Gepfeffert - Da sitzt der Has’ im Pfeffer

Gepfeffert. — Da sitzt der Has' im Pfeffer

Pfeffer hat zweierlei Bedeutungen; nämlich: als das bekannte Gewürz selbst, eine Kolonialware; dann als eine stark mit Pfeffer versetzte Brühe (Sauce). Letztere Bedeutung ist z. B. für das Sprichwort:„Da sitzt der Hase im Pfeffer“ beizuziehen, weil das Hasenfleisch in einer braunen Pfefferbrühe genossen zu werden pflegt; worauf schon viele ältere Sprüche, als bei Brand:


„Wo ihm der Has im Pfeffer lit;“

oder bei Butler:

Sie sah, eh' er den Mund gespitzt,
Schon, wo der Has im Pfeffer sitzt,


hinzielen. Der fromme Wunsch aber: „Wärst du dort, wo der Pfeffer wächst,“ ist von dem Gewürze selbst und zwar was seinen Fundort betrifft, hergenommen und sagt: Möchtest du so weit von mir weg sein als jenes Land, in dem der Pfeffer wächst, d. h. nach unser Aller Wissen, sehr weit.

Zu anderen Sprüchen geben die nächsten Eigenschaften des Gewürzes selbst, die beißende, stechende, prickelnde Wirkung auf den Geschmackssinn, seine energische Wirkung auf die Eingeweide, die sehr fühlbare chemische Veränderung eines Gerichtes, dem er beigemischt ist, Stoff und Veranlassung, unter andern zur Redensart: „Das ist gepfeffert,“ womit wir den übertriebenen Preis einer Ware charakterisieren. Eine irgendwo aufgetauchte Erklärung dieses Sprichwortes, die herauszustellen sucht, dass es aus Zeiten stamme, in denen der Pfeffer hoch im Preise stand, muß Angesichts der sprachlichen Behelfe, die in dem Worte Pfeffer liegen, energisch zurückgewiesen werden. Es ist damit wohl nur gesagt: Die Ware hat einen Preis, der uns so frappiert, auf uns eine eben so angreifende, stechende, beißende Wirkung macht, wie Pfeffer, besonders wenn er in unbescheidener Menge einer Speise beigemengt ist. Das Ding ist so wohl mit jenem Gewürze versehen, dass wir's nicht essen, d. h. kaufen können. In der Tat hören wir ja auch in derselben Situation gar oft statt des einen Sprichwortes das sinnerklärende: „Das ist so teuer, dass Einem die Augen übergehen!“ Macht nicht eben auch das „Gepfefferte“ diese Wirkung?

Noch sei hier ein paar gepfefferter Redensarten gedacht, und zwar der einen, welche lautet: Der Pfeffer ist schwarz, und doch will ihn jeder Haben, welche bereits der alte Gruter anführt; und der zweiten, womit man auf das oft inhaltvolle Kleine zum Gegensatz des inhaltleeren Großen hindeutet, wenn man sagt: In einem Pfefferkorn ist mehr Geschmack, als in einer ganzen Kanne lauen Wassers.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 2