Eine Abigail

Eine Abigail

Als schriftstellerischer Gemeinplatz angewendet und in seiner letzten Bedeutung aus der englischen Geschichte genommen; so viel als „die Magd einer Königin.“ Eine solche war nämlich Abigail, später Mistreß Masham, und zwar bei der Königin Anna von England. Scribe hat diesen Charakter in seinem Lustspiele „Ein Glas Wasser“ benützt.


Eine andere Abigail kommt in der Bibel vor, und zwar als tröstende Begleiterin des Königs David in seinen letzten Tagen.

Ob in der Titulatur eine Anspielung auf die Rolle, welche diese „Magd“ am Hofe gespielt, oder auf das Glück, das sie zuletzt machte, oder vielleicht spottend auf die Art und Weise, wie sie das gemacht habe, verborgen liege, ist wohl schwer zu bestimmen.

Dem deutschen Märchentume sind ähnliche Gestalten auch nicht unbekannt; wenigstens klingt es an in den Schicksalen jener stillen, duldenden, goldhaarigen Mägde, die sich zuweilen zu des Hauses Herrinen emporgeschwungen haben. Und was ist das „Aschenbrödl“ in seinem dunklen, braunen Kleidchen neben den geputzten, ehr- und herrschsüchtigen Schwestern, die es am Ende überholt?


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 2