Feldzug in Finnland. 1713

Kaum angelangt, förderte er die Anstalten zu seiner wichtigen Unternehmung. Es galt der Vollendung der Eroberung von Finnland, wovon ein Teil durch die Einnahme von Wiburg schon in Russische Gewalt geraten war. Er hoffte um so mehr einen guten Erfolg, da ihm der König von Dänemark im Lager vor Husum versprochen hatte, dass er seinerseits von Norwegen aus einen Einfall in Schweden veranstalten, und dadurch des Zaren Unternehmen begünstigen wolle.

Schon im Anfang Mai lief die Galeeren-Flotte, über zwei hundert Fahrzeuge stark *), und mit sechzehn tausend Mann besetzt, von Petersburg aus. General-Admiral war Graf Apraxin, aber als Kontre - Admiral kommandierte der Zar selbst das Vordertreffen.


*) 93 Galeeren, 60 Karbusen und 50 große Boote. Tagebuch I. S. 436.

Auf die Stadt Helsingfors, die den schönsten Hafen des Landes hat, war der erste Angriff gerichtet.

Der zur Verteidigung dieser Provinz beorderte Schwedische General Lebeker, hatte den Generalmajor Armfeld gesandt, um sich in Helsingfors der Russischen Landung zu widersetzen. Armfeld beschäftigte sich noch, Batterien aufzuwerfen, um, den engen Eingang des Hafens zu verteidigen, als schon Russische Galeeren erschienen. Es war der Brigadier Tschernischew, der zu Untersuchung des Hafens und dessen Eingang mit sechs Galeeren voran geschickt war (Mai 7/19) Aber das Feuer der Schwedischen Batterien empfing ihn so kräftig, dass er mit nicht geringem Verlust zurück getrieben ward. Die Hauptflotte nahte sich immittelst; am 10/21 Mai wurde das Zeichen zur Landung gegeben, und die Flotte segelte, Peter voran, auf den Helsingforsischen Hafen zu. Fünf Holländische Schiffe, die Balken und Bretter laden sollten, und die man für Schwedische hielt, wurden genommen und verbrannt *). Das Vorgebirge, welches von der Stadt nach dem Hafen hervor geht, ward umringt, schwimmende Batterien setzten sich den Landes-Batterien entgegen, und die Russische Bombardier-Galiote begann ihr Werk. Man versuchte immittelst an mehreren Orten zu landen; wiederholt trieben aber die von ihren Linien gedeckten Schweden die Russischen Galeeren zurück. Jetzt ward beschlossen, des folgenden Tages an der Westseite den Landungsversuch zu erneuern und so dem Feind in den Rükken zu kommen. Doch schon in der Nacht vor dem Morgen des Angriffs sah man die Stadt in Flammen stehen. Armfeld selbst hatte sie, da er sie nicht verteidigen zu können glaubte, angezündet, und sich mit seinem kleinen Korps nach dem See-Städtchen Borgo gezogen.

*) Lamberty VIII. p. 345. wo die desfälligen Verhandlungen mit den General-Staaten sich finden.

Dahin folgte ihm jetzt die Russische Flotte. Borgo ward ohne Widerstand genommen, und man beschloss, in dieser Gegend einen Waffenplatz anzulegen, und die Lebensmittel und Kriegsbedürfnisse durch Verschanzungen zu decken, bis die aus Wiburg erwartete Verstärkung angekommen sein würde.

Der Zar selbst ging nach Wiburg, und Kronslot. In Wiburg förderte er den Marsch der unter dem Generalmajor Wolkonsky versammelten Reiterei; in Kronslot die Vereinigung und das Auslaufen mehrerer neu erkaufter Kriegsschiffe, die zum Teil mit Englischen Matrosen bemannt und von Englischen Offizieren befehligt waren. Der Vizeadmiral Cruys ging indes mit einem Teile der Russischen Flotte in See, um die Finnländische Expedition gegen die Schwedische Flotte, die unter dem Vizeadmiral Lilien im Finnischen Meerbusen kreuzte, zu decken. Aber er hatte das Unglück, dass bei der Verfolgung dreier feindlichen Schiffe die beiden Russischen Schiffe, Riga und Wiburg, nahe bei Helsingfors auf eine Klippe gerieten; das erste musste verbrannt werden. Die drei Schwedischen Schiffe entkamen nach Helsingfors, wo sie sich mit Liliens Flotte vereinigten.

Immittelst waren die Russen von Borgo zu Wasser und Lande wieder nach Helsingfors vorgerückt, und Lilien musste, um nicht in dem Hafen eingesperrt zu werden, Helsingfors verlassen, wo sich die Russen jetzt verschanzten, den Eingang des Hafens durch Batterien schützten und zu ihren Unternehmungen Verstärkung erwarteten.

Peter selbst brachte sie Mitte August. Auf die Nachricht von des Vizeadmirals Cruys Unfall war er mit fünf Galeeren, die ein Bataillon Garde führten, und mehreren, mit Proviant beladenen Lastschiffen, in See gegangen. Bei seiner Durchfahrt zwischen den Scheeren hatte ihm große Gefahr gedroht: denn es erhob sich, als die Schnane Munker, auf der sich der Zar befand, eine Enge zwischen zwei felsigen Inseln durchfuhr, ein so heftiger Sturm, dass selbst die Auswerfung der Anker das Schiff nicht lange vor dem Scheitern geschützt haben würde. Glücklicherweise wandte sich der Wind nach Westen, und Peter erreichte Helsingfors.

Mit großer Freude ward er empfangen, und der Generaladmiral mit der ganzen Generalität bat ihn, dass er für alle, namentlich in dem Jahre 1713 für das Vaterland erlittenen Beschwerden im Rang eines Generals der Landarmee annehmen möge. Der Zar bewilligte es *).

Jetzt untersuchte er selbst die Eingänge des Helsingforsischen Hafens, ließ die Stellen, wo Schiffe durchgehen konnten, verschütten, rekognoszierte auf einem Boote die bei Twermünde liegende feindliche Flotte, ordnete die weitere Unternehmung an, und kehrte gegen Ende Septembers nach Petersburg zurück.

Das Ende des Finnländischen Feldzuges war glücklich, obgleich die Schwedische Macht in diesen Gegenden durch den von Norwegen her erwarteten Einfall der Dänen nicht geteilt wurde. Die Begebenheiten in Holstein, die Pest, und die Furcht vor einem feindlichen Angriffe der Engländer, welche für den Herzog von Gottorp tätig waren, hatte dem König von Dänemark die Erfüllung seines Versprechens unmöglich gemacht. Siegreich drangen dennoch die Russen bis zur Finnländischen Hauptstadt Abo. Sie fanden sie von Einwohnern verlassen, und konnten als Beute nur die Universitäts-Bibliothek nach Petersburg senden. Die Schweden, von Armfeldt angeführt, hatten sich tiefer ins Land nach Tawasthus zurück gezogen, wohin die Russen unter Apraxin und Fürst Gholitzün ihnen folgten, und sie vier Meilen von dort bei Pelkene angriffen, und aus ihren Verschanzungen trieben.

*) Tagebuch I. S. 455
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Leben Peters des Großen. Bd 2