Caligula (12 n. Chr. bis 41 n. Chr.)

Cajus Caesar Germanics Caligula, geboren im Jahr 12 n. Chr., trug als Kind die caligae (Soldatenstiefel), daher dessen Beiname. Derselbe wusste durch Schmeicheleien die Gunst des Tiberius zu erwerben und entging allein unter den Seinen der Mordlust desselben. Mit Ehren und Wohltaten überhäuft und heimlich zum Nachfolger ernannt, folgte er nach Tiberius' gewaltsamem Tode im Jahre 37 n. Chr. Anfangs regierte er unter der Leitung seiner Großmutter Antonia gut; er befreite die Staatsgefangenen, wies alle Hochverratsklagen ab, gelobte gerechte und gemäßigte Regierung, empfahl den Richtern unparteiische und strenge Gerechtigkeit und schloss mit den Parthern einen vorteilhaften Frieden. Nach 8 Monaten seines Regierungsantrittes fiel er aber in eine seinen Verstand zerrüttende Krankheit und wurde von nun an ein grausamer, blutdürstiger, wollüstiger, schwelgerischer und verschwenderischer Tyrann. Er entledigte sich nun aller derer, von denen er annahm, dass sie ihm etwa gefährlich werden könnten. Er gab sich den maßlosesten Ausschweifungen und Lüsten hin und frönte daneben seiner Vergnügungssucht im Circus. Senatoren mussten bei Wettrennen und Gladiatorenspielen auftreten und er selbst produzierte sich als Sänger, Tänzer und Gladiator. Sein Übermut trieb ihn zu Handlungen des vollständigen Wahnsinns. Sein Lieblingsrennpferd erhielt einen eigenen Hofstaat und ward zum Mitglied eines Priesterkollegiums ernannt, welches Caligula für seine eigene göttliche Verehrung eingesetzt hatte. Seine Grausamkeit steigerte sich bis zu Zügen, wie sie von den Despoten des inneren Asien und Afrika erzählt werden. Als es bei einer Tierhetze an Verbrechern zum Kampfe mit den Bestien fehlte, ließ er Leute aus der umstehenden Menge aufgreifen und den Tieren vorwerfen. Väter mussten der Hinrichtung ihrer Söhne beiwohnen und sahen sich dann durch die Einladung zur kaiserlichen Tafel beglückt. Außer der Grausamkeit trieb die Erschöpfung des Staatsschatzes den Verschwender zum Abschlachten reicher Bürger, deren Vermögen dann konfisziert wurde.

Die widersprechendsten Vorwände dienten zur Anklage. Übrigens betraf sein Wüten nicht ausschließlich die Reichen und Vornehmen, die Masse des Volkes ärgerte ihn gleichfalls und empfand wiederholt seinen Zorn. Brauchte er augenblicklich Opfer, so ließ er sie aufgreifen, wie sie zunächst zur Hand waren. Von ihm ist die Äußerung: „Möchte das römische Volk nur einen Kopf haben, damit ich ihn mit einem einzigen Streiche abschlagen könnte!" Dabei wollte er als Gott verehrt werden und wütete gegen diejenigen, welche sich weigerten, ihn als solchen anzuerkennen und anzubeten. Endlich gelangte ein persönlich verhöhnter und deshalb wahrscheinlich um sein Leben besorgter Praetorianer-Tribun, Carrius Chaerea, zu dem Entschluss, den Despoten zu töten. Einige Andere, darunter der Praetorianer-Befehlshaber und der Freigelassene Callistus, gleichfalls auf das Schwerste bedroht, schlossen sich ihm an, und so ward der Tyrann zu Anfang des Jahres 41 n. Chr. in einem engen Gange des Palastes niedergestochen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Illustrierte Geschichte der Römischen Kaiser
Cajus Caesar Germanicus Caligula (12 n. Chr. bis 41 n. Chr.)

Cajus Caesar Germanicus Caligula (12 n. Chr. bis 41 n. Chr.)

alle Kapitel sehen