Handelsvölker auf dem Mittelmeer.

I.
Handelsvölker der Gegenwart.


Wären die letztgenannten Handelsvölker durch die Regierungspolitik der byzantinischen und später der osmanischen Kaiser unterstützt worden, so hätten sie und namentlich die Griechen im Mittelalter vom Welthandel zwischen dem Orient und Occident den größten und besten Gewinn behaupten müssen. Dieser kam aber den Italienern und Deutschen zu Gute. Für diese war, gleichwie jetzt für die Engländer Ostindien, damals die Levante die Goldgrube. Wenn aber die Griechen Armenier und Juden sich hier so bedeutend überflügeln ließen und Konstantinopel die große Welthandelsstadt nicht wurde, wozu es seine Lage berechtigte, so geschah das nicht allein, weil nur die Regierungen in den italienischen und deutschen Freistädten sich Handelseroberungen zum Ziel setzten, sondern noch vielmehr deshalb, weil gegen die christlichen Völker die Orientalen an geistiger Kraft und Rüstigkeit zurückstanden. Auch die Araber, welche so herrliche Küstenländer des Mittelmeers beherrschten und durch thätigen Handel und Gewerbfleiß bevölkerten, fühlten nach und nach die lähmende Einwirkung des Islam, welcher die Völker wohl zu erobernder Kraftanstrengung und kurzer Blüthe anfeuern kann, nie aber ein freies tüchtiges Bürgerthum geschaffen hat.


Die italienischen und deutschen Kaufleute haben den Handel mit dem Orient später wieder eingebüßt. Der Grund lag in der politischen Zerrissenheit und Ohnmacht ihres Heimathlandes, während Engländer Franzosen und Russen, unterstützt durch die nationale Handelspolitik ihrer Regierungen und durch ihre Kriegsflotten, die Anstrengungen vereinzelter Freistädte leicht überbieten konnten. Romanen und Deutsche sind gegenwärtig bemüht, den Handel mit dem Orient wieder zu erwerben. Ihre Hoffnung wird auch nicht ganz unerfüllt bleiben und damit ein eigenes Handelsgebiet wieder entstehen, welches als das vierte den drei oben genannten Handelsgebieten an die Seite tritt. Es ist das kleinste, aber auch das belebteste und werthvollste.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Land und Leute in der alten und neuen Welt, Band III