1. bis 31. August 1715

Monat August. Um diese Zeit wurden noch 2 kleine Fahrzeuge mit einigen Stücken hinaus gesandt, vor dem Hafen zu kreuzen, so daß jetzt im ganzen 4 draußen waren. Ein dänischer Deserteur zu Fuß kam heute herein, welcher schon vorher unter unsern Dragonern gestanden hatte, derselbe berichtete, daß er mit nach Dassow commandirt gewesen war um Böte daher zu holen und daß man von andern Orten auch Böte zusammen brächte, um Poel zu attaquiren. Den Schiffern und Bootsleuten ward angesagt, daß sie, sobald geschossen werden würde (was von dem Wallfisch geschehen und von der Sparbüchse beantwortet werden sollte) mit ihren Böten sich parat halten, widrigenfalls sie mit scharfer Strafe belegt werden sollten.

Den 2. August brachte ein dänischer Trompeter etwas Geld für die Gefangenen.


Den 4. Aug. ließen sich aufs neue 3 große dänische Schiffe und 2 kleine Fregatten sehen; die beiden letzteren gingen ab und zu, die 3 ersteren aber blieben ruhig liegen, um zu verhindern, daß nicht aus dem hiesigen Hafen Jemand auslaufen und die Dänen, welche beim Clützer-Ort etwas Proviant ausluden, incommodiren möchte. Auch vernahm man, daß die Feinde in der Gegend von Buckow einigen Wismarschen Bürgern für etwa 40 Rthlr. Waaren, die sie im Lande angekauft und herein bringen wollten, abgenommen hatten, auch eine Bürgersfrau, die dabei war, gefänglich wegführten.

Den 5. Aug. fiel ein ziemlich scharfes Scharmützel vor, 1 Dragoner ward tödlich blessirt, 2 gefangen und einige Pferde blieben in dem Morast stecken, da wurde denn sogleich einigen Bürgern angesagt, ihre Pferde wieder herzugeben. Einige Böte und kleine Fahrzeuge wurden auch den Bürgern weggenommen und nach Poel gebracht, um im Falle der Noth die Mannschaft, welche auf Poel war, zu salviren. Auf Poel ward jetzt das Reglement gemacht, daß die Soldaten nebst den Bauern das Korn dreschen sollten, sodann daß von 17 Scheffel, die ausgedroschen werden, 8 für die Krone, 8 für den Bauer oder Eigenthümer und 1 für den Soldaten, der gedroschen hatte, gerechnet werden sollten.

Den 6. Aug. kam ein Deserteur herein, welcher unter andern aussagte, daß man im Lager schon einmal gegen 50 Böte zusammen gebracht, um auf Poel einen Angriff zu thun, man hätte aber Nachricht gehabt, daß die Unsrigen auf selbiger Insel mit sehr schwerem Geschützt versehen sind und es deswegen anstehen ließen. Dieser und anderer Nachrichten wegen wurden einige Fahrzeuge nunmehr fertig gemacht, um Korn von Poel herein zu holen. Sonst ernteten unsere Bauleute und Bürger, so viel das feuchte Wetter zulassen wollte, mit allem Fleiß; vor dem Poeler und Alt-Wismarschen Thor bekam man noch ziemlich Korn herein, weil die Preußen es geschehen ließen, auch vor dem Mecklenburger Thor noch etwas, vor dem Lübschen Thor traute sich jetzt Niemand mehr etwas wegzuholen, weil die dortigen feindlichen Marodeurs und kleine Parteien alles wegnahmen was sie nur kriegen konnten. Unseren Gefangenen ward nach dem dänischen und preußischen Lager etwas Geld geschickt und zugleich wegen deren Auswechselung angehalten. Für den einen Gefangenen brachte der Tambour das Geld mit der Nachricht wieder, daß, da derselbe von den Dänen desertirt war, er aufgehängt worden ist. Des Abends um 9 Uhr wurden noch verschiedene Soldaten commandirt, daß sie, wenn in der Nacht irgend ein Lärm entstehen sollte, sich mit genügsamen Kraut und Loth bei der Sparbüchse einfinden sollte, weil man besorgte, es mögte der Feind in der Nacht auf Poel einen Versuch thun.
Den 7. Aug. mußten einige gemeine Bürger nach Poel, um den Bauern dreschen zu helfen, wie denn die Bauern 3 Tage und die Miliz auch 3 Tage in einer Scheune arbeiteten; demnach kam um diese Zeit mehr Korn von Poel herein als vorhin und es minderte sich dadurch der vorhin ziemlich hohe Preis des Korns. Die Dänen fouragirten vor dem Mecklenb. Thor ein Stück Weizen ab, als aber ein Piquet nebst 2 Kanonen hinaus kommandirt wurde, gingen sie zurück, doch das Piquet kehrte auch wieder zurück und des Nachmittags kamen die Dänen wieder.

Den 8. August Morgens jagten die Dänen die Bauleute vor dem Mecklenburger Thor von ihrer Arbeit weg und schossen einem, welcher zurück ging um sein Camisol zu holen, den Arm entzwei. Auch wurden einem von unsern gefangenen Dragonern Rock, Hemden, Strümpfe und dergleichen nach dem dänischen Lager gesandt, weil ihn die Feinde ganz ausgezogen hatten. Der in dem Scharmützel am 5. Aug. blessirte Dragoner starb heute an der empfangenen Wunde, weil der kalte Brand dazu geschlagen war. Den 9. Aug. ward das erste Commißbier den Soldaten ausgetheilt, welche dabei zum Theil sehr lose Worte gebrauchten, besonders da sie kurz vorher auch sehr elendes Brod bekommen hatten. Dem Generallieut. wurden 2 Tonnen Bier hinaus geschickt. Auch waren einige Offiziere und Dragoner vor das Mecklenb. Thor zu recognosciren ausgeritten, denselben näherten sich einige Danen, schossen auf sie und blessirten auch ein Pferd ins Bein. Die Unsrigen setzten auf die Dänen ein, es kam aber gleich eine ganze Escadron Feinde, weshalb sich die Unsrigen zurückziehen mußten, die Dänen folgten bis auf den Galgenberg, wo ihnen von unsern Kanonen der Rückweg gezeigt wurde. In dieser Nacht nahmen die Dänen einige Fuder Weizen diesseits des Galgenberges weg, welchen die Unsrigen dort in Hocken gesetzt hatten.

Den 10. Aug. mußten noch mehr Bürger nach Poel um zu dreschen, es ward ihnen der zwölfte Scheffel zugesagt; von andern Bürgern wurden Säcke gefordert, um das Korn von Poel herein zu bringen. Heute früh nahmen die Dänen dem Verwalter zu St. Jacob 16 Stück Rindvieh weg; es waren Leute bestellt, dieses Vieh zu hüten, allein die hatten sich schlafen gelegt, da ist dann des Vieh zu weit gegangen. Die Dänen fouragirten heute wieder bei dem Wischberge, auf dieselben ward ein Piquet nebst 2 kleinen Stücken commandirt, damit unsere Bauleute ihr Korn näher an die Stadt heran fahren könnten. Es ward einigemal vom Gülden-Stern auf die feindlichen Fouragiere geschossen aber ohne Effect; doch eine Kanonen-Kugel von der Bastion Carl Gustav jagte sie auf einmal zurück. Sie ließen sich nachher an einigen Orten weder sehen, allein vorgedachte Kanone, wie auch die beim Galgenberg gepflanzten Stücke hielten sie zurück, denn sie verloren dabei wirklich einige Mann.

Den 11. Aug. reiste der Verwalter von St. Jacob mit einem Tambour nach dem dänischen Lager, um zu sehen, ob er von seinem Vieh etwas wieder bekommen könnte; er bekam aber zur Antwort, daß es schon verkauft wäre. Heute ließen sich wieder 3 feindliche Schiffe unweit Poel sehen. In der Nacht kamen einige Dänen nahe am Gülten-Stern, als nun unsere Schildwache ihr Wer da? rief, gaben sie Feuer, welches die Unsrigen so gut sie konnten beantworteten.

Den 12. Aug. fand man des Morgens vor den Thoren hin und wieder gedruckte Zettel, welche weder datirt, noch sonst unterzeichnet waren. Der Inhalt war, daß, nachdem Sr. Majestät der König von Dänemark und Norwegen bei Einrückung seiner Armee in das Wismarsche Territorium allergnädigst beschlossen hat, allen Deserteuren, so sich in der Gegend, in oder außerhalb der Festung Wismar oder sonst irgendwo befinden sollten, auch die in der Gefangenschaft, ehe sie ranzionirt worden waren, Dienste unter dem Konige von Schweden genommen hatten, aus besonderer königl. Gnade zu pardoniren, auch ihnen, wenn sie sich bei seiner Armee wieder einfinden würden, alle königl. Beschirmung widerfahren soll. Als hätte man auf Befehl und im Namen Sr. Königl. Majestät hiedurch und Kraft dieses allen und jeden Deserteur diese hohe Gnade andeuten wollen mit der ernstlichen Ermahnung, diesen allergnädigsten General-Pardon nicht in den Wind zu schlagen, sondern bei Zeiten zu ergreifen; wer aber diese hohe Gnade mißbrauchen und attrapirt werden würde, der sollte die herbste Bestrafung zu gewärtigen haben. Auch ward unsern Gefangenen nach dem dänischen und preußischen Lager etwas Geld hinaus gesandt; nach Poel ward noch mehr Miliz geschickt, weil man noch ein feindliches Schiff vor dem Hafen merkte.

Den 13. Aug. wurden durch einen Tambour einige Briefe nach dem Lager gesandt, der auch welche wieder brachte. In der Stadt ward angesagt, daß, wer von den gestern gefundenen dänischen Zetteln einen wüßte oder hätte, sollte selbigen sogleich bei dem Worthabenden Hrn. Bürgermeister abliefern. Indessen desertirte doch auf solche Zettel einer von unsern Dragonern.

Den 14. Aug. hörte man des Morgens, daß in der Nacht 3 Mann von uns desertirten. Die Preußen nahmen dem Mann von Rathkenhof ein Pferd weg, da er sein Korn einfuhr. Noch kam ein Packetboot aus Pommern mit der Nachricht, daß von demselben auf der Ausreise durch Sturm 6 Personen umgekommen und auch viele Briefe verloren gegangen sind, und daß nur der Schiffer nebst einem Rittmeister sich rettete. Auch kam Nachricht, daß die Feinde den 31. Juli die Insel Usedom angegriffen und nach tapfern Widerstand der Unsrigen erobert hatten, wobei unser König selbst in großer Gefahr gewesen war. Durch Verlust dieser Insel waren die dänischen Prahmen und übrigen Schiffe, welche die Unsrigen bisher besetzt hatten, wieder liberirt. So ward auch berichtet, daß die Flotten an einander gewesen waren, ohne daß man sagen konnte, wer den Sieg davon getragen hat.

Den 15. Aug. brachte ein preußischer Tambour etwas Geld und Zeug für ihre Gefangene und berichtete, daß einer von unsern Gefangenen Dienste genommen hat; für den andern sollte man einen von ihren Gefangenen hinaus schicken, dann würde derselbe frei gegeben werden. Hierauf ward sogleich des Mittags ein gefangener Preuße hinaus gesandt und gegen unsern ausgewechselt; auch wurden 2 Tonnen Bier nach dem dänischen, desgleichen 2 Tonnen nach dem preußischen Lager gesandt; die Letzteren sandten ein Reh für den Generalmajor wieder herein. Die Ersteren machten viel Wesen von der Victorie, die sie zur See erhielten, mit dem Anhang, daß sie deswegen des folgenden Tages Salve schießen würden. Der Oberst von Eßen ging heute nach Poel, den Obersten Nummersen abzulösen.

Den 16. Aug. brachen die Feinde die Lübsche Burg ab, so, daß nur der Thurm stehen blieb; des Abends schossen die Feinde 3mal Salve aus großem und kleinem Gewehr, welches die vor dem Hafen liegenden feindlichen Schiffe beantworteten. Es geschah aber dieses sowohl wegen der Victorie zur See, als wegen Eroberung der Insel Usedom.

Den 17. Aug. brachte ein Tambour Briefe nach dem preußischen Lager. Auch desertirte heute ein junger Mensch von der Bürgerwache.

Den 18. Aug. wurden durch einige Mannschaft 11 Pferde von Poel herein gebracht für die hiesigen Dragoner. Des Abends kam ein dänischer Deserteur zu Fuß herein, welcher bestätigte, daß sie im Lager wegen Usedom und Liberirung der dänischen Prahmen und Schiffe Victorie geschossen wurde, auch berichtete er, daß in dem Lager die Rede sei, daß die schwedische Flotte wieder nach Carls-Cron zurück gegangen wäre.

Den 19. Aug. Morgens fanden unsere beiden Dragoner, welche bei der Clützmühle die Feldwache haben sollten, da sie recognoscirten, daß wohl 12 Mann von den Feinden zu Fuße dort übergegangen sind; sie hatten ihre Röcke ein- und das blaue Futter auswärts gekehrt, einer von den Feinden gab auch Feuer auf die Unsrigen und es setzten darauf sämmtliche Feinde auf diese an, ja verfolgten sie bis an den Damm. Es ritten einige Offiziere mit einigen Dragonern hinaus, aber die Feinde hatten sich schon retiriret. Noch ward heute ein reitender Diener mit einem Tambour wegen eines Kaufmannsdieners, der in voriger Nacht seinem Herrn entlaufen ist, nach dem dänischen Lager gesandt, um sich zu erkundigen, ob er vorhanden und ob er nicht könnte wieder ausgeliefert werden; die Antwort erfolgte, er wäre da und man wollte ihn wieder herein senden.

Den 20. Aug. wurden dem dänischen Generallieut. wieder 2 Tonnen Bier hinaus gesandt, mit dem Ersuchen, die ausgegebenen Sicherheitsbriefe künftighin besser zu respectiren, indem bisher viele Insolentien wieder solche Briefe an den Höfen und Mühlen verübt worden sind. Es ward auch zugleich des vorgedachten Kaufmannsdieners wegen wieder Ansuchung gethan, die Antwort war aber jetzt, es wäre derselbe, nachdem er eine und die andere Sache ausgesagt (das ist, nachdem er einige Güter, welche sein gewesener Herr und andere Leute nach einigen Höfen geflüchtet, verrathen hatte), weggekommen, weil die Wache nicht groß auf ihn regardirte; wer etwas bei ihm zu prätendiren hätte, könnte es bei seinen Eltern suchen, indem er vermuthlich nach Hause gegangen sei. Auch brachte ein dänischer, desgleichen ein preußischer Tambour etwas Geld für ihre Gefangenen herein. Die Preußen nahmen 4 Jungen, die Korn auf dem Acker gelesen hatten und ihnen zu nahe gekommen waren, fest, ließen sie aber doch nachgehends wieder laufen.

Den 21. Aug. hörte man Nachmittags ein starkes Schießen in der See, ohne zu wissen, was es bedeutete; die dänischen Schiffe vor dem Hafen zogen sich indessen etwas, zurück nach dem Wollenberger Wieck.

Den 22. Aug. fouragirten einige Dänen bei der Generals- oder Viereggen-Mühle, bei welcher Gelegenheit die Feinde unsere Feldwache bei dem Galgenberg zurück trieben; unsere Dragoner rückten nebst einem Piquet und 2 Haubitzen hinaus, aber die Feinde hatten sich schon retirirt. Ein Tambour aus der Stadt brachte heute einige Briefe nach dem dänischen Lager, desgleichen Geld und Zeug für unsere Gefangenen. Abends ward noch einige Mannschaft nach Poel commandirt, wiewohl es in der That nur eine Finte war, denn es ward kein Mann ans Land gesetzt, sie kamen des Nachts alle wieder herein, denn es geschah nur alles um den Feinden, die dergleichen von dem Wischberg und anderswo aus sehen konnten, etwas einzubilden; die Schiffer wurden indessen bei diesem Aufzug sehr mitgenommen und zum Theil fast übel tractirt. Heute ging wieder ein Boot nach Stralsund.

Den 23. Aug. früh Morgens kamen einige Dänen bei S. Jacob und ritten ziemlich nahe an die Stadt, sie wurden aber mit einigen Kanonen bald zurück gestäubt. Jetzt kam ziemlich viel Korn von Poel und man kaufte den Scheffel Roggen zu 40 ßl., den Scheffel Gerste zu 24 auch 26. ßl., Weizen zu 44 auch 46 ßl., Erbsen 48 ßl., Hafer 19 ßl.

Den 26. Aug. kam ein dänischer Deserteur zu Fuß herein. Die Dänen brachen jetzt die Generals- oder Viereggenmühle sammt der Scheune und dem Wohnhause ab. Ein Tambour ward aus der Stadt mit Briefen nach dem Lager gesandt, welcher auch einige wieder herein brachte. In der Nacht von dem 26. auf den 27. thaten die Dänen von ihren Schiffen mit etlichen Chalouppen einen Anfall auf unsere Fahrzeuge bei Poel, der ihnen auch vollkommen glückte, indem sie eines davon wegnahmen und das andere auch bekommen hätten, wenn es nicht unvermuthet auf den Strand gerathen wäre. Es waren von einem dieser Schiffe einige Tage 2 Mann auf folgende Art desertirt: sie hatten den commandirenden Offizier ersucht, ihnen, weil sie doch nichts zu thun hatten, zu erlauben, sich im Rudern ein wenig zu exerciren, damit sie bei vorfallender Gelegenheit auch auf solche Art Dienste thun könnten. Der einfältige Offizier willigte in ihr Begehren und erlaubte ihnen in ein Boot zu steigen, wie dieses geschehen war, stellten sie sich anfänglich als könnten sie gar nicht rudern, endlich ließ es sich etwas besser an, kaum aber waren sie eine Ecke von dem Schiffe, so sah man, wie sie in aller Geschwindigkeit nach den feindlichen Schiffen zusetzten. Dies hätte billig Anlaß geben sollen, desto wachsamer auf den Schiffen zu sein, allein die Offiziere und Soldaten waren sicher, legten sich des Nachts schlafen und unter diesen Umständen war es den Dänen leicht, ihren Zweck zu erreichen. Es war zwar Einer auf Schildwache ausgestellt, der auch „Wer da!“ rief wie er merkte, daß Einige auf das Schiff anruderten, aber die Feinde antworteten, sie wären gute Freunde und kämen aus der Stadt, wie man aber doch Verrath besorgte und Allarm im Schiff machte, fehlte es den Constapeln an Lunten, den Soldaten an Gewehr, indem sie aus dem Schlaf geschreckt, nicht gleich alles finden konnten, als schon die Feinde überstiegen und mit Handgranaten unter die Unsrigen spielten, die sich denn auch alsbald ergaben, ohne nur einen einzigen Schuß zu thun; auf diese Art gingen die Dänen mit dem Schiffe davon, das andere aber ließen sie auf dem Strande sitzen, nachdem sie alle Mannschaft davon mitgenommen, die Kanonen aber und andere Sachen, zum Theil auch die Gewehre, darauf zurückgelassen hatten. Zwei junge Bootsleute sprangen, als sie merkten, daß das Schiff am Strande sei, ins Wasser und kamen des Morgens in die Stadt. Jetzt desertirten unser Soldaten sehr, so daß zuweilen in einer Nacht 3, 4 bis 5 Mann davon gingen.

Den 27. Aug. Morgens suchte man das an Strand gesetzte Schiff wieder los zu kriegen, was auch geschah. Es ward auch einige Mannschaft hinaus commandirt, dies Schiff wieder zu besetzen und die anderen kleinen Böte zu verstärken. Jetzt mußten einige Schlachter aus der Stadt nach Poel, um daselbst etwas Vieh für die Miliz zu schlachten, denn die Bauern mußten ein Gewisses von ihrem Vieh hergeben. Auch kam heute ein dänischer Deserteur zu Pferde herein. Des Abends kam ein Packetboot von Stralsund wieder mit vielen Briefen, welche einhellig berichteten, daß erstens die Penamünder-Schanze von den Feinden auch weggenommen wäre, es waren von den Unsrigen etwa 300 Mann unter Commando des Oberstlieut. Cussen und Majors Siebrands darin gewesen, welche den feindlichen Sturm, welcher mit einigen 1000 Mann geschehen war, zweimal abgeschlagen hatten, endlich aber der Uebermacht der Feinde weichen mußten; der commandirende Offizier, der sich zuletzt mit Schwimmen retten wollte, ist ertrunken; zweitens daß unser Flotte mit der dänischen in ein Combatt gerathen ist und von Mittag bis Abend sich herum geschlagen hat, so daß von beiden Seiten alles Pulver verschossen wurde, worauf beide Theile sich zurück zogen, ohne daß ein Theil sich den Sieg zueignen konnte. Von unserer Seite hörte man sagen, daß die Dänen zuerst gewichen und die Unsrigen sie noch vom Neuen mit einigen Schüssen ausgefordert hätten; die Dänen hingegen sagten das beste auf ihrer Seite und gaben vor, sie hätten die schwedische Flotte verjagt, ja man hörte hernach in den öffentlichen Zeitungen, daß sie zu Kopenhagen sogar Victoria geschossen hatten. In diesem Treffen waren indessen die beiden schwedischen Admirals, Lilie und Henck, nebst 1500 Mann geblieben; von dänischer Seite meinte man, daß der Admiral Juel mit seinem Schiff gesunken ist. Die Dänen retirirten sich indessen nach der Köger-Bucht und unsere Flotte ging nach Carls-Cron, und so suchte jeder Theil das Schadhafte zu repariren und sich von Neuem mit Munition zu versehen. Auch fing es in der Nacht vom 27. auf den 28. an sehr zu stürmen und der Sturm währte mit beständigem Regen den 28. und 29. hindurch.

Den 28. Aug. ward durch einen dänischen Tambour eine Specification eingebracht von der Mannschaft, die sie von unsern Schiffen gefangen genommen hatten, nämlich 1 Lieutenant, blessirt, 2 Fähnrichs, 4 Bürger und Schiffsleute, 4 Constapel, 2 Unteroffiziere und 29 Gemeine, wovon 2 blessirt. Noch waren 2 Frauenspersonen (des einen Schiffers Töchter) mit auf dem Schiff gewesen, die gleichfalls mit gefangen weggeführt wurden. Das Schlachten auf Poel ward heute fortgesetzt.

Den 29. Aug. wurden durch einen Tambour Briefe und etwas Geld für die Unsrigen, die im feindlichen Lager gefangen saßen, hinaus gebracht. Auch wollten jetzt einige arme Bürger unter der Artillerie Dienste nehmen, einige von denselben wollten sogar hinaus aus der Stadt, aber keines von beiden ward ihnen erlaubt.

Den 30. Aug. wurden 2 Soldaten, die desertiren wollten, einer von des Prinzen, der andere von dem Fürstenbergischen Regiment, gehangen. Noch ward für die im Lager sitzenden Bürger durch einen Tambour etwas Zeug hinaus gebracht; mit demselben kamen die 2 Frauenspersonen, die auf dem Schiff, welches die Feinde vor einigen Tagen aus unsern Hafen weggenommen hatten, mit gewesen waren, und brachten die Nachricht, daß im dänischen Lager wirklich einige Sachen, die aus der Stadt auf dem Lande deponirt worden, angekommen waren, von den obgedachten gottlosen Buben aber verrathen worden seien. Sonst wurden 1500 lebendige Schaafe und 136 Stück geschlachtetes Rindvieh von Poel zu Wasser herein gebracht, welches letztere sogleich der Miliz ausgetheilt wurde, nämlich jedem Mann 12 Pfund, das Pfund zu 2 ßl. gerechnet. Als obgedachte Sachen herein kamen, ließen sich die Dänen ziemlich frei beim Wischberge sehen, sie wurden aber mit einigen Kanonen, die man vom Wall abfeuerte, bald wieder hinter den Berg gejagt.

Den 31. Aug. kriegten die Dänen einen von unsern Dragonern weg. Als nämlich beide, welche die Feldwache heute vor dem Lübschen Thor haben sollen, dort recognoscirten und einer von ihnen ein wenig hinauswärts nach den Mühlen ritt, kamen einige Dänen, die hinter dem Hause zu St. Jacob sich versteckt hatten, hervor und schnitten ihm den Weg ab, so daß er sich gefangen geben mußte. Einige Seefahrende wurden heute abermals nach Poel zu fahren gezwungen, die denn nicht allein eine ziemliche Partie Korn, sondern auch einige 100 Mann von der Miliz, die bisher dort gelegen hatten, wie auch einige Kanonen mit zurück brachten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar