Die Not der Auswanderer wird für England ein gutes Geschäft.

Das geschah mit großer Rücksichtslosigkeit, wobei die oberste Frage wurde: Wie ist dieses Menschenmaterial am besten zu verwerten? Nach Amerika wollte man nicht alle bringen, das würde ja eine Überlegenheit der Deutschen über die Engländer bringen. Sie sollten dort nur die Arbeits- und Kriegsarmee bilden für die Eng­länder, die deren Offiziere sein wollten. Auch würde die Überfahrt zu teuer, und man konnte vor allem viele im Land gebrauchen. Darum hieß es, daß man nicht genügend Schiffe habe, um alle nach Amerika zu bringen. Die verzweifelten Auswanderer waren aber in der Mehrheit so zermürbt und willenlos, daß sie alles mit sich anfangen ließen.

Sie waren zu vielerlei zu gebrauchen. Unter den Männern waren 1838 Landwirte und Weingärtner, 78 Bä­cker, 477 Maurer, 124 Zimmerleute, 68 Schuhmacher, 99 Schneider, 29 Metzger, 45 Müller, 14 Gerber, 7 Strumpfwirker, 13 Sattler, 2 Glasbläser, 3 Hutmacher, 18 Schullehrer, 83 Schmiede, 2 Ärzte u. a.


Die jungen Männer wurden für Heer und Marine ange­worben. Die Mädchen wurden Dienstmägde. Kräftige Männer sandte man in die Bergwerke und zu der eben aufkommenden Industrie. Die süddeutschen Bauern, die in den Wintermonaten vielfach hinter den Web­stühlen gesessen hatten, und besonders die gelernten Weber, waren gut in Irland zu verwenden zur Hebung der dortigen Webereien. 3.800 wurden dorthin gebracht und trugen zugleich zur Stärkung des protestantischen Bevölkerungsteils bei, was politisch der englischen Regierung sehr erwünscht war. Sie sind spurlos in der Bevölkerung aufgegangen. Tausende von Katholiken, die nicht zum Protestantismus übertraten, wurden auf Kosten der Königin nach Rotterdam zurückgeschickt. Sie konnten sehen, wie sie heimkamen und wie sie dann in der Heimat, von der sie sich schon gelöst hatten, neu beginnen konnten. Etwa 500 wurden unter Graffenrieds Führung nach Karolina und Virginien als Schutzwall gegen die Indianer gesandt. Sie sind dort fast völlig zugrunde gegangen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches J. K. Weiser, Vater und Sohn