Baumöl

Die beste Art ist, welche weiß, durchsichtig, ohne Geruch und nicht ranzig ist. Es verdirbt leicht in einem schwachen Magen, wird ranzig, und verursacht oft Sodbrennen, Aufstoßen, nicht selten Heiserkeit und Husten. Doch hat es auch so wohl innerlich als äußerlich die vortrefflichsten Eigenschaften und Wirkungen; es erweichet, wiederstehet den Giften, tilget Schärfen, u. s. w.

Wer das Unglück hat Arsenick oder Rattenpulver verschluckt zu haben, muss also bald, so viel als möglich und sollte es auch ein Pfund sein, Baumöl oder in Ermanglung desselben Leinöl oder Butter nehmen, und darauf noch ein Brechmittel. Zeigen sich schon Bauchschmerzen, und eine Geschwulst des Nabels, so muss man auch durch Clystiere so viel als möglich ist, Öl beizubringen suchen. Man fährt mit dem Gebrauch auf beide Arten fort bis die Gefahr vorüber ist.


In hartnäckigen Leibsverstopfungen, ja selbst da, wo sich schon ein Erbrechen zugesellet, wird das Baum oder Leinöl zu etlichen Löffel voll genommen und alle Stunden so fortgebraucht, oft da noch wirksam befunden, wo bereits alle Hilfe verloren zu sein scheint. Dass man in einem solchen Fall auch reizende Clystiere (S. Clystiere) und andere Hilfsmittel nach Umständen mit anwenden müsse, wird der Fall entscheiden.

Das Baumöl täglich zu 3 bis 4 Löffel voll Kindern von mittlerem Alter gegeben, und jedes mal den 4ten Tag laxirt, treibt oft die Würmer sehr gut und in Menge ab.

Den Gebrauch des Baumöls im Seitenstich loben manche, täglich zu 6 bis 8 Löffel voll: ich will aber raten, in dieser Krankheit so wohl als bei Koliken, Steinbeschwerden und andern, lieber auf den Ausspruch des Arztes es ankommen zu lassen.

Der äußerliche Gebrauch des Baumöls und anderer ist sehr ausgebreitet. Man nimmt z. B. Baumöl allein oder macht mit Eiweiß eine Salbe die man auf verbrannte Teile mit Nutzen auf, streicht. Man bringt Baumöl auf spröde, aufgesprungene Lippen und Hände, auch sichert man dadurch die Glieder im Anfang des Winters gegen das Erfrieren. Man reibt die steifen Gelenke mit warmen Öle ein, um ihnen ihre Biegsamkeit wieder zu geben.

Solche Einreibungen sind auch Wassersüchtigen manchmal heilsam, man frage aber den Arzt ob und wie sie im vorkommenden Fall anzuwenden.

Man spritzt Öle in die Ohren, sie vom Ohrenschmalz und Würmern zu befreien. Endlich sind Öle bei Clystieren nötig und fast unentbehrlich, und bei den Madenwürmern in dem Mastdarm, desgleichen bei heftigem Stuhlzwang, sind bloße Ölclystiere oft das einzige Hilfsmittel.

Öle braucht man auch zu Salben und Pflastern.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Hausmittel