Ludwigslust, Freitag den 8. Februar 1811

An Karl

— Gestern Mittag 1 Uhr fuhr ich allein mit unsrer Prinzess spazieren. Da war der Himmel etwas trübe, und die Gegend ist doch wahrhaftig etwas trostlos und dabei hoffnungslos, dass es in der besten Jahrszeit besser werde. Wir nahmen etwas zu lesen mit und spotteten zuweilen der Sandwüsten, die den Geist eben nicht sehr erheben, jedoch der Park und nahe Wald soll im Frühjahr unvergleichlich sein. Prinzess erzählte mir, dass der mecklenburger Stamm uralt wäre, und dass die Menschen selbst bei der Völkerwanderung nicht vom Fleck gekommen wären. Auch ihre Fürsten stammten in gerader Linie von den alten Wenden und ihrem ersten Beherrscher ab, und nur durch Heiraten fremder Fürstinnen hätten sie ihre Tierhäute verwechselt und etwas Kultur angenommen.


Mit den Bülows wirst Du nicht recht viel anfangen können; denn mit den Eingebornen, an denen der mecklenburger Sand noch fest klebt, ist nichts auszurichten, und Boschen hat recht, die sie mit einem vollen Topf vergleicht, worin man keinen Tropfen mehr hineinbringt. Man sieht zuweilen gern die vollen Töpfe, aber man geht doch vorüber. Die besten und brauchbarsten Leute hier sind entweder viele Jahre lang in Geschäften abwesend gewesen, wie Herr von Plessen, oder sie sind aus fremdem Land, wie Minister von Brandenstein. Von letzterem schicke ich Dir artige Verse, die er selbst gemacht und durch seinen jüngsten Sohn, der bei einem Ball, den der Minister kürzlich in Schwerin gegeben hat, als Amor gekleidet war, sie der Prinzess überreichte. — Am gestrigen Tage wurde Deiner viel gedacht, und er war mir gar lieb. Prinzess versprach mir schon am Morgen, dass sie Abends ein paar kleine Stunden zu uns kommen wollte. Der liebe Schatz kam auch gegen 6 Uhr, und diesmal allein, da der Gemahl zu schreiben hatte. Da waren wir sehr froh und vergnügt, tranken Tee, und weil man doch die Götter immer um etwas zu bitten hat, so wünschten wir, dass es möglich wäre, dass Du so auch einmal zu uns hereintreten möchtest. An die gute Emilie dachten wir auch und wünschten sie zu uns. Man muss jetzt seine kleinen Freuden nur im stillen und auf den Flug hinnehmen. Weit umsehen darf man sich nicht. —