Übergabe von Tönningen. Pläne

Gleich glücklich für die verbündeten Waffen endete sich der Feldzug in Deutschland. Das in Tönningen eingeschlossene Heer unter Steenbock hatte sich, bald nachdem der Zar die Armee verlassen hatte, (Mai 16.) gefangen geben müssen. Nach des Zaren Plan sollten nun die Herzogtümer Schleswig und Holstein an Dänemark, und das Bistum Lübeck an den Dänischen Prinzen Karl fallen. Dagegen wollte er, mit Dänemark einstimmig, dem Hause Gottorp das Herzogtum Bremen und die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, dem Kurhause Hannover das Herzogtum Verden, dem Herzog von Mecklenburg-Schwerin die Stadt Wismar, der Republik Polen Liefland ohne die Festungen, und dem König von Preußen Stettin zuteilen. Er selbst verlangte noch nichts in Deutschland. Nur um seinen Feind zu schwächen, setzte er den Krieg in diesen Gegenden fort, und die Eroberungen, die er sich dadurch zu sichern hoffte, waren Ingermannland, Karelien und die Liefländischen Festungen *).

*) Europ. Fama Th. II. S. 863 f. Eclaircissem. de Bassewitz bei Büching a. a. O. S. 292.


Aber sehr verschieden war der Plan, den sich Baron Görz durchzusetzen bemühte. Ihm lag die Rückgabe des Herzogtums Schleswig und des Stiftes Lübeck an den minderjährigen Herzog und dm Bischof-Administrator am Herzen. „Kein Dörfchen davon,“ sagte er, „solle in dänischen Händen bleiben, und der Russisch-Dänische Verpflanzungs - Plan des Hauses Gottorp sei eine Thorheit“ *).

Die Höfe zu London, Hannover, Dresden und Wien wurden angegangen. Auch wandte er sich an die Reichsversammlung zu Regensburg. Sein vorzüglichstes Vertrauen aber setzte er auf den jungen König von Preußen, den er als den vorzüglichsten Garant des Travendahlischen Friedens anrief.

*) Bassewitz bei Büsching a. a. O. S. 292.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2