Spanier.

I.
Handelsvölker der Gegenwart.


Während die Portugiesen in Asien sich begnügen mußten, einige feste Orte zu erobern und zu Stützpunkten ihres Handels zu machen, entrissen sie mit leichter Mühe der schwachen Bevölkerung in Südamerika weite Landstrecken. Noch ausgedehnter wurden dort die Eroberungen der Spanier.


Abenteurer, welche zugleich große Helden waren, getrieben von Golddurst und Glaubenseifer, drangen nach allen Richtungen in die unbekannten Gegenden ein, warfen die Königreiche über den Haufen und gründeten dort die Herrschaft ihres Mutterlandes. Die Spanier bauten prächtige Städte mit stattlichen, palastartigen öffentlichen Gebäuden und mit Kirchen, deren stolze Thürme und Kuppeln und hellfarbige Verzierungen noch jetzt die Lebenslust und den großartigen Sinn der Eroberer bezeugen. Die Wirthschaft im Innern des neuen Landes jedoch war nichts als eine Schatzgräberei im Großen. Die armen Eingebornen wurden gräßlich mißhandelt, damit sie Gold und Silber herbeischafften, und auch die Ansiedelungen der Pflanzer hatten keine andern Zwecke, als möglichst mühelos Reichthümer zu erwerben.

Nun segelten zwar regelmäßig die Gold- und Silberflotten von Amerika nach Spanien. Statt jedoch mit ihrer kostbaren Ladung die einheimische Industrie zu befruchten, einen geordneten Waarentausch zwischen dem Mutterlande und den Kolonien herzustellen und dadurch nach andern Ländern hin sich den Welthandel zu sichern, dachten die Spanier nur daran, wie große Herren sich von andern Völkern die Mittel zu üppigem Wohlleben zu kaufen. So flossen die amerikanischen Schätze aus Spanien rasch wieder ab und dienten nur dazu, die Industrie der Spanier zu ersticken und ihren Handel den Fremden, namentlich den schlauen Engländern, zu überantworten. Noch jetzt kann der spanische Handel sich nicht wieder erheben, es fehlt ihm die sichere Grundlage, nämlich Frieden und Ordnung, Gewerbfleiß und guter Ackerbau im eigenen Staate.

Der spanische Kaufmann ist zuverlässig und ehrenwerth, höflich und freundlich; sein Stolz verbietet ihm, auf kleinliche Weise Vortheil zu suchen. Freilich ist er auch zu vornehm lässig, als daß er mit ganzer Energie sich seinem Geschäft widmete. Auch im Handel entfaltet er gern einen ritterlichen Charakter, zu welchem nur der kühne Wagemuth fehlt. Unter seinen Geschäftsfreunden hat der spanische Großhändler vor allen gern mit Deutschen zu thun.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Land und Leute in der alten und neuen Welt, Band III