l. Von den Unruhen im Anfang des 15. Jahrhunderts.

Wie man wohl keinen Ort in der Welt antrifft, in welchem es nicht zuweilen gestürmt und sehr geregnet, zuweilen sehr kalt, zuweilen dagegen sehr heiß gewesen und sonst etwas Widriges verspürt worden, so findet sich auch wohl keine Stadt, in welcher nicht dann und wann etwas von innerer Unruhe und Uneinigkeit vorgegangen. Kein Wunder demnach, wenn auch unsere gute Stadt zuweilen von dergleichen erfahren: vor dem Jahre 1300 mag der gleichen schon dann und wann vorgegangen sein, wie denn die Wismarischen in Abwesenheit ihres Landesherrn Heinrich Hierosolym. die Juden aus der Stadt gejagt und den Hauptmann des Landesherrn in’s Gefängniß geworfen, aber von diesen Händeln hat man zwar zu wenig Nachricht, man läßt es deshalb bei folgendem bewenden. Im Jahre

1408 oder 9 kamen einige lose Leute, namentlich Cordt Semlau, Johann Plate und Heinrich Blojebom aus Lübed zu Wismar an, machten sich unter der Bürgerschaft einen Anhang, reizten diesen wider den E. E. Rath auf und gingen so übel zu Werke, daß auch die fürstlichen Personen, welche zugegen waren, in einige Gefahr gerieten. Der alte Rath ward damals abgesetzt und ein neuer wieder erwählt; der Lärm währte bis zum Jahre 1418, wo endlich, nachdem man 10,000 Mark Lübsch erlegt, alles wieder in Richtigkeit kam.


1427 sqq. ist die ärgste Tragödie in Wismar gespielt worden, indem ein Wismarischer Buchmacher oder Wollenweber, Claus Jesup. genannt, nebst andern aus dem damaligen Kriege mit Dänemark und besonders aus dem Sunde, an einigen Schiffen erlittenen Schaden, Anlaß genommen, sich wider den Rath aufzulehnen und es so weit zu bringen, daß anfänglich, den 31. Oktober, ein Rathsherr, Herr Heinrich von Haren, und bald hernach, den 18. November, ein Bürgermeister, Herr Johann Bantzekov, auf öffentlichem Markte enthauptet worden; ja Jesup und die Seinigen haben den ganzen Rath abgesetzt. Jesup selbst ist Bürgermeister geworden, der dann verschiedene aus den Aemtern, als namentlich einen Schlachter, einen Schneider, einen Schuster, einen Bäcker, einen Kürschner, einen Schmidt, einen Tischler etc. neben sich in den Rath befördert. Dieß hat bis zum Jahre 1430 gewährt, bis endlich diese Unruhe und zwar durch gewisse Deputirte von Lübeck, Hamburg, Stralsund und Lüneburg, in Gegenwart der verwittweten Herzogin und deren Prinzen, wieder gestillt worden. Es sind gar Viele, die diese Unruhe beschrieben, als: Saur, Lindenberg, Crantz, Spangenberg, Koch, Latomus etc.; am allerweitläuftigsten aber hat Regkman in seiner Lübsch. Chron., S. 259-291 sie behandelt, wo er das ganze Manuscript, welches man zuweilen in Wismar sieht, angeführt hat.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar