Ludwigslust, Montag den 18. März 1811

An Karl

Seit diesen schönleuchtenden Tagen suche ich Dich recht mit Geist und Gemüt mitten unter Deinen Bergen auf. Nicht just als wenn ich Dich in den trüben Winterlager! verlassen hätte, aber in dem reinen Äther breiten sich doch die Flügel der Seele freier aus und ungebundner, und, von der warmen Freundschaft angezogen, eilen sie an den geliebten Ort. Unterdessen hat auch der schöne Mond sein ganzes liebliches Antlitz, Augen und Ohren, zu uns gewandt, und dieser, so groß seine Verschwiegenheit sein mag, wird Dir doch gewiss manches Gute aus unsern innersten Herzen mitgeteilt haben.


Deinen lieben Brief vom 3. März habe ich auch indessen durch die lieben Hände unsrer Prinzessin erhalten. Wir freuten uns beide gar sehr der angenehmen, holden Blätter. Der Prinzess gefällt das, was Du uns aus Niebuhrs Reisen mitgeteilt hast, ganz außerordentlich. Sie sagt, dass das längst ihr Gedanke und Wunsch gewesen sei, das Andenken ihrer Freunde durch Stiftung eines Brunnens zu ehren. Deine Beschreibung machte sie ganz glücklich; denn diese Idee wäre immer in ihrer Seele geblieben.

— Unsre liebe Prinzess besucht mich recht fleißig, was mir immer große Freude macht. Sie ist sehr gerne hier bei uns, und wir hatten ganz kürzlich einen überaus hübschen und interessanten Abend. Der süße Morgentau im Frühling kann nicht lieblicher sein als die Ergießungen ihrer Seele, die sich immer mehr entfaltet, da auch die Ohren und das Herz ihres Gemahls sich darnach ausbilden und sich immer mehr hinneigen, so dass er ihre Worte und Gedanken leicht fasst und sich wahrhaft daran erfreut.