Die Landschaften

Als das Element, welches dem gesamten Schaffen Thomas seine grundlegende Einheit gibt, ist, entsprechend dem Geiste der germanischen Malerei überhaupt und dem der neueren im besonderen, die Landschaft zu bezeichnen. Mag sie selbständig erscheinen, mag menschliches Dasein in sie einbezogen sein, immer ist sie der Ausdruck der großen, von der menschlichen Seele mystisch erfaßten, allumfassenden Harmonie der Welt und ihrer geheimnisvollen Gesetzmäßigkeit, die Spiegelung innerer Gefühlsvorgänge in äußeren Erscheinungen. Alle treue Naturauffassung hat nicht den Zweck virtuoser Nachbildung, sondern jenen, die Gemütsstimmung, aus der diese hervorgegangen, festzuhalten und andern mitzuteilen. Die Eindrücke werden nicht gewollt und gesucht, sondern die empfangenen bewirken mit Notwendigkeit die künstlerische Gestaltung. Und Eindrücke sind für diesen Künstler nicht bloß Sensationen, sondern durch Sinnesempfindungen geweckte und mit ihnen sich durchdringende Gemütsbewegungen. Schön wird ihm die Erscheinung nur dadurch, daß sie die innere Harmonie zum Erklingen bringt. Frei von jeder doktrinären Regel in Komposition, Licht und Farbe entdeckte er, kraft seines unmittelbaren Liebesverhältnisses zur Natur, überall neue Einheiten, d. h. neue Schönheiten — es ist begreiflich, daß man sie zunächst nicht verstand; man mußte sie erst durch ihn sehen lernen. Dann aber wurde man zu seinem Erstaunen gewiß, daß er ja nur alle Stimmungen veranschaulichte, die jeder fühlende Deutsche bei seinen Wanderungen, entzückt oder ergriffen, empfunden hatte. Die Wahl seiner Motive, der Farben, der Beleuchtungen verdeutlichte mit einem Schlage unbewußt von uns Erlebtes. So gewiß manche edle und innige künstlerische Bestrebung schon vor ihm diese Richtung eingeschlagen hatte, so neu und unabhängig war doch seine Entdeckung: das lange Verkennen seiner Kunst beweist es. Er war ein „Moderner“, bewährte aber sein malerisches Schauen in einem ganz andern Sinne wie seine meisten Zeitgenossen, denn mit allen ihren Theorien, die zum Siege des neufranzösischen Virtuosenprinzips des L'art pour l'art führten und die Kunst zu einer Verstandesangelegenheit und zugleich zur Sinnlichkeitsausschweifung machten, hatte er nichts zu schaffen. Alle sinnliche Kraft der Anschauung, deren auch er sich, und zwar im höchsten Grade, freute, und eine verhehlte Meisterschaft, ja wahre Virtuosität der Technik, wie sie keiner der andern besaß, machte er der seelischen Aufgabe der Kunst dienstbar. Sich in die Sklaverei der Natur durch direktes Abmalen ihrer Erscheinungen zu begeben, verschmähte er — schöpferisch frei aus tief sich einprägenden Eindrücken und auf Grund der in Studien gewonnenen gesamten Anschauungen zu gestalten, hieß für ihn Kunst. Nur so ja vermochte er, der beunruhigenden Willkür und Zufälligkeit der Erscheinungen entrückt, vereinfachend deren Übereinstimmung und Ausdrucksbedeutung herauszubilden, d. h. künstlerisch wahr zu sein. Denn die künstlerische Wahrheit ist nichts andres als Gesetzmäßigkeit, und diese wird nicht durch Unterwerfung unter die Natur, sondern durch die Herrschaft des Geistes über die Natur erzeugt, und nur ihm wird die überraschende Glaubwürdigkeit der Darstellung verdankt. Welche Landschaften wären denn „naturwahrer“ als die seinen, obgleich er sie mit Hilfe von zunächst nur leicht andeutenden Skizzen aus der Erinnerung geschaffen! Und obgleich sie einen ausgeprägten Stil, nämlich Gesetzmäßigkeit im Räumlichen, in der Farbe und Licht besitzen!

Nichts bezeichnender für sein Künstlertum als die Antwort, die er auf die Frage, welche deutsche Landschaft auf ihn den stärksten Eindruck gemacht und wie dieser Eindruck auf sein Schaffen eingewirkt, gegeben hat: „Mir hat immer die Landschaft den stärksten Eindruck gemacht, in der ich mich aufhielt. Da ich zur Landschaft in meiner Eigenschaft als Maler auch die Wolken und das Himmelsblau — das atmosphärische Licht — das Spiel der Schatten mit dem Lichte, die daraus hervorgehenden Farbenwirkungen, das Fließen des Stromes, das Wogen des Grases im wehenden Wind und noch viel dergleichen Dinge, die überall sind, rechne, so fand ich überall schöne Landschaft, die für mich eindrucksvoll war.“ So ist es denn, möchte man sagen, nicht eigentlich von entscheidender Bedeutung für die Erkenntnis des Wesens seiner Kunst, welchen Gegenden er seine Motive entnommen hat; es würde dasselbe geblieben sein , wenn sein Lebensschicksal ihn an andre Orte zu dauerndem oder längerem Aufenthalte geführt hätte; und es bezeichnete Mangel an jedem Verständnis, wenn man diesem freien und universellen Künstler als dem Schwarzwaldmaler eine abgegrenzte Stellung zuweisen wollte.


Eines aber darf zugegeben werden, daß der weite Himmelshorizont und das atmosphärische Licht seiner Heimat von vornherein seiner Anschauungsweise eine bestimmte Richtung im allgemeinen malerischen Sinn gegeben haben, und so wollen die Schwarzwaldlandschaften, nicht nur weil sie auf die zeitlich frühesten Eindrücke zurückgehen, zuerst betrachtet sein. Einsame kahle Höhen unter weit sich ausspannendem Himmel, von sanften Bergeslinien eingefaßt, mit vereinzelten Häusern, einem sich schlängelnden Wege oder Bach (S. 15, 345, 405, 425, 426), der Blick von einer Höhe über Täler und Berge in weite Ferne (S. 108, 284, 312), durch Tannenwald begrenzte Halden oder Wiesen (S. 308, 420), mit blühenden Wiesen bedeckte Mulden (S. 37, 307), sanfte Anhöhen, über die ein Weg führt und auf dem das Vieh weidet (S. 24, 44, 79, 192, 282, 374), ein an Sandabhängen vorbeifließender Bach (S. 116, 431), mit einzelnen Tannen bestandene Hügel (S. 443), ein um eine Terrainsenkung sich herumziehender Weg (S. 108,361) — schlichtere Motive sind kaum denkbar; welche Stimmungen aber entlockt ihnen der Künstler, welche Reize verleiht er ihnen durch die verschiedenartigen Erscheinungen der Wolken, des Lichtes und der Farben! Was haben ihm nicht alles die über Steine rauschenden braunen Bächlein zu sagen, die durch blühende Wiesen, an Büschen, an Tannen vorbei in Frühling, Sommer und Herbst gleich munter dem Dorfe zueilen, als geschwätzige Boten von den Waldeshöhen I (Zahlreiche Bilder.)

Mit ihm empfinden wir den bergenden Frieden der alten Bauernhäuser, die mit ihren Gärtchen und umfriedigten Viehweiden, jedes für sich, eine kleine Welt mit allen Freuden und Leiden des Menschenherzens bilden und deren Braun so kräftig und warm mit dem gedämpften Grün der Matten sich verbindet (S. 54, 136, 341, 398, 445, 470, 477, 479). Wir erleben den Winter, da rings alles unter weißer Decke begraben ist (S. 13, 75). Wir schreiten mit dem Jäger durch die feierlich ragenden Stämme des Waldes (S. 125), mit dem Reiter über die Höhen, von denen der Blick über weite Fernen hinabschweift (S. 9, 202, 322), wir ruhen mit den Kindern unter dem Schutz der einsamen Tanne droben über dem Dorf (S. 445), mit den badenden Knaben erfreuen wir uns der lauschigen Kühle am Bach unter schattendem Gebüsch, durch das die Sonne friedlich schimmert (S. 123), oder am Wasserfall, der in hundert silbernen Fäden über den schwärzlichen Fels herabrieselt (S. 69). Wir begleiten, hellen Blickes alles in uns aufnehmend, den jungen Maler nach St. Blasien (S. 31), durch das in Sommerlicht gebadete Albtal (S. 191, 317) oder das Böllental (S. 447) weiter hinab in traulicher uns umfangende Gegenden, vorbei an heiteren, in stillen Wiesen gebetteten hellen Häusern (S. 135, 178, 225), an Mühlen (S. 289, 344), an üppigen Laubbäumen (S. 56, 242, 351), an wuchernden Gründen (S. 7), bis zu weit sich erstreckendem Flußtal (S. 104, 146, 260).

Immer von Zeit zu Zeit hat es ihn wieder in die Heimat hinaufgetrieben; nach dem Alten suchend, was noch vorhanden ist. „Die alten Tannenwälder, die grünen Wiesen, die klaren Forellenbäche, den blaufunkelnden Himmel mit den so schönen Silberwolken, die frische Luft, das gesunde Quellwasser — auch die alten Bauernhöfe unter dem breiten Schindeldache, unter dem in breiter Reihe dicht gedrängt die Fenster der Eckstube hervorlachen — darüber sind Lauben mit herunterhängenden Nelken und zinnoberroten Geranien — , das Bauerngärtlein mit seinen Würzpflanzen ist auch noch da, eine kleine Kapelle steht im Garten, denn so ein einsamer Hof steht für sich, und es ist gar schön, daß im Garten ein Raum auch zum Beten eingerichtet ist; um das Haus oder hinter ihm stehen mächtige Ahorne und Eschen.“

Der zweite Bereich, in dem Thomas Landschaftskunst tiefe Wurzeln schlug, war das Oberrheinische bei Säckingen. Bereits lernten wir Städteansichten aus dieser Gegend kennen (S. 26 — 29), auch den Rheinfall bei Schaffhausen (S. 92), auch den weiten Blick über das Rheintal, den er in drei größeren Bildern variiert hat (S. 62, 198, 423). Es gesellen sich die wirbelnden Stromschnellen bei Laufenburg (S. 209). Immer von neuem fesselt ihn das Spiel des Lichtes auf dem breit und machtvoll im weichen Wellengeschiebe an bebuschten Ufern hinfließenden Strom in sommerlicher heller Bläue unter zartblauem Himmel (S. 134, 168, 320, 401, 417), die Lichtbahn, welche aus dunkeln Wolken hervorschießender Sonnenglanz auf den Wassern breitet (S. 68, 393), der träumerische Zauber der Dämmerung (S. 25, 32, 318). Er liebt es, unter Bäumen und Büschen zu weilen, die sich an die Ufer drängen (S. 21, 76, 178, 222, 237, 248, 306, 324), in das üppige Dickicht von Feuchtigkeit geschwängerter Wiesen, in das reiche weiche Grün von Pappeln, Erlen, Weiden und Schilf sich zu verlieren (S. 24, 94, 101, 283, 369); vielleicht am vertrautesten in allen Wundern des Abend- und des Morgenrotes, lichten silbernen Tagesscheines und flimmernden Mondenglanzes wird ihm eine kleine Bucht des Flusses, von der aus man am ragenden Gebüsch vorbei bis weit in die Ferne den Blick über den Wasserspiegel gleiten lassen kann (S. 8, 19, 41, 54, 193, 312, 314, 418, 419, 481). Die herrliche Kahnfahrt im Mondenschein (S. 139), von der Herr Alexander Gerlache in zweites Exemplar besitzt, und die Mondnacht (S. 79) reihen sich an.

Es wurde schon bemerkt, dass alle empfangenen Eindrücke in des Malers Phantasie lebendig wirksam bleiben; ebensowohl wie in der früheren Zeit entstehen, zu immer bedeutenderer Gestaltung gebracht, Schwarzwald- und Rheinlandschaften weiter auch in den späteren Jahren, als er nun neue Anregungen der Umgebung von Frankfurt entnimmt. Aus den Studien, die er im Taunus machte, werden die Ansichten weit sich erstreckender, weich gebetteter Täler (S. 289, 315, 406), die Fernblicke über schier unermeßliche Strecken leicht gewellten Felderlandes (S. 128, 173), die frappante Ansicht von Mamolsheim (S. 325) , der Blick durchs Fenster auf die Oberurseier Kirche (S. 395), die Wiesen mit den großen Edelkastanien (S. 459, 479). Er schildert den gemessen in leisen Krümmungen durch flaches Land ziehenden Main (S. 73, 77, 242), sucht andre Stellen an ihm auf, wo parkartig die Ufer säumende Bäume und Büsche an blauen Sommertagen das Gefühl glückseligen Genügens erwecken (S. 207, 316, 368, 475; vgl. auch das friedliche Tal S. 356), belauscht die Abendstimmungen dort, wo zartbelaubte Bäume am gegenüberliegenden Ufer sich wie leichte Traumgebilde vom hellen Himmel abheben (S. 236, 269), und gibt in leuchtenden Farben die Sonnenglut wieder, die in der Nähe der Gerbermühle (S. 354, 409) auf Wiesen mit vereinzelten hochund geradstämmigen Bäumen lastet (S. 323, 363, 367, 381, 386, 452, 464). Den schlichten Motiven der Nidda, deren fast ölig glatte schmale Wasserfläche zum reinen Spiegel der Umgebung und des Himmels wird (S. 269, 271), werden feinste malerische Wirkungen abgewonnen (S. 308, 314, 351, 362, 409), die sich von sanften grauen Tönen bis zu leuchtendem Grün steigern, ja bisweilen fast visionärer Art sind (S. 282). — Hinzufügen lassen sich „die Weiden am Niederrhein“ (S. 201, 469), der weite Blick im Vogelsgebirge (S. 363) und die Juralandschaft (S. 414).

Schwarzwaldhaus. Aquarell aus dem Jahre 1904 (H. 0,47, B. 0,42. Dresden, Geh. Hofrat Prof. Dr. Karl Woermann)

Ist schon bei diesen Landschaften es schließlich gleichgültig, auf welche Gegenden sie zurückzuführen sind, da etwas typisches Deutsches gegeben wird, so gilt dies in noch höherem Grade von andern. Da haben wir alle die freudigen Sommerbild er, die uns häufig im Geleit von Schnittern am Rande der Felder entlang führen unter weißen Sommerwolken (S. 44, 203, 210, 215, 305, 378, 403), bisweilen auch vor drohenden Wettern (S. 357, 472), da die zarten Frühlingsgefilde mit noch kaum belaubten oder blühenden Bäumen, die Wonne der Kinder (S. 91, 125, 224, 246, 268, 380), da die blumenreichen Wiesen am Waldrand, die unwiderstehlich zum Pflücken verlocken (S. 63, 83, 137, 355), da die Zeit der Heuernte (S. 200, 322), da die stillen, zum Träumen auffordernden, in Bäumen und Büschen versteckten Winkel am Bach (S. 160, 292, 324, 346, 431), da die sonnigen Wege durch flaches Land (S. 459), da die dunkle Felsenschlucht (S. 301). Was fragen wir bei jenen Meisterwerken, die in den Jahren 1903 bis 1906 rasch aufeinander folgten, dem Johannistag (S. 448, 474), der Birke (S. 456), der Herbstlandschaft mit der Buche (S. 450), dem Sommerglück (S. 446), dem lichterfüllten Tal (S. 469), dem Abendstern (S. 471), dem Morgen am Donauufer (S. 471) danach, wo die Studien zu ihnen entstanden sind — sind es doch zur Erscheinung gewordene Stimmungen allgemein menschlicher Art.

Ja, ich möchte so weit gehen, zu sagen, dass auch die Alpenbilder, der Eibsee (S, 426), St. Anton bei Partenkirchen (S. 341) und jene unerhörten malerischen Revelationen der Gletscherberge: das Lauterbrunner Tal (S. 455), „Auf dem Pilatus“ (S. 454) und die Jungfrau (S. 457) Typen, nicht Veduten sind und gerade hierin ihre einzigartige Größe beruht.

Unmerklich führen sie uns hinüber zu den Phantasielandschaften, zu der Flußlandschaft, die durch bestimmte Motive noch mit der Realität näher zusammenhängt (S. 207, 231, 375, 417), zu dem paradiesischen Traumbild (S. 240), zu dem feierlichen Frühlingshymnus mit dem Schwan (S. 211), zu den wunderbaren Visionen der Gralsburg (S. 388, 404, 422, 451). Aber hier stehen wir schon an der Grenze der Märchen- und Mythendichtungen, die uns weiterhin neue Zaubergebiete der Natur erschließen werden.

Von seinen künstlerischen Erlebnissen in Italien hat uns Thoma selbst erzählt; wir rufen uns seine Schilderungen in Erinnerung, jene Stunden zunächst, da ihn der Frühlingszauber der Campagna zart umspann: die wie von Sonnenstrahlen selbst gewobenen Frühlingsbilder mit den schlanken, zierlich geästeten Bäumchen (S. 63, 114, 456), die klaren Fernsichten über Flächen, die von weidenden Herden belebt sind, bis hin zu den zartkonturierten Bergen (S. 156, 157, 158, 190, 208, 366), die sanft fließenden Flüßchen, an die der Maler wohl manchmal angesichts der Nidda bei Frankfurt gedacht haben mag (S. 208, 366), der Hain der Egeria (S. 243). Und dann die blauen Fernsichten durch die alten Oliven droben in Tivoli hindurch (S. 151, 153, 169, 189, 321, 340), die es ihm so angetan, dass er sich in ihrer Wiedergabe nicht genugtun konnte — wer aber auch hätte es vermocht wie er, dem die zartesten Farbennuancen selbst in den weiten Fernen silbrigen Verschwimmens von Himmel und Erde nicht entgingen! Das waren nicht minder große malerische Entdeckungen als die in Deutschland gemachten. So auch in allen Feinheiten hatte noch niemand die Wasserfälle wiedergegeben (S. 148, 159). Im Sabinergebirge und am Nemisee machte er Studien (S. 148). Im Vorbeiwandern durch die Villa Borghese blieben die Sonnenwirkungen auf den Pinien in seinem Sinne haften (S. 155, 163, 340). In der schwermütig erhabenen Auffassung der Zypressen — Villa d'Este (S. 272) — vergleicht er sich Böcklin.

Am Neapolitanischen Busen war es Sorrent, das er, von einer Höhe mit dem Meer und den Bergen überschaut, von Sonnenlicht überflutet, festhielt (S. 166). Ein andres Bild, die Meeresbrandung an der Küste, zeigt die von tiefblauem Wasser sich blitzend abhebenden weißen Wellen (S. 167). Auch den Gesamteindruck des Vesuvs sich festzuhalten, reizte ihn (S. 152).

Erinnerungen an die entzückenden Täler um Siena sind in mehreren Gemälden erhalten (S. 152, 154, 226, 271, 338), auch ein kleines Architekturstück (S. 152), in andern Motive aus der Umgebung von Florenz (S. 272, 279, 326), darunter eines mit einem Blick von unten über Oliven hinweg zu S. Miniato (S. 189). Wie der im Eisenbahncoupe gewonnene Eindruck der schneeig weißen Carraraberge, die hinter schlanken, goldgrünen Frühlingsbäumen leuchten, von ihm später zu Bildern gestaltet wurde, erzählt er uns selbst (S. 166, 244). Der Aufenthalt am Golf von Spezia lebt in zwei Seestücken (S. 224, 304), in „Lerici“ (S. 206) und in zwei durch Ölbäume hindurch gesehenen Ansichten der weiten Bucht fort (S. 204). Die letzten Früchte der Reise 1880 waren die beiden Bilder vom Lago-Maggiore, in denen er das Verträumte dieses Sees zu wunderbar poetischem Ausdruck brachte (S. 152, 155).

Eine besondere Gruppe für sich bilden endlich die Landschaften vom Gardasee. Dreimal gibt er von verschiedenen Höhen aus gesehen: durch Olivenzweige in silbernem Lichte, durch schlanke, noch unbelaubte Bäumchen in heller, fast reiner Beleuchtung, und an Lorbeeren und Pappeln vorbei in goldigem Glänze, den meergleichen See (S. 420, 466, 468). In Tälchen mit blühenden Bäumen, mit Lorbeeren, mit Oliven, mit Feigenbäumen führen andre Gemälde (S. 402, 406), wieder andre erschließen den Blick auf den beschneiten Monte Baldo (S. 412, 474). Ein letztes zeigt einen in seinem Weingarten zur Dämmerungsstunde mit Ochsenpflügenden Bauern (S.477).

Die Wirkung, welche die Erscheinungen der italienischen Natur auf seine Auffassung der deutschen ausgeübt, zu verfolgen, wäre eine fesselnde Aufgabe. Er selbst sagt hierüber: „Eine solche Reise müßte die Empfänglichkeit des Auges stärken, so dass es auch die oft leiseren, zarteren, oft bunteren, gröberen Reize, die es bei uns empfängt, zu einem harmonischen Ganzen vereinigen kann. Denn die Harmonie, die Schönheit liegt nicht in der Welt da draußen, sie ist nur eine Fähigkeit der Seele, das zu empfangen, was die Sinne ihr zuführen.“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hans Thoma (1839-1924)
Schwarzwaldhaus. Aquarell aus dem Jahre 1904

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