Die Weide

Die Weide ist nur auf wenigen Gütern dem Viehe in dem Maße zugeteilt, dass sie die kärgliche, dürre Winterfütterung wieder gut macht. Sie ist mehrenteils übertrieben, und das Gras hat zu wenig Zeit, wieder zu wachsen. Durch die Aussaat von weißem Klee in dem Nachschlage ist sie allerdings an vielen Orten verbessert; allein auch dieser wird durch die Menge des Viehes niedergehalten, und die Weideschläge sehen in der Mitte des Sommers mehr einem grüngelben Anstriche, als Weidegrase gleich. Selbst die Gaistellen sind abgefressen; ein Beweis, wie hungrig das Vieh gewesen sein muss. Wenn man vormals den Wert der Güter zuerst nach der Stärke der Aussaat schätzte, sich aber durch die Stärke dieser Aussaat häufig um den Ertrag brachte: so fragt man jetzt vor allem nach der Größe der Holländerei, betrügt sich aber durch Vermehrung der Kopfzahl um den Milch-Ertrag derselben. Weil aber die Holländer-Pacht immer nach Kopfzahl bestimmt wird, so geht letztere nach geschlossenem Kontrakte den Landwirt nichts weiter an. Hat das Vieh nur so viel, dass es am Leben und auf den Beinen bleibt, so mag der Holländer sehen, wie er die Milch herauskriegt. Ein vernünftiger Holländer müsste meines Erachtens gern eine größere Pacht im Ganzen bezahlen, wenn er ein Viertel Vieh weniger hätte, weil ihm dies von, derselben Weide und Winterfütterüng mehrere und bessere Milch geben würde. Die Besorgnis, am Dünger zu verlieren, würde indessen der Verminderung des Viehstapels bei den Meisten, auch auf diesen Fall, entgegen stehen, ob sie gleich völlig ungegrünbet ist. Wenn man dich erst gewöhnte, das Vieh als Maschinen zu betrachten, die Fütterung und Weide in Milch und Mist verwandeln, so würde man bald einsehen, dass jeder Überschuss inder Zahl und Stärke dieser Maschinen nur nachteilig sein kann.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Bemerkungen über Mecklenburg