1. bis 30. September 1715

Den 1. September kam ein dänischer Deserteur zu Pferde herein; auch brachte der Lieutenant, welcher die Feldwache hinaus führte, 5 Pferde und l Füllen herein, die er hinter der Schulzenmühle, unweit von der dänischen Feldwache, bekommen hatte. Ein dänischer Trompeter brachte Briefe an unsern General-Major. Vor dem Lübschen Thor setzten einige Dänen zu Pferde auf unsere Feldwache zu; auch kamen einige zu Fuß bei der St. Jacobs-Mühle hervor, welche aber mit Kanonen von unserm Wall wieder zum Weichen genöthigt wurden. Auch mußten heute wieder einige Bürger mit ihren Böten nach Poel, welche in der Nacht mit etwa 100 Mann von dem dortigen Commando wieder kamen, so daß nur 50 oder 60 Mann im Ganzen draußen blieben, dies ließ sich ansehen, als wenn die Unsrigen das Ländchen Poel, von welchem sie das Meiste an Lebensmittel schon genommen hatten, ganz verlassen wollten. Weil es auch vorgestern sehr gestürmt hatte und durch den Sturm einige Böte vom Wallsisch nach Hofen getrieben wurden, so wurden einige Schaluppen nebst einem Prahm, auf welchem Kanonen waren, auscommandirt, selbige zu holen; dies wollten zwar einige dänische Escadrone verhindern, allein die Kanonen in dem Prahm machten bald, daß sie Reißaus nahmen.

Den 3. Sept. wurden dem Generallieut. Legard durch einen Tambour 2 Tonnen Bier hinaus gebracht. Ein dänischer Tambour brachte Briefe an unsern Generalmajor, in welchen die gestern eingebrachten Pferde wieder verlangt wurden, weil es Bauern-Pferde wären und sollte der Bauer solches auf Begehren mit einem Eide bekräftigen; doch ließ man die Pferde jetzt nicht hinaus. Ein dänischer Deserteur zu Pferde stellte sich heute ein.


Den 3. Sept. kamen die bei Poel gelegenen 3 Fahrzeuge nebst den beiden Prahmen herein, nahmen frisches Volk und anderes Notwendiges ein und gingen des Abends unter Lösung ihrer Canonen wieder hinaus. Ein dänischer Tambour brachte für den hier gefangen sitzenden dänischen Major 20 Rthlr. herein; von unserer Seite ward dem am 31. Aug. gefangen genommenen Dragoner etwas Geld hinaus gesandt. Die Brandenburgischen nahmen heute dem Wirth auf dem Schweine-Kruge vor dem Pöler Thor 5 Pferde weg. Auch erhielt man in der Stadt Nachricht, daß Se. Königl. Majestät von Dänemark Ordre ertheilte, den Wismarschen Kaufleuten, die von dem am 18. Aug. entlaufenen Buben verrathenen Güter, welche vor der Blockade hinaus geflüchtet wurden, wieder zuzustellen.

Den 4. Sept. ward vorgedachter Güter wegen ein Wagen mit einem Tambour hinaus gesandt, und es kamen darnach solche Güter auch zum Theil wirklich herein. Des Abends ward ein Commando von 30 Pferden und so vielen zu Fuß aus dem Mecklenb. Thor commandirt, die dänischen Patrouillen, welche des Nachts ziemlich nahe heran kamen, auszuheben. Weil es aber stockfinster war, geriethen unsere Leute, da sie einer den andern für Feinde hielten, selbst an einander; daher entstand Allarm im Lager, die Unsrigen kehrten aber unverrichteter Sache des Morgens wieder.

Den 5. Sept. kamen 2 dänische Deserteure zu Fuß herein.

Den 6. Sept. kam desgleichen 1 Deserteur an. Einer von den Kaufleuten, die ihre verathenen Güter wieder frei gekriegt und nach Lübeck bringen ließen, schickte dem Generallieut. Legard 2 Tonnen Bier zum Gratial hinaus. Vor dem Hafen passirten heute verschiedene dänische Proviant-Schiffe vorbei, bei welchen einige Convojers waren, die ihre Kanonen im Vorbeipassiren brav hören ließen.

Den 7. Sept. brachte ein dänischer Tambour Briefe an unsern Generalmajor. Man kaufte auch jetzt den Faden Buchenholz zu 8 Rthlr., das Pfund Butter zu 10 bis 12 ßl., an Seife fand sich auch ein großer Mangel und das Pfund kostete 6 ßl. Viele Haken hatten jetzt keine Waaren mehr, besonders konnte man kein Pfund Käse für Geld mehr in der Stadt bekommen.

Den 9. Sept. ward, weil der General von der Stadt Geld für die Miliz verlangte, deliberirt, wie die Sache anzufangen, ob man von den Bürgern und Einwohnern das Silber in die Münze zu liefern, fordern, oder kupfernes Geld schlagen, oder gewisse Personen ausnehmen und von jeder eine ansehnliche Summe verlangen, oder das courante Geld stempeln und erhöhen sollte? Die Majorität wollte rathen, das kupferne Geld schlagen zu lassen, doch ward noch kein vollkommener Schluß gefaßt. Vor dem Thor fand man des Morgens hinter dem Gesträuch bei der St. Jacobs-Mühle eine Partei Dänen von etwa 20 Mann, die aber, sobald die Unsrigen auf sie ansetzten, zurück gingen. Weil auch sonst die Feinde hinter den Zäunen zu St. Jacob mehrmals sich versteckten, so wurden selbige heute weggebrochen. Von den Dänen kam ein Deserteur herein. Ein Tambour wurde aus der Stadt mit Briefen, desgleichen mit etwas Leinen und alter Montour hinaus gesandt, welches diejenigen, die den 26. Aug. auf dem Schiffe gefangen worden waren, haben sollten. Nach Poel ward auch einige Mannschaft commandirt, desgleichen auch nach Wustrow, um zu sehen, ob sie den feindlichen Schaluppen nichts beibringen konnten, welches aber nicht gelingen wollte.

Den 10. Sept. ward das Kupfergeld zu münzen, verworfen, und dagegen resolvirt, Geld zu contribuiren und dasselbe stempeln zu lassen; auf diese Art würde noch das halbe Capital gerettet werden, wenn aus 100 Rthlr. durch den Stempel gleich 200 würden, durch das Kupfergeld ginge aber alles verloren. Jedem ward auch noch überlassen, kupferne Dreilinge zu münzen.
Den 11. Sept. ward wieder ein Commando von 20 Mann unter einem Lieutenant ausgesandt, auf vorgedachte Schaluppen, die in der sogenannten Krü lagen, aufzupassen, die Feinde aber waren allart und entgingen den Unsrigen auch diesmal. Von denen am 1. d. eingebrachten 6 Pferden wurden heute 5 wieder hinaus gesandt mit einem Brief des Inhalts: daß, wenn dem Offizier, der dieselben einbrachte, für Futter und Stallraum Bezahlung gereicht würde, so sollte das sechste auch folgen. Ein dänischer Tambour brachte die unlängst hinaus gesandte alte Montour wieder mit der Antwort herein, daß die Gefangenen schon nach Rostock gebracht worden wären, einige schon aber Dienste genommen hätten. Es ward aber mit diesem einer von unsern Tambours wieder hinaus gesandt mit dem Ersuchen, die Montour nach Rostock nachzusenden, die übrige für die, die Dienste genommen hatten, wieder herein zu schicken. Auch wurden die bisher auf den Schiffen gewesenen Leute wieder abgelöst, welches hernach alle 10 oder 14 Tage beständig geschehen sollte.

Den 12. Sept. brachte ein dänischer Tambour 2 Rthlr. für Futter und Stallraum für obgedachte Pferde herein und darauf ward ihm das sechste Pferd mit hinaus gegeben. Die Feinde fingen jetzt an, wo sie nur konnten, Bretter und dergleichen Sachen wegzubrechen und nach dem Lager zu fahren, von welchen sie Hütten und kleine Häuser bauten.

Den 13. Sept. wurde ein Tambour mit etwas Zeug für die gefangenen Dragoner hinaus gesandt, welcher Briefe und die Nachricht, daß vorigen Tages ein Beutler aus Wismar im Lager gefangen eingebracht wurde, der nach Güstrow gehen wollte, aber ertappt worden ist, wieder zurück brachte.

Den 14. Sept. kam ein Bote mit Briefen und Advisen, aus welchen man sah, daß die dänische Escadre bei Rügen verstärkt und die Attaque auf Rügen bald vor sich gehen würde.

Den 15. Sept. wurde von allen Kanzeln, sowohl in den bürgerlichen als in den Garnisonskirchcn, ein Placat wegen Erhöhung und Stempelung der Münze abgelesen. In der Nacht suchte man abermals den feindlichen Schaluppen in der Krü beizukommen, allein die Feinde gingen durch; doch kamen dieselben hernach eine ziemliche Zeit lang nicht wieder an den Ort.

Den 16. Sept. fing man wirklich an, das Geld zu stempeln und kupferne Dreilinge zu münzen; der Stempel stellte das gewöhnliche Stadtwappen vor, nämlich den halben Ochsenkopf mit dem Balken, doch war über dem mittlem Balken ein N. und unter demselben ein W., dies sollte heißen Necessitas Wismariensis; die’ aus solche Art gestempelten Schillinge galten hernach 2 ßl., die 2-Schillingsstücke 4 ßl., die 8-Schillingsstücke 16 ßl. und die Markstücke 32 ßl. Die kupfernen Dreilinge hatten an der einen Seite das sonst gewöhnliche Gepräge, der Wismar. Schilling nämlich das Stadtwappen mit den Worten: Monate Nova Wismar., an der andern Seite stand: 111 Pfenning 1715 und J. G., welches der Name des Goldschmieds war, der diesen Stempel geschnitten und diese Dreilinge gemünzt hatte; das Stempeln sowohl, als das Münzen geschah in dem Rathsweinkeller, der jetzt leer stand, und es war täglich einer von den Herrn des Raths nnd ein beeideter Bürger zugegen. Auch ging heute ein Packetbeot von hier nach Pommern.

Den 17. Sept. nahmen die Dänen einen Schiffer und einen Jungen, welche ausgefahren waren zu fischen und sich zu weit hinaus gewagt hatten, gefangen; sie hatten sie mit ihren Schaluppen eingeholt und brachten die Gefangenen dann nach dem Lager. Auch ritt heute der Generalmajor mit einigen Pferden vor das Pöler Thor um zu recognosciren. Indem er um das Alt-Wismarsche Thor herum ritt, kamen einige Preußen von der Hornstorffer Burg und es ließ sich fast ansehen, als wenn sie aus unser Vieh losgehen wollten, doch unsre Feldwachen nebst denen, die der Generalmajor bei sich hatte, verhinderten es. Ein Diener eines dänischen Lieutenants (Der seinem Herrn entlaufen war) kam heute auch herein und berichtete, daß vorigen Tages ein Lieutenant mii 30 Walloschen hier im Lager angekommen ist.

Den 18. Sept. Nachts brachen die Dänen alles, was von der Ziegelscheune vor dem Lübschen Thor noch übrig war, hinweg und führten es nebst einigen 100 Dach- und Mauersteinen nach ihrem Lager, um davon Hütten oder kleine Häuser zu bauen, woraus genugsam zu schließen war, daß sie wohl nicht gesinnt waren uns zu verlassen. Die Unseren brachen das Armenhaus zu S. Jacob ab, und fuhren die Materialien herein, damit sie nicht dem Feinde zu Theil würden. Eben heute wurden einige von der Infanterie aus dem Mecklenburger Thor commandirt, um unten am Galgenberg eine Brustwehr für die Infanterie aufzuwerfen; bei der Clüß- und Schultzenmühle wurden die Zäune weggebrochen. Den Bürgern, welche, Vieh vor den Thoren hatten, ward angezeigt, es nicht zu weit hinaus treiben zu lassen, weil die Walloschen auf dasselbe paßten.

Den 19. Aug. brachte ein preußischer Tambour Geld für die preuß. Gefangenen herein. Abends wurden 1 Capitain, 2 Lieutenants, 5 Unteroffiziere und 21 Mann Dragoner, auch 1 Lieutenant mit 30 Mann von der Infanterie aus dem Lübschen Thor commandirt, um, wenn etwa die Feinde diese Nacht wieder zu der Ziegelhütte kämen, ihnen aufzupassen. Die Feinde stellten sich auch wirklich mit einigen Wagen nnd einiger Mannschaft ein; doch kam die feindliche Patrouille eher als die übrigen so nahe zu den Unsrigen, daß sie auch Feuer gaben, weshalb die übrigen mit den Wagen wieder zurück gingen, doch ließen sie den Unsrigen einen Gefangenen zurück.

Den 20. Sept. sah man zuerst etwas von dem gestempelten Gelde und den kupfernen Dreilingen in der Stadt. Den Bauleuten in der Stadt ward angezeigt, ihre Aecker nicht zu pflügen, weil sie vor den Walloschen nicht sicher sein würden. Inzwischen kam ein dänischer Deserteur zu Fuß herein, welcher berichtete, daß in voriger Nacht bei der Ziegelscheune ein Unteroffizier und ein Gemeiner der dänischen Partei von den Unsrigen blessirt worden ist. Es wurde heute noch nach gedachter Ziegelscheune einige Mannschafft gesandt, um das noch stehende völlig wegzubrechen und herein zu fahren. Weil nun auch einige Bürger von den Zäunen etwas herein holten und führten, so kamen unter dem Schutz unserer Wagen 24 Walloschen (ohne daß sie den Leuten das Geringste thaten, noch von der Feldwache oder aus der Festung observirt worden wären) so nahe, ‘daß sie auch etwas Vieh erhaschten, auch 4 Kühe und 2 Pferde wegnahmen, weshalb man, da man es endlich merkte, auf sie canonirte; auch nahmen sie noch einem Dragoner, welcher sein Pferd fütterte, dasselbe hinweg. Die Feldwachen erhielten sogleich Ordre, wenn künftighin eine feindliche Partei sich sehen ließe, sich nach der Infanterie zurück zu ziehen. Vor dem Alt-Wismarschen Thor wollten auch einige Preußen einige Pferde wegführen, aber unsere Feldwache verhinderte dieses. Heute ward auch ein Tambour mit etwas Leinenzeug für die Gefangenen nach dem Lager gesandt. Noch wurden 1 Capitän und 6 Dragoner aus dem Lübschen, und 2 Lieutenants mit 18 Mann aus dem Poeler Thor zu recognosciren gesandt, die aber nichts Feindliches antrafen.

Den 21. Sept. kam noch ein Anhang zu dem vorhin gedachten Münz-Placat heraus. Der Generalmajor hatte eine neue Forderung und verlangte, daß die Bürgerschaft, welche die Wachen noch immer verrichten und sonst viel ausstehen mußte, die hohlen Wege am Mecklenburger Thor ausfüllen und eben machen sollte, zu welcher Arbeit 300 Mann verlangt wurden. Gedachter Generalmajor commandirte des Nachts einen Capitän, einen Lieutenant, 4 Unteroffiziere und 18 Dragoner aus dem Mecklenburger Thor, den Walloschen aufzupassen; es ward auch des Morgens das Vieh gegen das Lager getrieben, die gedachten Vögel heraus zu locken, aber sie ließen sich nicht sehen, deshalb kamen die Unsrigen gegen Mittag wieder herein.

Den 22. Sept. ward das Münz-Placat, cum appendice, an den Kirchthüren und sonst noch angeschlagen. Man sah aber heute schon einige falsch gestempelte Schillinge und hörte viele Klagen von Bäckern und anderen Bürgern, bei welchen die Soldaten allerlei Muthwillen mit dem gestempelten Gelde ausgeübt hatten.

Den 23. Sept. kamen einige Walloschen vom Wischberge und wollten das Vieh wegschnappen, doch unsere Kanonen machten, daß sie einhielten; der Hr. Ass. Wagner schickte 2 Tonnen Bier hinaus an den commandirenden Generalmajor in dem Lager bei Damhusen, wegen seines Hofes Lütken-Wolterstorff, womit er so viel ausrichtete, daß noch heute von seinem jetzterwähnten Hofe ihnen einige Gänse und Schweine herein gesandt wurden. Sowohl die dänischen als preußischen Tambours brachten heute etwas Geld für ihre Gefangene herein. Von den obgedachten Walloschen ließen sich, weil es ihnen am Lübschen Thor nicht gelingen wollte, einige vor dem Poeler Thor sehen und wollten das Vieh anpacken, allein sie hatten hier eben so wenig Glück als an dem vorigen Ort, denn die Unsrigen, welche zu Pferde und zu Fuß in der Gegend sich aufhielten, thaten sich zusammen und widerstanden ihnen. Unsere Feldwache vor dem Pöler Thor war einigermaßen glücklicher, denn sie kriegte unweit der preußischen Feldwache ein Pferd und brachte es herein. Auch ertappte man heute einen Soldaten, der falsches Geld gestempelt hatte, der Principal von solchen Stempeln aber desertirte die Nacht darauf, welchem noch 3 andere Deserteure folgten. Nächstdem ward heute dem Generalmajor das Schanzen oder die Ausfüllung der hohlen Wege vor dem Mecklenburger Thor, welches er von der Bürgerschaft verlangte, abgeschlagen. Auch kam heute ein dänischer Adjutant und verlangte etwas Bier für seinen General, er ließ dabei verlauten, daß zu Greifswald vom Frieden unterhandelt würde.

Den 24. Sept. wurde ein Tambour mit Briefen nach dem dänischen Lager gesandt. Ein Constapel, der am 26. Aug. auf dem damals eroberten Schiffe von den Dänen gefangen genommen worden war und im Lager Dienste genommen hatte, kam heute als dänischer Deserteur wieder herein. Auch kamen 300 Mann dänische Infanterie, wovon 200 kein Gewehr bei sich hatten, die übrigen 100 sie aber decken sollten, bei der Schultzen-Mühle an und fingen an Sträuche zu hauen und Rohr abzuschneiden. Es wurden alsbald 20 Mann zu Pferde und 300 zu Fuß, und zwar mit 3 kleinen Kanonen, aus der Stadt auf sie commandirt, wobei Sr. Durchl. der Prinz und der General-Major selbst mit waren. Als die Unsrigen die Kanonen lösten, retirirten sich die Dänen sogleich in das Gebüsch, man folgte mit den Kanonen und vertrieb sie auch aus demselben, wobei auch einige von ihnen getödtet wurden. Während dieses Scharmützel währte kamen die Walloschen vor das Rothe Thor und wollten unsere Feldwache auf dem Galgenberge überfallen; allein diese retirirten sich zn denen die hinterm Galgenberg verdeckt stunden, worauf unsere Dragoner mit den Walloschen anbanden, welche, da noch mehr unserer Cavallerie dazu kamen, ihre Retirade suchten, doch ward in dieser Action ihr Lieutenant und 2 Pferde blessirt. Auch kamen einige Briefe herein, desgleichen einige Advisen, in welchen man berichten wollte, daß mit dem ersten einige 20,000 Mann Moskowiter vor Stralsund angekommen, darauf ein starkes Detachement Dänen und Preußen aus Pommern vor Wismar gehen und dasselbe attaquiren würden. Den Schlachtern ward heute bei 10 Rthlr. Strafe verboten, an keinen Menschen einen ganzen Hammel, vielweniger 2 oder 3 ganze Stücke von solchem Vieh zu verkaufen, obgleich sie es hin und wieder den Leuten zugesagt, sondern es sollte alles Fleisch in den Schranken bei Pfunden verkauft werden.

Den 25. Sept. wurde ein Tambour mit Briefen und mit einer Liste der dänischen Gefangenen, die hier vorhanden waren, hinaus gesandt, weil man nun mit der Zeit die Gefangenen gegen einander auswechseln wollte. Bei dem Wischberg ließen sich einige dänische Parteien sehen, die unserer Artillerie Gelegenheit gaben, sich wieder hören zu lassen. Die Schlachter wurden heute aufs Rathhaus gefordert und befragt, was sie an Vieh für Vorrath hatten, wo sie dann an Eidesstatt aussagten, daß zwar an Kühen und Stieren etwas, aber nicht mehr als ein einziger Ochse, an Hammeln und Schaafen etwa 250 Stück, an Schweinen aber nur gar wenige vorhanden seien, weshalb der gestrige Befehl, alles in Schranken bei Pfunden zu verkaufen, wiederholt ward. Nachgehends wurde dasselbe Verbot wieder aufgehoben.

Den 26. Sept. und um diese Zeit äußerte sich das Elend in der Stadt fast sehr; die Butter war so knapp, daß in manchem vornehmen Hause Kinder und Gesinde mit trockenem Brod Vorlieb nehmen mußten. Viele arme Bürger mußten sich manchen Tag mit Wasser und Brod behelfen; andere waren froh, wenn sie zu dem Brod ein wenig Kohl, aus bloßem Wasser gekocht, haben konnten, welchen Kohl sie, wenn sie sich etwas zu gute thun wollten, mit ein wenig Mehl anmachten. Mancher, der noch Korn hatte, konnte es nicht gemahlen bekommen, weil die Roßmühle nebst der andern auf dem Bauhof (die man schon vor einiger Zeit probirte) schwer zu gebrauchen war, außer diesen aber keine andere als die Grubenmühle im Gange war. Wie knapp das Geld war, ist leichtlich zu erachten, wenn man bedenkt, wie lange aller Handel und Wandel darnieder gelegen hatte. Einige kleine Aemter griffen daher ihre Amtsladen an und kauften für die vorhandenen Sachen und Gelder ein wenig Korn. Einige Zünfte, welche vorhin ihre Todtencassen gehabt hatten, mußten dieselbe jetzt eingehen lassen, weit die ihrigen die Beiträge zu leisten nicht mehr im Stande waren. Viele Eltern, die sonst ihre Kinder zu der Schule gehalten hatten, behielten sie zu Hause, weil sie das Schulgeld nicht mehr aufbringen konnten. Sei dem allen wurde doch die unlängst bewilligte Contribution je länger je schärfer gefordert. Viele Sachen wurden jetzt noch theurer; kurz, das Elend war je länger je größer, doch war bei dem allen das beste, daß die hitzigen Fieber, welche vorhin einreißen wollten, sich gottlob wieder zu verlieren begannen.

Den 27. Sept. Morgens erfuhr man, daß die Feinde in der vergangenen Nacht die Clütz- und Schultzen- oder die beiden Gröningsmühlen niederbrannten. Man konnte schon um 10 Uhr abends das Feuer allenthalben in der Stadt sehen, ohne daß man eigentlich wußte, wo es wäre. Es waren demnach nun leider alle Mühlen vor der Stadt niedergebrannt, ohne die sogenannte Flinckersmühle bei dem Rothen Thor, welche zwar noch stand, aber sonst auch ruinirt war. Des Morgens beredete man mit guten Worten die Maurer, Zimmerleute und andere Bürger, daß sie hinaus gingen um das Feuer zu löschen, was noch vohanden war, abbrechen und herein schaffen sollten; es gaben zu diesem Zwecke auch einige Bauleute Wagen und Pferde her; sie erhielten auch eine Escorte von 20 Dragonern, 50 Mann Infanterie und 2 kleine Kanonen, so daß also noch ziemlich viel von Materialien herein gebracht wurde. Auch ließen sich diesen Morgen etwa 100 Dänen auf St. Jacob sehen, welche vom Wall mit einigen Kanonenschüssen zurückgewiesen wurden.

Den 28. Sept. mußten die Bürger nochmals hinaus, die Ueberreste von den abgebrannten Mühlen völlig herein zu holen; es gingen auch viele arme Leute mit hinaus, etwas von kleinem Holz, das nicht ganz verbrannt war, für sich zu sammeln. Der Generalmajor verlangte von der Bürgerschaft und Andern, daß dieselben die hiesigen Offiziere, welche schon lange keine Gage bekamen, des Tages einmal speisen sollten; auch drang er auf das Schanzen vor dem Mecklenburger Thor von neuem, aber aus beides ward negativ geantwortet. Aus dem dänischen Lager kam indessen 1 Deserteur zu Pferde herein.

Den 29. Sept. wurde 1 Capitän nebst einigen 30 Mann zu Wasser auscommandirt, auf die feindlichen Schaluppen etwas zu unternehmen; allein die Feinde wurden es bald gewahr, daher die Unsrigen des folgenden Tages wieder so zurück kamen, wie sie hinaus gegangen waren. Aus Pommern kam heute ein Packetboot wieder, mit welchem man vernahm, daß der Orten noch nichts vorgegangen, desgleichen daß die Flotten noch nicht wieder in die See gegangen sind. Von unsern Schlachtern mußten heute auf Befehl E. E. Rath einige nach Poel, das noch übrige Vieh wegzukaufen oder wegzunehmen.

Den 30. Sept. brachten vorgedachte Schlachter 300 Hammel von Poel herein. Das Offizierspeisen ward nochmals abgeschlagen. Auch kamen heute an dänischen Deserteuren 1 zu Pferde und 3 zu Fuß herein. Ebenfalls brachte auch ein dänischer Tambour einige Briefe herein.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar