II. Von der innern Unruhe gegen Ausgang des 15. Jahrhunderts.

Daß die Wismarischen es hernach wieder so grob gemacht haben sollen, als in letztgedachter Unruhe geschehen, hat man, Gottlob! nie gehört. Indessen ist doch, ehe das 15. Jahrhundert zu Ende gegangen, noch das eine und andere vorgefallen. Nemlich im Jahre

1463, im Dezember, erhob sich abermals ein Hader, und zwar im Rathe selbst, wider den ältesten Bürgermeister, Herrn Peter Langjohan, welcher beschuldigt war, daß er im Namen des Raths falsche Briefe geschrieben. Dieser läugnete die That beständig, weil aber die unruhigen Gemüther, welche einen Auflauf der Bürger erregt, dadurch nicht gestillt werden konnten, so war die Sache endlich dahin verhandelt, daß der Bürgermeister unterschrieb, den Rathsstuhl gänzlich zu verlassen, sich auch niemals zu bemühen, in selbigen wieder zu kommen, ja ohne Wissen und Willen des Raths nimmer aus seinem Hause zu gehen. Aber in der Christnacht setzte er sich heimlich in ein Boot und entkam nach Lübeck, wo er auch in Schutz genommen ward. Der Rath von Wismar erwählte einen andern Bürgermeister an seiner Statt und klagte ihn öffentlich als einen Verräther an. Sein Sohn Mag. Johann Langjohan, ein Geistlicher, ließ sich merken, daß er seinen Vater wieder herstellen wollte, ward demnach im Jahre 1466 von dem Wismarischen Rathe auch gefangen genommen. Aber den 8. September entkam er aus einem kleinen Fenster, zog erstlich auf Lübeck, hernach auf Rom und brachte endlich die Sache dahin, daß der König von Dänemark sich seines Vaters annahm, welcher dem Wismarischen Handel zur See, so lange Einhalt that, bis sie sich mit ihrem Bürgermeister wieder verglichen. Hierauf ward der Herr Bürgermeister im Jahre 1467 wieder in den Rath aufgenommen, und der Sohn erhielt, damit er seine Klage wider den Rath fallen ließ, eine Vikarie, die jährlich 50 Mark abwarf. Wie es hierauf im Jahre


1486 mit dem Kornhandel nicht so ging, wie es wohl hätte zugehen sollen, so entstanden in Wismar neue Weitläuftigkeiten; nemlich es ward aus diesen gesammten Ländern so viel Korn nach Holland geschifft, daß in Folge dessen eine Theuerung erfolgte. Daß dieses Kornhandels wegen in den Wendischen Städten ein großer Zwiespalt und Uneinigkeit unter Rath und Bürgerschaft entstanden, bezeugen Koch und Latom.; aber der Autor der kleinen Wismarischen Chronik berichtet, daß besonders in Wismar dergleichen geschehen sei.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar