Kreolen.

I.
Handelsvölker der Gegenwart.


Führer und Meister in diesem großen amerikanischen Handelskampfe sind nur die Nordamerikaner. Das mexikanische und all das übrige Gesindel, das aus der Mischung von europäischem, indianischem und Negerblut entstanden, kann im Großhandel gar nicht genannt werden. Auch der spanische und brasilianische Pflanzer ist zu lau und träge dazu, er begnügt sich mit dem Absatz seiner Produkte an die europäischen und nordamerikanischen Kaufleute, welche seine Hafenstädte besetzt halten. Ueberhaupt verliert der spanische, noch mehr der französische Kreole mit jeder neuen Generation mehr an Spannkraft, um tiefer in ein weichliches üppiges und geistarmes Leben zu versinken, während die in Amerika gebornen. Nachkommen der Engländer und Deutschen wohl an geistigem und sittlichem Gehalt, nicht aber an Spannkraft verlieren. Auffallend genug besitzen die Frauen unter den Kreolen einen kräftigern Geist, als die Männer. Ausgezeichnet unter ihnen ist aber der Chilese, welcher seiner Rührigkeit und Betriebsamkeit wegen auch wohl der Engländer Südamerika’s genannt wird. Allein was wollen hunderttausend Kreolen in Chili für den Handel bedeuten, von denen die Meisten das Schreiben und Lesen für eine Mühe und Pein erklären? Auch unter ihnen ist das Grundübel des ehemals romanischen Amerika eingewurzelt: alles will vom Staate leben, das heißt auf Unkosten seiner Mitbürger. Auch der Kaufmann strebt hier gleich nach einem Monopol, das er auszubeuten denkt, wie der Landbesitzer sein Gut oder Bergwerk oder der Beamte seine Stelle.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Land und Leute in der alten und neuen Welt, Band III