Perser.

I.
Handelsvölker der Gegenwart.


Auch die Perser heißen Tadschiks, und wenn dieser Name nicht hauptsächlich ein Mischlingsvolk von alten Parsen Arabern und Turkmanen, sondern einen frechen geschickten Dieb bezeichnete, so wäre er für die Perser wie gemacht. Man thäte ihnen Unrecht, sie die sittlich schlechtesten unter den Orientalen zu nennen, aber es giebt wenige Menschen auf der Erde, welche in Schändlichkeiten so offen und hartgesotten sind als sie. Der Perser ist schlau, gewandt, fingerfertig, greift frisch zu und macht seinen Gewinn auf eine gewisse hartherzige und grausame Art, dabei ist er ein Lügner durch und durch, und was ihn am verächtlichsten macht, er ist fast so feige wie der Chinese.


Weil er aber unter den Asiaten nicht blos der flinkeste und rührigste Bursch ist, und in allem Geschmack und Talent hat, was das Leben schmückt und verschönert, so hat sich der Perser im Orient, gleich wie der Franzose in Europa, einen Einfluß verschafft, der weit über die Gränzen seines Landes hinausgeht. In vielen Theilen Indiens und des innern Asiens ist das Persische Hof- und Geschäftssprache geworden. Die vortreffliche Lage seines Landes und seine natürliche Fähigkeit müßte dem Perser einen Haupttheil des Zwischenhandels zwischen dem Orient und Occident in die Hände geben: allein man weiß nicht, was ihn mehr daran hindert, seine innere Unruhe und Unbeständigkeit oder die Politik seiner Regierung, welche den Wohlstand und die Handelsblüthe des Landes nicht gründlicher zerrütten könnte als sie es wirklich thut. Daher haben die armenischen, hindostanischen und europäischen Kaufleute in Persien einen freien Markt, soweit dieser bei der ewigen Unsicherheit und Zerrüttung im Innern des Landes möglich ist.

In ganz anderem Zuschnitt als die heutigen Perser zeigen sich die ächten Nachkommen der Parsen oder Guebern. Diese sind in den Hauptplätzen an der persischen und indischen Küste bekannt als redliche, geschickte und ruhig fleißige Leute, welche als Kunsthandwerker wie als Kaufleute reich werden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Land und Leute in der alten und neuen Welt, Band III