Wie Saemund aus der Schwarzen Schule entkam

Es geschah auf Saemunds Auslandswanderung, damals als er nach der Schwarzen Schule zog, dass er über das, was ihm begegnete, seine Natur, seine Familie und seine Herkunft vergaß; er hatte auch seinen Namen vergessen und wurde in der Schule Buft genannt. Eines nachts, als Saemund auf seinem Lager schlief, träumte er, dass Boge Einarsson zu ihm käme und sagte: „Schlecht beträgst du dich, Saemund; du bist nach dieser Schule gezogen, hast deinen Gott vergessen, dich selbst aufgegeben und deinen Taufnamen vergessen, und wenn du an dein ewiges Seelenheil denkst, dann ist es für dich am ratsamsten umzukehren.“ „Dazu werde ich wohl nicht imstande sein,“ antwortete Saemund. „Es war unmännlich von dir,“ sagte Boge, „in die Schule zu gehen, aus der du nicht entkommen kannst, wenn du fortwillst!“ „Ich habe in dieser Hinsicht keine Angst,“ sagte Saemund, „denn du hast Klugheit für uns alle, Boge.“ „Dann sollst du meinen Rat befolgen,“ sagte Boge. „Wenn du fortgehen willst, lasse den Mantel lose über deinen Schultern hängen, denn dann wirst du hinausgelangen. Hier musst du den Meister fürchten, der die Schule hält; denn er wird dich bald vermissen. Wenn du aber entkommen bist, so ziehe den Schuh von deinem rechten Fuß ab, fülle ihn mit Blut und trage ihn am ersten Tage so auf dem Kopf. Wenn aber der Abend gekommen ist, wird der Meister hinausgehen und in den Sternen lesen; denn er ist beschlagen im Laufe der Himmelskörper, und er wird deinen Stern suchen; dann wird er dich tot glauben und vom Schwert getötet; und es wird ihm scheinen, als ob ein blutiger Ring um deinen Stern ist. Am Tage wird er nicht versuchen, deinen Weg zu erspähen, dafür werde ich schon Sorge tragen. Am nächsten Tage fülle, ehe du deine Wanderung antrittst, deinen Schuh mit Wasser und Salz; daraus wird der Meister, wenn er deinen Stern sieht, schließen, dass du in der See ertrunken bist; dann wird es ihm scheinen, als fließe ein Meer um deinen Stern. Ehe du am dritten Tage deine Wanderung beginnst, wirst du dir entweder selbst oder auch einem anderen zur Ader lassen, an der Stelle, an der sich Rücken und Seite treffen, und das Blut in deinen Schuh herabfließen lassen; danach nimm Erde und vermische sie mit dem Blut und sprich ein gutes Wort darüber, damit die Erde geweiht ist, und dann trage den Schuh den ganzen dritten Tag auf dem Kopf. Wenn aber der Meister deinen Stern untersucht, wird er eine Erdkugel um ihn sehen, und daraus wird er dann schließen, dass du tot und bestattet bist, und das wird ihm als große Begebenheit erscheinen. Dann aber wird er entdecken, dass du noch völlig am Leben bist. Da wird er sich über deine Weisheit wundern und denken, dass er selbst sie dich gelehrt hat, und er wird dir alles mögliche Glück wünschen, und du wirst dieser Schwierigkeit entgangen sein.“

Auf diese Weise gelangte Saemund aus der Schwarzen Schule und kam wieder in sein Heimatland zurück.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Isländische Märchen und Volkssagen