Araber.

I.
Handelsvölker der Gegenwart.


Die arabische Sprache wird noch jetzt in einem außerordentlich weiten Handelsgebiet verstanden, – die Araber selbst sind im Welthandel fast nur noch Handlanger, nicht mehr Anreger Führer und Beherrscher desselben. Im achten Jahrhundert segelten arabische Schiffe rings um Asien bis nach Kanton und an der ostafrikanischen Küste hinunter bis über Madagaskar hinaus, arabische Karavanen zogen nach Indien und China, tief in Afrika und längs der ganzen Küstenstrecke bis in Spanien hinein belebten arabische Kauf- und Gewerbsleute die Städte. In der Kunst der Schifffahrtmeister, der Astronomen, Mathematiker, Geographen, Chemiker, Baumeister, Handwerker, Anbauer des Bodens mit neuen Kulturpflanzen, – in allen diesen Fächern wurde unter den Arabern Vorzügliches geleistet. Auf dem ungeheuren Gebiete von Spanien bis nach Indien und China waren sie die Vermittler des europäisch–asiatischen Handels, und mit den Waarenschätzen brachten sie aus Indien uralte blinkende Märchen und Sagen, welche ihre feurige Phantasie noch anmuthiger und farbenreicher gestaltete. Allein so wunderbar rasch, als ihre Weltmacht und Handelsblüthe entstand, zerging sie wieder.


Wenn man die heutigen Araber in der Wüste betrachtet, wo sie aufgeweckt geradsinnig einfach, jedoch ohne geistige Fruchtbarkeit und Ausdauer hin und herziehen, – oder wenn man die arabischen Handelsleute in den Küsten- und Handelsstädten sieht, wo sie sich keineswegs vor den übrigen Orientalen hervorthun, – so fragt man sich erstaunt: gingen denn aus diesem Volke die Dichter des Korans, die Weltstürmer, die Großhändler und Gelehrten hervor? Wenn das, was wir die Blüthe der arabischen Kultur nennen, in den Reichen der Araber auch nicht ihr eigenes nationales Werk war, die energische Anregung, daß sich diese Blüthe so rasch entwickelte, ging doch von ihnen aus. In der Geschichte der Araber ist noch manches Räthsel zu enthüllen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Land und Leute in der alten und neuen Welt, Band III