Lateinische Bauern

Lateinische Bauern

So nannte man in Ostfriesland diejenigen Landwirte, welche in ihrer Jugend gelehrte Schulen und Universitäten besuchten, dann aber die Studien wieder an den Nagel hingen und zu ihren Ackergütern zurückkehrten. Man hielt nicht viel von ihnen und ihrer Bewirtschaftungskunst, und die Erfahrung bestätigte die Richtigkeit dieses Vorurteiles. Natürlich; wir haben es hier mit dem Fluch der Halbheit zu tun, mit den leidigen Folgen gewisser Angewöhnungen in den Gelehrtenkreisen, die man dann nicht mehr losbringen kann; man merkt an, dass die „Nase auch wo anders hineingeschmeckt“ habe, aber es ist nicht soviel „hängen geblieben,“ dass es etwas Ganzes gegeben hätte. Da haben wir dann die halben Gelehrten und die halben Bauern; nicht Fleisch und nicht Fisch, die an dem Wahne kranken, sie seien „zu etwas Höherem geboren,“ und doch wieder mit einem gewissen Pompe die Wirtschaft betreiben— Practici waren sie in der Stadt ganz ordentlich, Theoretiker aber sind sie hinterm Pfluge.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 2