Claudius (10 v. Chr. bis 54 n. Chr.)

Tiberius Claudius Drusus Caesar, geboren im Jahre 10 v. Chr. in Lyon. Vernachlässigt aufgewachsen, schüchtern, mit stammelnder Sprache, war er am Hofe des Kaisers Augustus ein Gegenstand des Spottes und der Verachtung, während er den Sprachen und Wissenschaften lebten. Nach der Ermordung des Kaisers Caligula, seines Neffen, hatte er sich aus Furcht versteckt, wurde aber von der Leibwache aus seinem Versteck hervorgezogen und 41 . Chr. als Kaiser proklamiert. Anfangs sträubte er sich aus Furcht vor dem Senat, welcher wieder die Republik herstellen wollte; nachdem sich aber Claudius dazu verstanden hatte, jedem der Prätorianer 15.000 Sestercien zu versprechen, fügte sich der machtlose Senat dem Diktat der Truppen. Claudius erwählte sich als Kaiser die ausschweifende Messalina, nach deren Tod die ebenso unsittliche Agrippina zur Gattin. Neben diesen Frauen hatten auf ihn Einfluss: der Freigelassene Polyb, der Geheimschreiber Narcissus und der Finanzverwalter Pallas, sämtlich schlaue, verschmitzte und ränkesüchtige Personen. Anfangs war die Regierung unter Claudius gut. Er bestrafte Caligulas Mörder, hob das Hochverratsgesetz auf, rief die Verwiesenen zurück und entschädigte sie, unterstützte die ärmere Klasse der Bürger, baute neue Wasserleitungen, ließ bei Ostia einen neuen Hafen anlegen, machte Mauretanien zur römischen Provinz, schlug die Chatten und andere deutsche Völker und begann 43 die Eroberungen in Britannien. Während der Kriege herrschte in der Hauptstadt tatsächlich Messalina. Die frühere Gräuel erneuerten sich, nur dass dieselben nicht von dem schwachen Kaiser, sondern von seiner schrecklichen Gemahlin veranlasst wurden. Messalina trieb ihre Ausschweifungen so weit, dass sie, während der Kaiser, ihr Gemahl, von Rom verreist war, mit einem ihrer vielen Liebhaber eine förmliche Verlobungsfeier hielt. Narcissus entdeckte dies dem Kaiser Claudius und gab im Jahr 48 im Namen desselben eigenmächtig den Befehl zu Messalinens Tötung.

Agrippina war gleich sittenlos, herrschsüchtig und grausam wie Messalina. Ihr Hauptaugenmerk war jedoch dahin gerichtet, ihren Sohn aus früherer Ehe, Lucius Domitius, statt des vorhandenen Sohnes des Kaisers, Britannicus, auf den Thron zu bringen. Zu diesem Zweck setzte sie im Jahre 49 die Verlobung von Claudius’ Tochter Octavia mit dem damals zwölfjährigen Domitius durch. Im folgenden Jahr erfolgte dessen Adoption durch den Herrscher, bei welcher Gelegenheit Domitius den bis dahin hoch in Ehren stehenden Namen Nero erhielt. Der Philosoph Seneca, durch Messalina verbannt, wurde zurückberufen und zum Lehrer des Knaben ernannt. Nachdem Agrippina die Ernennung des ihr ergebenen Afranius Burrus zum Befehlshaber der Prätorianer durchgesetzt hatte, ließ sie den Kaiser Claudius im Jahre 54 vergiften
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Illustrierte Geschichte der Römischen Kaiser