Die Belagerung der Stadt durch die Russen.

Der Kaiser Napoleon hatte Hamburg schon am 18. Juni in Belagerungszustand erklärt; er selbst hatte vorgeschrieben, wie die Stadt mit Harburg zusammen, ein großes Vertheidigungsystem bilden sollte. Der Prinz von Eckmühl hatte deshalb, ehe er ins Feld zog, alle Anstalten getroffen, die Städte vor einer Ueberrumpelung zu sichern. Allein, als nun der Feldzug für den Kaiser eine unglückliche Wendung nahm, da mußte er größere Anstalten treffen, um sich mit seiner Armee in Hamburg halten zu können. Er selbst kam ab und zu hin, um nachzusehen. Am 6. November berichtete er an Napoleon:,,Der Obrist Pouthon, ein Offizier von großem Verdienst, hat an diesem Platz, der jetzt als fest betrachtet werden kann, ungeheure Arbeiten vorgenommen. Außerhalb der Vorstadt St. Georg ist, 800 Toisen vor dem Platz, eine erste Linie, welche der Feind nicht mit Gewalt nehmen kann, ohne Werke anzulegen. 400 Toisen vor dieser Vorstadt hat der Obrist eine zweite Linie von Bastionen errichtet, welche von der Alster bis zur Elbe reicht, und welche als beendigt betrachtet wenden kann, mit Ausnahme des bedeckten Weges, der ungefähr halb fertig ist. Man macht in der Alster eine Verpfählung, welche von der linken Seite der Festungswerke bis an das Hauptwerk; sie wird in diesen Tagen vollendet. Alle Bastionen und Courtinen des Hauptwerks sind erhöht und dieses Werk kann als beendigt betrachtet werden. An dem Fort vor Altona (der Sternschanze) zwischen der Alster und der Elbe, ist der bedeckte Weg angefangen, bald wird er vollendet und verpallisadirt sein. Ich lasse 40–50 tragbare Blockhäuser machen, die man von einer Stelle zur andern bringen kann, um sie auf die Waffenplätze zu setzen, welche zur Stärke des Platzes von Wichtigkeit sind. Man wird in diesen Tagen auch einige Redouten vor Altona anlegen, 2–300 Toisen vor dem Platz. Die Communicationsbrücke zwischen Hamburg und Harburg ist fertig und macht dem Ober–Ingenieur (Jousselin) die größte Ehre. Ich habe den Bau eines verschanzten Lagers auf den Höhen von Harburg anbefohlen; er ist schon weit vorgerückt, und das Fort zu Harburg ist, mit Ausnahme der Blendwerke, für die Besatzung fertig.“ Freilich hatten diese Anlagen schon große Opfer von den Einwohnern der Stadt gefordert. Nicht nur die Arbeiter wurden zum Schanzen gezwungen; alles, was zum Festungsbau notwendig war, wurde requirirt. Das Verkaufen von Pferden und Wagen in die Fremde wurde am 8. September, weil der Staatsdienst ihrer bedürfe, verboten; denn nach einem Befehl vom 30. August mußten jeden Morgen 50 Wagen mit zwei Pferden auf dem Michaelis–Kirchhof, 10 Wagen am Hospital im Concerthof, 10 andere an anderen Orten bereitgestellt werden.

Aber die Festungswerke forderten noch mehr! Schon waren die schönen, alten Bäume auf den Wällen und in den Alleen vor den Thoren gefallen; jetzt mußten auch die Gebäude niedergerissen werden, welche der Verteidigung der Stadt hinderlich sein konnten. Der Chef des Generalstabes, General César de la Ville, bezeichnete die Stelle, wohin die Stangen, an denen eine Strohsackel befestigt war, gestellt werden sollten. Dann wurde bis zu dieser Linie den Bewohnern der Häuser angezeigt, daß sie innerhalb vier Tagen ihre Wohnungen zu räumen hätten, widrigenfalls ihre Mobilien in öffentlicher Auction verkauft würden. Schadenersatz für die Gebäude werde die Stadt ihnen geben. Die Tage waren kaum vorüber, so wurden die Häuser niedergerissen! Man rechnete zuletzt, daß 1207 Grundstücke demolirt waren.


Aber um eine Armee in Hamburg zu erhalten, waren Festungswerke ja nur die Schutzwehr gegen die Feinde. Für die Unterbringung der Soldaten, für Hospitäler, für Proviant mußte gesorgt werden. Wir haben schon Hogendorps Klagen gehört über Mangel an großen Gebäuden in Hamburg, die zweckmäßig zu Casernen und Spitälern wären. Alle leerstehenden Häuser wurden genommen, Wohnhäuser, wie Speicher der Kaufleute, die sich geflüchtet hatten; die eine ganze Seite der kleinen Drehbahn; der ganze Concerthof ward besetzt; am 6. August wurde die Gertruden–Capelle zu einem Fourage–Magazin eingerichtet; am 11. October die Kirche des heiligen Geist–Hospitals. Die Armen auf dem Zuchthause, das früher an der Alster lag, wo jetzt die Hermannstraße ist, hatten schon im April 1812 fortmüssen, da das Werk- und Armenhaus zu einem maison de correction gemacht wurde. Es war dafür das Hanfmagazin an der Elbe in St. Pauli, das gerade von Militär–Kranken geräumt war, auf eine sehr zweckmäßige Weise zu einem hospice de charité gemacht. Am 7. Juni 1813 verlangten aber die französischen Behörden plötzlich die Räumung dieses Locals, um dasselbe wieder mit Militär–Kranken zu belegen; es durften aber keine Sachen, die schon früher, als Militär–Kranke dort gewesen waren, im Hause sich befanden hatten, namentlich keine Betten mitgenommen werden. Der Maire adjoint Joh. De Chapeanrouge empfahl als Ersatz den Kalkhof der Catharinen–Kirche. Die Gebäude wurden requirirt. Auf dem Kalkhof waren zwar große Räume; aber Böden ohne Fenster, mit undichten Luken; es fehlte an Küchen, an Oefen, an allen Bequemlichkeiten. Die Armen, die Alten und Schwachen, die zu Wasser, bei heftigen Regen, dahin transportirt waren, mußten auf Stroh liegen. Der Vorsteher des Hauses, der menschenfreundliche Prell gab sich alle Mühe, Vorkehrungen zu treffen; aber vergebens forderte er lange das Geld, das ihm zur neuen Einrichtung notwendig und versprochen war. Viele Arme fanden in der Noth erbarmende Liebe bei Verwandten; im Sommer sank die Zahl der Pfleglinge auf 258; aber im Winter stieg der Zudrang; Viele bauten, die in den Hospitälern die Kranken gepflegt hatten, Männer, wie Frauen, und brachten ansteckende Krankheiten mit. Reines, neues Stroh war gar nicht mehr zu erhalten, Decken – nur solche, die für die Militär–Kranken zu schlecht waren. Lazarettfieber brachen aus; der Krankenhof existirte nicht mehr; die Kranken konnten von den Gesunden nicht getrennt werden; im Februar 1814 starben in diesem Hause 91 von 420 Personen; von 1.096 Armen, die vom November 1813 bis Juni 1814 aufgenommen wurden, kamen im hospice de charité 627 ums Leben.

Am 26. November befahl der Prinz Eckmühl dem Grafen Chaban und dem Colonel Ponthieu das Waisenhaus in Augenschein zu nehmen, um zu sehen, wie viele Kranke dort Platz finden könnten, und welche Kosten die Einrichtung des Hauses zum Hospital erfordern würde. „Die Menschlichkeit“, schreibt der Prinz „sträubt sich dagegen, in einer belagerten Stadt eine Waisenanstalt zu haben.“ Chaban sollte sich mit der Verwaltung in Verbindung setzen, um die Kinder an einem andern Orte zu beherbergen. „Man kann sie nach Holstein schicken, vielleicht ist es vorzuziehen, sie in Lübeck unterzubringen. Man muß ihnen aber passende Localitäten bestimmen, ihnen ihre Einnahmen erhalten und die nöthige Hülfe leisten. Die Ausführung zog sich hin, weil nicht der gehörige Platz zu finden war. Endlich glaubte man, ihn in Billwärder gefunden zu haben; am 13. December ging der Provisor, G. G. Schwartze, hinaus, die Einrichtung zu treffen; allein es traf sich, daß am folgenden Tage die französischen Vorposten hier von den Russen zurückgedrängt wurden. Der Marschall hörte das; er ging gerade nach Eppendorf um zu recognosciren; da befahl er dem Militär–Kommandanten, hier, in Eppendorf, diejenigen Häuser im Dorfe, die er für zweckmäßig fände, sogleich zu räumen; er empfahl ihm vor allen das Haus des (früheren Senators) Schulte. Der verwaltende Provisor, Hermann Reimarus, und der frühere, Ludwig Lohmann, nahmen sich der Sache treulich an; der Maire von Eppendorf, der Domherr Dr. Palm, half ihnen. Die Häuser des Lombardverwalters Voigt, der Wittwe Schnittler und des Herrn Haack, später auch das vom Vogt Timmermann wurden für die Kinder eingerichtet. Am 15. December schon wurden 352 Kinder (viele hatten die Verwandten schon zu sich genommen), auf 70 vom Maire requirirten Wagen mit ihren Sachen hinaustransportirt. Die französische Behörde schenkte der Anstalt einen Silberbarren der Bank (3.000), um die Kosten zu decken. Auch aus der Ferne erhielten die Waisen später Unterstützung, 300 £ strl. aus England, 1.600 Rubel aus Petersburg, 3.000 fl. aus Frankfurt a. M. und andere mehr. Sie waren in Eppendorf gut versorgt, so daß bis zum 22. Juli 1814, wo sie wieder in die Stadt kamen, nur drei starben.

Zur Verpflegung der Kranken, wie zur Unterhaltung der Soldaten überhaupt, waren auch gewaltige Requisitionen erforderlich. Der Prinz wollte freilich anfangs nur für 10.000 Mann sich verproviantiren; aber jetzt mußte er Fürsorge treffen, daß seine ganze Armee, sowie die Bürger, für 6 Monate hinreichende Nahrung fanden. Den Bürgern hatte der Prinz schon am 20. October anzeigen lassen, daß sie bis zur nächsten Ernte, bis zum Juli 1814, mit Nahrungsmitteln versehen sein müßten, und er ließ am 9. November den Befehl durch den Gouverneur wiederholen. Fürs Militär suchte er durch Einkäufe und Requisitionen das Nothwendige zu gewinnen. So forderte er z. B. den 6. September 12.000 Bettdecken, am 9. eine große Quantität Ochsenfleisch und Speck in Tonnen. Der General Loison ertheilte in solchen Fällen die Befehle an die Commandanten der sechs Cantons, und versprach ihnen, mit militärischen Maßregeln die Eintreibung in ihrem Canton zu unterstützen. Da die Cantons aber sehr ungleich an Größe des Reichtums waren, und die Commandanten sich alle an den Maire wandten, so suchte der Maire die Forderungen über die ganze Stadt gleichmäßig zu vertheilen und die Natural–Lieferungen abzukaufen. Das brachte aber wieder neue Aergernisse, weil gar viel Geld dazu nothwendig war, und die Franzosen das Geld für andere Ausgaben haben wollten. Es war kaum glaublich, für was alles Requisitionen gemacht wurden; nicht nur für die Casernen und ihre Bedürfnisse, auch für die Offiziere in den Privathäusern, bald für ihre Tafelgeber, bald für Ameublement. Jetzt klagte General Yeauffroy über Mangel an Feuerung; nun der Commissär bei den Hospitälern, David, der sich schon in Stade, als Maire, einen bösen Namen gemacht hatte, daß seine Möbeln zu schlecht wären. In den Hospitälern war es die Reinlichkeit, die viel Umstände machte, wie schwer war in der belagerten Stadt allein für die Wäsche Anstalt zu treffen. Und nun kam die Sorge für die Reconvalescenten hinzu! Der Obrist Pouthon befahl z. B. plötzlich, den 9. Mai, 4.000 Kranke, die fast genesen seien und in den Hospitälern für Andere Raum machen müßten, in St. Georg unterzubringen. Der Maire adjoint Soltau, der diese Art Sachen zu ordnen hatte, stellte ihm vergebens vor, daß dies nicht ginge; er mußte erst an Hogendorp schreiben und ausführlich auseinander setzen, wie in der Vorstadt nur 566 Häuser seien, von denen 50 schon zu Casernen dienten, in den übrigen 5.100 Personen wohnten, welche schon 4.300 Soldaten mit 160 Offizieren als Einquartierung hätten; ehe der Befehl zurückging. Später dachten die Oberoffiziere für die Reconvalescenten am besten zu sorgen, wenn diese wohlhabenden Bürgern ins Hans gegeben würden, bei denen sie bessere Nahrung fänden, als sie in den öffentlichen Anstalten empfangen könnten. Es ist leicht, sich vorzustellen, wie die Bürger sich sträubten und bei immer neuen Forderungen neue Vorstellungen machten. Die Maires adjoints waren wirklich oft in einer verzweiflungsvollen Lage; sie mußten die Sachen besorgen; sie wollten ihren Mitbürgern gerne so wenig Lasten aufbürden, wie möglich; aber doch fanden sie Undank und Vorwürfe bei den Vorgesetzten, wie bei dem Volke. Da kam es dann wohl vor, daß sie in der Angst von dem Gelde, das für die Casernen bestimmt war, bei plötzlichen Anforderungen etwas für die Hospitäler nahmen, oder umgelehrt. Der Prinz Eckmühl hatte aber die strengsten Verordnungen gemacht, um jedem Unterschleif vorzubeugen, und in keinem Augenblick waren sie sicher, daß nicht eine Unordnung der Art entdeckt wurde. Auf die Pünktlichkeit und Genauigkeit im Dienst wurde überhaupt so gehalten, daß z. B. der Provisor Prell, der wie alle Vorsteher der Wohlthätigkeitsanstalten, sein Amt umsonst verwaltete, vom Maire Rüder eine Warnung sich mußte zuschicken lassen, einen Garnisär, d. h. einen Soldaten, den er auf seine Kosten unterhalten mußte, ins Haus zu bekommen, wenn er noch einmal zu den täglichen Versammlungen der Commissionen für die Hospitäler zu spät käme.

Waren doch die höchsten Behörden unter derselben Aufsicht und – in derselben Verlegenheit! Der Graf Chaban selbst schrieb am 15. September an den Prinzen: ,,Ich ersuche Sie, Monseigneur, die Lage, in der ich mich befinde, in ernste Ueberlegung zu nehmen. Ich habe (im vorigen Briefe vom 10.) von dem Budget geredet, welches für die Ausgaben des laufenden Trimester noch nicht approbirt ist. Dieses Budget ward am 10. Juli Sr. Excellenz dem Herrn Grafen Daru zugesandt, der es mir mit der Bemerkung zurücksandte, daß er es Sr. Majestät nicht habe vorlegen können, weil die Kostenanschläge für die Artillerie und für das Genie nicht gehörig begründet seien.

Ich habe ihm geantwortet, daß es unmöglich sei, Anschläge über Arbeiten zu geben, die verordnet, aber nicht fixirt wären, und vielleicht gar über Arbeiten, die so zu sagen, ebenso schnell ausgeführt, wie gedacht sein müßten. Euer Durchlaucht, so wie ich, haben keine Antwort erhalten! Daraus geht hervor, daß wir, Monseigneur, die Arbeiten und die Ausgaben gemacht, ohne Automation zu haben. Die Summe aller gemachten und noch zu machenden Ausgaben beläuft sich auf 9.441.296 Franken, und da die additionellen Centimen höchstens auf sechs Millionen steigen, so bleibt ein Deficit von 3.441.296 Franken. Euer Durchlaucht werden Sich erinnern, daß ich Ihnen angezeigt, daß die Summe von 6 Millionen für die Bedürfnisse zu niedrig sei; daß diese Summe mit den ordentlichen Steuern zugleich erhoben, nicht einlaufen würde. Am 11. September habe ich nur 3.049.670 Franken empfangen und ausgegeben, sodaß ich genöthigt bin, auf die Einkünfte der 32. Militär–Division 1.701.473 Franken Vorschuß zu nehmen. Seit dem 1. September ist nur aber alle Anticipation verweigert. – In Betracht aller der Requisitionen, die in dieser Division gemacht sind, muß ich erklären, daß sechs Millionen das Non plus ultra ist, was man erhalten kann. Es muß also ein Mittel aufgefunden werden, entweder durch ordentliche Einkünfte oder durch außerordentliche, die notwendigen Fonds für dieses und für das nächste Trimester herbeizuschaffen. – Ich rechne darauf, daß Ihrem Dienst bis zum Monat October Nichts mangeln wird; aber von dieser Zeit an garantire ich nichts mehr. – Ich muß Ihnen erklären, daß ich für Lebensmittel, Artillerie und Genie keine Fonds mehr habe.“ – Der Prinz weist den Grafen Chaban auf die Kasse der General–Einnehmer der drei Departements, Grandsire, hin. Chaban antwortete am 16. October: ,,Sie werden bemerken, daß in der Kasse des Herrn Grandsire, nachdem 500.000 Franken herausgenommen sind, nur noch ungefähr 300.000 Franken übrigbleiben. Die Hülfsquelle ist gewissermaßen erschöpft. Ich habe die Kasse angegriffen; aber wenn die General–Einnehmer Ihren Beschluß nicht anerkennen wollen (welchen der Minister selbst nicht anerkennen will,) und die Fonds der ordentlichen Auflagen nach Wesel senden, so ist es unmöglich, Monseigneur, daß wir den Dienst im Gange erhalten. Das Land erschöpft sich. Nach dem, was mir General Watier sagt, ist Geld für Pferde nöthig, etwa 2 Millionen in 6 oder 8 Wochen zahlbar, aber ich weiß nicht, wo ich es hernehmen soll. Das Geniewesen, die Artillerie, die Brücken und Kunststraßen erfordern 200.000 Frs. wöchentlich. Die Lebensmittel erfordern eine ungeheure Ausgabe (am 15. September berechnete Chaban sie für die laufenden drei Monate auf 5 Millionen); ich werde noch dafür sorgen, aber es haben sich schon Schwierigkeiten gefunden; kurze Anstände haben genommen werden müssen; ohne Geld werde ich auf diese Art den Dienst nicht mehr leisten können. Die Hospitäler, die Gefängnisse leiden; vom Solde rede ich nicht. Ich kann es Ihnen nur wiederholen, daß wir nur noch auf eine künstliche Weise, durch eine Art von Zauberei, fortkommen; aber das kann nicht lange dauern.“ Der Prinz antwortete aus Ratzeburg, am 18. October: ,,Da der Feind auf dem linken Elbufer umherschweift, so werden die Einnahmen von dort ganz wegfallen. Die Mittel müssen durch Eintreibung der ordentlichen und außerordentlichen Contributionen, die von Lübeck einbegriffen, erreicht werden. Wir würden gegen den Kaiser zu Verbrechern werden, wenn wir in einer Stadt, wie Hamburg, so lange noch Geld in der Bank ist, seinen Dienst Mangel leiden ließen. Ich werde noch in die Notwendigkeit versetzt sein, Gewalttaten zu üben, Verhaftungen vorzunehmen, Privatpersonen Geld wegzunehmen.“ Jetzt wurden die Requisitionen auf dem Landgebiete desto stärker getrieben. Die Landleute mußten das von ihnen requirirte Vieh selbst in die Stadt bringen, und dazu noch im Thore dafür die Octroi bezahlen. Mehrere Bauern aus Wilhelmsburg kauften Vieh, um ihre schönen Herden zu schonen; man nahm das andere Vieh an; forderte aber bei der nächsten Requisition das schöne, das verschont war. Ganze Herden von Ochsen, Kühen, Schweinen, Gänsen zogen durch die Stadt; sie sollten auf dem Grasbrook gehegt und gepflegt werden. Eine Menge Viel kam aus Mangel an Nahrung um. Die Gegenden, die von den Franzosen verlassen wurden, wurden natürlich am meisten geplündert; schon am 21. September wurden aus dem Lauenburgischen 400 Stück Hornvieh in die Stadt gebracht; aus dem Eutinschen 3.300 Stück Ochsen und Kühe, außer 1.000 Last Gerste; aus Travemünde und Umgegend am 11. November 420 Stück Rindvieh; aus Lübeck Tausende Gebinde Wein, eine Menge Getreide usw.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburg unter dem Drucke der Franzosen 1806 - 1814