Heizung. Feuchtigkeitsgehalt der Luft in den Wohnungen. Beschaffenheit des Baugrundes

Das künstliche Klima wirkt außer durch die Wärme auch durch den Feuchtigkeitsgehalt der Luft auf den menschlichen Organismus ein. Wenn auch zu trockene Luft dem Menschen nicht zuträglich ist, steht doch fest, dass das Zusammenwirken von Feuchtigkeit und Wärme das Allgemeinbefinden des Menschen ungünstiger beeinflusst, als das Zusammenwirken von Trockenheit und Wärme. In Folge der stärkeren Verdunstung und der besseren Wärmeleitungsfähigkeit können feuchter Baugrund und feuchte Wände auch als kalt bezeichnet werden, zumal da der menschliche Körper gegen die Schwankungen des künstlichen Klimas empfindlicher ist als gegen die Wechsel des natürlichen. Das künstliche Klima ist aber in hohem Grade von dem natürlichen, der Beschaffenheit des Bodenreliefs und des Baugrundes abhängig.

Die Beschaffenheit des Baugrundes ist hiernach von bedeutendem Einfluss auf die Gesundheit der Bewohner. Vielfache Beobachtungen haben ergeben, dass die Bewohnerschaft von Häusern in Talsenken oder -kesseln oder am Fuße von Abhängen, auch in Flusstälern in höherem Maße für gewisse Krankheiten disponiert ist, als die Bewohner von Häusern erhöht liegender Gelände. Die Erscheinungen werden in Zusammenhang gebracht mit der Boden- und Grundwasserbeschaffenheit, wie mit dem Höhenstande des letzteren und seinen Schwankungen. Je tiefer der Grundwasserspiegel unterhalb der Erdoberfläche oder der Sohle des Hauses liegt und je geringeren Schwankungen derselbe unterworfen ist, desto geeigneter ist der Platz für die Bebauung mit Wohnhäusern. Reichen nur die Grundmauern eines Hauses in feuchte Bodenschichten, so ist dies nicht bedenklich, da sich dieselben aus Baustoffen herstellen oder damit abdecken lassen, die wasserundurchlässig sind. Weit schwieriger und auch kostspieliger ist die Trockenlegung von Kellersohlen, die im Grundwasser liegen. Für Kleinwohnungen sollte man daher derartige Bauplätze vermeiden. So sind auch Überschwemmungsgebiete völlig ungeeignet für die Erstellung von Arbeiterwohnungen. Von gleicher Wichtigkeit ist die Reinheit des Baugrundes; er soll rein sein von Mikroorganismen, von übelriechenden und giftigen Gasen. Die Humusdecke, sowie etwa vorhandene Verunreinigungen durch Schutt, Unrat etc. sind sorgfältig zu entfernen und durch reinen Sand zu ersetzen, falls ein solcher Platz nicht ganz vermieden werden kann. Die Lebensbedingungen der Mikroben werden verbessert und ihre Vermehrungsfähigkeit wird verstärkt, falls unreine Grundfeuchtigkeit, abgeschlossene Luft und Wärme sich örtlich vereinigen. Dasselbe gilt besonders vom Hausschwamm, dessen direkte Gesundheitsschädlichkeit zwar nicht nachgewiesen, dessen indirekten Wirkungen aber eine sehr große Bedeutung nicht abgesprochen werden kann. Unreiner Boden reinigt sich vermöge der Umwandlung der organischen Stoffe in mineralische mit der Zeit selbst, falls die Zuführung neuer Unreinigkeiten aufhört. Verstärkt kann diese Assanierung durch stark wasserbedürftige Bäume und Sträucher werden. Von allen Gesichtspunkten aus sind reiner Kies- und Sandboden mit tiefer Lage des Grundwassers die besten Bodenarten, welche man für Bebauung wählen kann, dann folgen lehmiger Sand- und Lehmboden.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Handbuch der Arbeiterwohlfahrt. Band 1