Das Rathaus von Windecken
In erfreulich gutem Zustande ist das Rathaus von Windecken (Taf. 2) überkommen, ein Kabinettstück spätgotischer Architektur und glänzender Beweis für die künstlerische Leistungsfähigkeit kleiner Städte. Dabei ist es gar nicht der übertriebene Reichtum, der überrascht. Manch moderne Villa zeigt einen andern Aufwand von Formen. Nur die Art, wie der rechte Schmuck an die rechte Stelle gesetzt ist, schafft die festliche Wirkung. Man sieht es dem Hause an, dass die Mittel für Skulpturen fehlten, dass selbst der ornamentale Schmuck seine Grenzen hatte. Den rechteckigen zweigeschossigen Bau schließt an der Schmalseite ein unverzierter Staffelgiebel ab.
Die Halle des Erdgeschosses öffnet sich in strengen Spitzbögen, der Saal des Oberstockes in einfachen Rechteckfenstern. Von den bescheidensten Profilen sind die Werksteinkanten begleitet. Der Architekt hat sich auf die Anlage eines Erkers beschränkt und der Bildhauer diesem Vorbau, der als Verkündigungskanzel und Ausguck auf Markt und Nachbarstraßen diente, den Zierrat von Maßwerk und Wappen hinzugefügt.
Aber gerade der Gegensatz des erschöpfend behandelten Erkers zu den glatten Putzflächen lässt die in den Massen bescheiden gehaltene Zutat um so liebenswürdiger erscheinen.
Dabei ist es keine Frage, dass nicht der Erker den Wert des Hauses ausmacht. Der klare, auf jede Scheinwirkung verzichtende Aufbau, die logische Zeichnung verleiht dem kleinen Bau die künstlerische Größe. Dass es die Alten verstanden, ihren öffentlichen Gebäuden bei völlig glatten Fronten lediglich durch die richtige Verteilung von Flächen und Öffnungen, durch ein gefälliges Verhältnis der Türen und Fenster, durch eine gute Dach- und Giebelform monumentalen Ausdruck zu geben, zeigt das Rathaus zu Mittelheim (Taf. 14), das die Grundform von Windecken bei einfachen Schräggiebeln wiederholt, oder das Rathaus zu Höchst (Taf. 34), das bei völlig anderer Lage und Grundrisslösung die Staffelgiebel in der Mitte der Hauptfronten trägt. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass in einem Bau, wie dem Mittelheimer Rathause, dessen Längsfront im Erdgeschoss nur eine Bogenöffnung zwischen zwei Fenstern und im Obergeschoss Fachwerk zeigt, das Schema für die einfachsten Kommunalbauten vorliegt, zu dessen Bestände allerdings noch der Dachreiter zu zählen sein dürfte, das Gehäuse der Sturmglocke, das die Mitte des Firstes krönt. Bedauerlicherweise hat das instruktive Gemeindehaus des rheinischen Städtchens von seiner Schönheit eingebüsst, seitdem das Fachwerk mit Putz überzogen und die massive Unterwand durch Nebentüren durchbrochen ist. Und leider ist am Rhein auf der ganzen Strecke zwischen der Mündung des Main und der Lahn nicht mehr ein einwandfreies Beispiel vorhanden, das als Beleg für die Verwendung der klaren und ansprechenden Normalie dienen könnte. Die Gegend, die reich ist an malerischen Ortschaften, ist arm an alten kleinen Rathäusern. Die bescheidenen Bauten sind gefallen.
Die Halle des Erdgeschosses öffnet sich in strengen Spitzbögen, der Saal des Oberstockes in einfachen Rechteckfenstern. Von den bescheidensten Profilen sind die Werksteinkanten begleitet. Der Architekt hat sich auf die Anlage eines Erkers beschränkt und der Bildhauer diesem Vorbau, der als Verkündigungskanzel und Ausguck auf Markt und Nachbarstraßen diente, den Zierrat von Maßwerk und Wappen hinzugefügt.
Aber gerade der Gegensatz des erschöpfend behandelten Erkers zu den glatten Putzflächen lässt die in den Massen bescheiden gehaltene Zutat um so liebenswürdiger erscheinen.
Dabei ist es keine Frage, dass nicht der Erker den Wert des Hauses ausmacht. Der klare, auf jede Scheinwirkung verzichtende Aufbau, die logische Zeichnung verleiht dem kleinen Bau die künstlerische Größe. Dass es die Alten verstanden, ihren öffentlichen Gebäuden bei völlig glatten Fronten lediglich durch die richtige Verteilung von Flächen und Öffnungen, durch ein gefälliges Verhältnis der Türen und Fenster, durch eine gute Dach- und Giebelform monumentalen Ausdruck zu geben, zeigt das Rathaus zu Mittelheim (Taf. 14), das die Grundform von Windecken bei einfachen Schräggiebeln wiederholt, oder das Rathaus zu Höchst (Taf. 34), das bei völlig anderer Lage und Grundrisslösung die Staffelgiebel in der Mitte der Hauptfronten trägt. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass in einem Bau, wie dem Mittelheimer Rathause, dessen Längsfront im Erdgeschoss nur eine Bogenöffnung zwischen zwei Fenstern und im Obergeschoss Fachwerk zeigt, das Schema für die einfachsten Kommunalbauten vorliegt, zu dessen Bestände allerdings noch der Dachreiter zu zählen sein dürfte, das Gehäuse der Sturmglocke, das die Mitte des Firstes krönt. Bedauerlicherweise hat das instruktive Gemeindehaus des rheinischen Städtchens von seiner Schönheit eingebüsst, seitdem das Fachwerk mit Putz überzogen und die massive Unterwand durch Nebentüren durchbrochen ist. Und leider ist am Rhein auf der ganzen Strecke zwischen der Mündung des Main und der Lahn nicht mehr ein einwandfreies Beispiel vorhanden, das als Beleg für die Verwendung der klaren und ansprechenden Normalie dienen könnte. Die Gegend, die reich ist an malerischen Ortschaften, ist arm an alten kleinen Rathäusern. Die bescheidenen Bauten sind gefallen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hessische Rathäuser. Ihre Erhaltung und Entstellung mit 80 Tafeln und 44 Textbildern