Dänen.

I.
Handelsvölker der Gegenwart.


Der Däne ist, was die Bestreitung seines Staatsaufwandes betrifft, noch übler daran, als der Holländer. Zu einer Größe im Welthandel hat er es nie gebracht, aber als ein eitler und hochfahrender Mensch hat er überall mit zugegriffen, wo Gold und Ruhm zu erbeuten war. Er ließ sich in mehr Unternehmungen ein, als er durchführen und behaupten konnte. Seit vielen Jahren ist der Däne daher zum täglichen Aerger verurtheilt, zum Aerger darüber, daß er rettungslos ein Stück nach dem andern von seinem schönen Besitzthum verliert. Seine Forts in überseeischen Ländern kosteten nur und brachten nichts ein, sie mußten verkauft werden. Seine kleinen westindischen Eilande befinden sich zwar in blühenderem Zustande als das übrige Westindien, jedoch nur deshalb, weil die dänische Regierung fremde Kaufleute und Pflanzer hier möglichst gewähren läßt; St. Thomas ist als Freihafen ein Handelsplatz für ganz Mittelamerika geworden. Indessen ist der Rückschritt auch im dänischen Westindien offenbar, und – was die Dänen besonders kränkt – trotz des vielen unnöthigen militärischen Lärms, den sie dort machen, es spricht kein Mensch dänisch als die Regierungsbeamten.


Der innere Handel Dänemarks ist noch immer unbedeutend, die Straßen im Lande sind schlecht, und die Häfen verschlammen. Der Däne selbst erzeugt blos was sich essen läßt, er verfertigt nicht einmal genug Segeltuch. Der Jüte verdirbt sich den Fischfang, indem er mit dem Fischrogen seine Säue füttert. Die Dänen sind überhaupt nicht industriell, nicht erfindungsreich, wie sie denn auch von jeher arm waren an großen Genien. Jeder der aus Jütland nach Schleswig kommt, merkt unwillkürlich den großen Unterschied der deutschen Thätigkeit in Handel und Gewerben, und deshalb auch den Abstich in Wohlstand und Bildung.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Land und Leute in der alten und neuen Welt, Band III