Ludwigslust, Donnerstag den 25. Juli 1811
An Karl
— Mit unsrer lieben Prinzess geht es schon etwas besser, und wenn sie auch noch viel an Übelsein leidet, so hat doch die Farbe ihres Gemütes von ihrer Dunkelheit etwas verloren, worüber ich sehr froh bin, weil diese traurige Stimmung mein tiefstes Mitleid erregte. Gestern Morgen ließen wir unsern Kaffee und etwas Kuchen auf einen angenehmen Platz im Park tragen. Da ich noch den Egerbrunnen trinke und unsre gute Nachbarin, Frau von Plessen, den Pyrmonter, so baten wir letztere auch dazu. Da uns Prinzess von ihrem Fenster gehen sah, so machte sie sich gleich auf und kam auch zum Frühstück. Der Gemahl folgte bald auch, und wir waren alle recht vergnügt und machten noch einen schönen Spaziergang. Prinzess fühlte sich so wohl, dass sie sich vornahm, den Mittag wieder mit ihren Herren und Damen zu speisen, was sie seit verschiednen Wochen unterlassen musste; nur an ihrem Geburtstag tat sie sich den Zwang an, weil ihretwegen viele Leute von Schwerin herkamen. Ich höre, dass sie gestern recht munter an der Tafel war.
Die Erlaubnis der freien Ausfuhr und des Handels macht hier im Lande und auf alle Gemüter eine sehr wohltätige Wirkung.
Du wirst wahrscheinlich bald davon aus den Zeitungen hören. Es war den Leuten ungefähr so, als wenn ihnen allen der Strick um den Hals gebunden und zugeschnürt würde. Jetzt können sie wieder Luft und Athem holen. Da die Engländer doch nicht gleich Hungers sterben, wenn sie auch von dieser Seite kein Korn erhalten, so hat man wohl eingesehen, dass es besser ist, ihr Geld in Umlauf zu bringen, ohne welches die Seestädte nicht wohl sich erhalten können. So haben auch die guten Mecklenburger ihren Reichtum immer aus einer Quelle hergeholt, aus welcher zu schöpfen es ihnen die wenigste Mühe machte. Sollten sie wieder etwas in Wohlstand kommen, so wäre zu wünschen, dass sie klüger würden, dass sie Fabriken und dergleichen anlegten und mehr Menschen in das Land zögen, das so wenig bevölkert ist. Auch gibt es hier nichts als Edelleute und Bauern.
— Emilie Gore hat der Prinzess geschrieben, dass Prinz Friedrich von Gotha sich mit Herrn von Haak, der so viele Jahre mit ihm war und auch mit ihm in Italien gewesen ist, brouilliert und sich ganz von ihm getrennt hat, woran auch eine Klatscherei schuld wäre. Es ist ein böser Geist der Leidenschaft und des innern Krieges über die Menschen gekommen, und wenn ich mich nicht irre, so leidet unsre gute Schillern auch an einer Art von diesem Übel. Doch mag auch Kränklichkeit daran Teil haben, und ich glaube nicht, dass sie lange lebt. Sie tut mir doch sehr leid, ob ich sie gleich auch oft tadeln möchte. Aber es ist eine gute, treue Seele. Sie schreibt der Prinzess so fleißig, und ihre Briefe, wenn sie zu lesen sind, sind angenehm und gehaltvoll. Auch freuen die Prinzessin ihre Briefe außerordentlich.—
Des Abends fahren wir jetzt öfters mit Prinzess spazieren. Es werden da gewöhnlich zwei Chaisen und ein holsteiner Wagen mit vielen Sitzen angeschafft, welcher letztere etwas unbequem ist und worauf der Rest der Gesellschaft, Damen und Kammerherrn, aufgepackt wird. —
— Mit unsrer lieben Prinzess geht es schon etwas besser, und wenn sie auch noch viel an Übelsein leidet, so hat doch die Farbe ihres Gemütes von ihrer Dunkelheit etwas verloren, worüber ich sehr froh bin, weil diese traurige Stimmung mein tiefstes Mitleid erregte. Gestern Morgen ließen wir unsern Kaffee und etwas Kuchen auf einen angenehmen Platz im Park tragen. Da ich noch den Egerbrunnen trinke und unsre gute Nachbarin, Frau von Plessen, den Pyrmonter, so baten wir letztere auch dazu. Da uns Prinzess von ihrem Fenster gehen sah, so machte sie sich gleich auf und kam auch zum Frühstück. Der Gemahl folgte bald auch, und wir waren alle recht vergnügt und machten noch einen schönen Spaziergang. Prinzess fühlte sich so wohl, dass sie sich vornahm, den Mittag wieder mit ihren Herren und Damen zu speisen, was sie seit verschiednen Wochen unterlassen musste; nur an ihrem Geburtstag tat sie sich den Zwang an, weil ihretwegen viele Leute von Schwerin herkamen. Ich höre, dass sie gestern recht munter an der Tafel war.
Die Erlaubnis der freien Ausfuhr und des Handels macht hier im Lande und auf alle Gemüter eine sehr wohltätige Wirkung.
Du wirst wahrscheinlich bald davon aus den Zeitungen hören. Es war den Leuten ungefähr so, als wenn ihnen allen der Strick um den Hals gebunden und zugeschnürt würde. Jetzt können sie wieder Luft und Athem holen. Da die Engländer doch nicht gleich Hungers sterben, wenn sie auch von dieser Seite kein Korn erhalten, so hat man wohl eingesehen, dass es besser ist, ihr Geld in Umlauf zu bringen, ohne welches die Seestädte nicht wohl sich erhalten können. So haben auch die guten Mecklenburger ihren Reichtum immer aus einer Quelle hergeholt, aus welcher zu schöpfen es ihnen die wenigste Mühe machte. Sollten sie wieder etwas in Wohlstand kommen, so wäre zu wünschen, dass sie klüger würden, dass sie Fabriken und dergleichen anlegten und mehr Menschen in das Land zögen, das so wenig bevölkert ist. Auch gibt es hier nichts als Edelleute und Bauern.
— Emilie Gore hat der Prinzess geschrieben, dass Prinz Friedrich von Gotha sich mit Herrn von Haak, der so viele Jahre mit ihm war und auch mit ihm in Italien gewesen ist, brouilliert und sich ganz von ihm getrennt hat, woran auch eine Klatscherei schuld wäre. Es ist ein böser Geist der Leidenschaft und des innern Krieges über die Menschen gekommen, und wenn ich mich nicht irre, so leidet unsre gute Schillern auch an einer Art von diesem Übel. Doch mag auch Kränklichkeit daran Teil haben, und ich glaube nicht, dass sie lange lebt. Sie tut mir doch sehr leid, ob ich sie gleich auch oft tadeln möchte. Aber es ist eine gute, treue Seele. Sie schreibt der Prinzess so fleißig, und ihre Briefe, wenn sie zu lesen sind, sind angenehm und gehaltvoll. Auch freuen die Prinzessin ihre Briefe außerordentlich.—
Des Abends fahren wir jetzt öfters mit Prinzess spazieren. Es werden da gewöhnlich zwei Chaisen und ein holsteiner Wagen mit vielen Sitzen angeschafft, welcher letztere etwas unbequem ist und worauf der Rest der Gesellschaft, Damen und Kammerherrn, aufgepackt wird. —
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Karl Ludwig von Knebels Briefwechsel mit seiner Schwester Henriette