alles, was ihnen in den Weg kam und bemächtigten sich alles Hab und Gutes des Ortes. Um zu verhindern, daß sich seine Leute nicht betränken, damit die Spanier nicht etwa Gelegenheit erhielten, über sie herzufallen, versammelte Morgan seine Mannschaften, verbot ihnen, Wein zu trinken und führte als Grund an, daß die Spanier Gift hinein gethan hätten.

Der Capitain gab insgeheim Befehl, die Stadt an verschiedenen Orten in Brand zu stecken. Da seine Leute darüber unzufrieden waren, so suchte er allen Haß davon auf die Spanier zu wälzen. Nach Verübung unglaublichen Schadens zogen sich die Seeräuber aus der Stadt und lagerten sich im freien Felde. Da sie jedoch sahen, daß sie gegen einen zweiten Angriff gesichert waren, kehrten sie in die Stadt zurück und trugen eine große Menge Silbergeschirr und andere kostbare Sachen fort, welche das Feuer nicht verzehrt hatte.

Während seines Aufenthaltes in Panama schickte Morgan in allen Dichtungen Streifcorps aus, die das Land so ausplünderten, daß er von diesem Ort mit unermeßlicher Beute, sowohl an Geld als andern Sachen, abfuhr. Ungefähr auf halbem Wege nach Chagre wurden sie insgesammt durchsucht; man fing mit dem Capitain an, um zu sehen, ob jemand etwas von der Beute versteckt hätte. Mehrere von der Gesellschaft beschuldigten je doch ohne Scheu den Capitain, er habe Einige der kostbarsten Juwelen verborgen, da es nicht möglich sey, daß j eder bloß 200 Stück Achter von einer so ungeheuern Beute auf seinen Anteil bekommen sollte.

Der Capitain, der sahe, daß sich sein Ansehen vermindert hatte, suchte von St. Katharina mit zwei bis drei Schiffen zu entkommen, allein die Ankunft des neuen Gouverneurs auf Jamaika machte den Räubereien Morgans und Mehrerer seiner Spießgesellen ein Ende.