Claudius (42 v. Chr. bis 37 n. Chr.)

Tiberius Claudius Nero, geboren am 16. November 42 v. Chr. Unter der Regierung seines Stiefvaters Augustus, dessen Tochter Julia er nach der Scheidung von Vipsania Agrippina 11 v. Chr. heiratete, focht Tiberius 15 v. Chr. mit seinem Bruder Drusus gegen die Rhäter und Vindelicier, welche er besiegte, und wurde 13 v. Chr. Konsul. In den Jahren 10 und 9 v. Chr. kommandierte er mit Varus gegen die Pannonier. Nach dem Tode des Drusus im Jahre 8 v. Chr. erhielt er den Oberbefehl in Germanien, musste jedoch, weil er nicht genügte und eigenmächtig sein Kommando verließ, in ein freiwilliges Exil gehen. Er lebte sodann 7 Jahre auf Rhodus, wo er sich wissenschaftlich beschäftigte. Erst im Jahre 1 n. Chr. durfte er nach Rom zurückkehren und wurde nach dem Tode aller von Augustus zu seinem Nachfolger bestimmten Verwandten im Jahre 4 n. Chr. von Augustus adoptiert. Er ging nun wieder nach Germanien, kriegte im Norden dieses Landes, zog dann 5 n. Chr. gegen Marbod, warf einen Aufstand in Pannonien nieder, drang 9 über den Rhein in das Innere Germaniens und übergab dann den Oberbefehl an Germanicus. Nach dem Tode des Augustus 14 n. Chr. wurde Tiberius Kaiser. Er war durch die Furcht vor Thronräubern, vor Verlust der Gewalt und des Lebens beherrscht. Feigheit und Neid, Sinnlichkeit und Grausamkeit lagen in seinem Charakter und ihre Wirkungen äußerten sich um so furchtbarer, als das Talent der Verstellung in so hohem Grade damit verbunden war, dass sein Äußeres, seine Worte und Gebärden fast immer das Gegenteil dessen ausdrückten, was er in Wirklichkeit anstrebte. So lange Germanicus, welcher von Volk und Armee verehrt wurde, lebte, milderte Tiberius seinen grausamen Sinn; als aber dieser 19 n. Chr. gestorben war, warf er die Maske ab und regierte als förmlicher Despot. Er schaffte die Comitien ab, führte die Majestätsgesetze ein, bewachte misstrauisch alle emporkeimenden Talente und entfernte dieselben auf verbrecherische Weise.

Der Gehilfe seiner Frevel war seit 23 n. Chr. der Praefectus praetorio Lucius Aelius Sejanus, der, schon früher einer seiner Günstlinge, ihn nun vollends beherrschte.


Sejanus zog die früher in ganz Italien zerstreuten Praetorianer in Rom zusammen und hatte somit ein mächtiges Werkzeug der Gewalt für jeden Augenblick zur Verfügung.

Nach Außen kamen bloß unbedeutende Ereignisse vor, im Innern hörte man dagegen beinahe nur noch von Palast- und Günstlings-Intrigen neben Majestätsprozessen, Vermögenskonfiskationen, Hinrichtungen oder Selbstmorden. Tiberius selbst wurde immer verschlossener und düsterer, immer mehr von Menschenscheu, Menschenverachtung und Hass erfüllt. Seine sich immer mehr steigernde Furcht trieb ihn zu beinahe vollständiger Abschließung und Isolierung. Gewissensbisse und Angst verfolgten ihn unausgesetzt; die eigenen Familienangehörigen erregten seinen Verdacht, er misstraute aller Welt. Schlau wusste Sejanus die Angst seines Herrn zu nähren und brachte ihn endlich dahin, Rom zu verlassen. Tiberius zog sich erst nach Campanien, dann im J. 26 n. Chr. auf die Insel Capreae zurück, deren einziger Zugang streng bewacht und nur Wenigen geöffnet wurde. Hier überließ er sich ganz seinen raffinierten Lüsten, während Sejanus in Rom unbeschränkt unter seinem Namen herrschte. Als endlich in Tiberius gegen seinen bisher allmächtigen Günstling Sejanus das Misstrauen erwachte, ließ er ihn im Jahre 31 n. Chr. durch den Befehlshaber Macro verhaften und nach kurzem Prozess hinrichten. Die Familie des Germanicus ließ er bis auf den jüngsten, durchaus unfähigen Caligula umbringen. Tiberius selbst starb auf gewaltsame Weise am 16. März 37 n. Chr. bei Misenum.

Unter seiner Regierung wurde Parthien, Armenien und Vindelicien unterworfen, auch gegen die Thracier und Kappadoker glückliche Kriege geführt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Illustrierte Geschichte der Römischen Kaiser
Tiberius Claudius Nero (42 v. Chr. bis 37 n. Chr.)

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