Ja. Jaherren. Jaaffen

Ja. — Jaherren. — Jaaffen

Das erste unserer Konversation ganz unentbehrliche Wort, ein Wort der höchsten, sozialen und selbst poetischen Bedeutung, entstand aus der Zusammenziehung der die Bejahung ausdrückenden lateinischen Phrase: illud hoc est, und demgemäss lautet es zuerst jo, das erklärt sich durch die ähnliche lateinische Phrase jam est, ita, est. Auf gleiche Weise entstanden die Ja anderer Nationen, das si des Italieners, das oi oder oui des Franzosen, das hoi des Provenzalen. Si ist zusammengezogen aus sic est, so ist es; oui aus hoc illud est, es ist dies dasselbe, noch deutlicher zu erkennen in dem alten ouill; hoi ward unmittelbar aus hoc, daher die Sprache der Provenzalen lingua d’oc und auch ihr ganzes Land Languedoc, die Gallia Narbonensis der Römer, genannt wird. So soll auch das piemontesische ol aus dem hoc illud stammen.


So klein nun das Wörtlein ist, so spielt es, wie gesagt, eine große Rolle, und Freud' und Leid kann aus diesen zwei Buchstaben hervorgehen. Wenn ihm in der heiligen Schrift seine echte Stellung und Würde gewahrt wird in dem schönen Spruche: „Dein Wort sei Ja, ja, nein, nein, was darüber ist, ist Sünde,“ so hat es anderseits die Jaherren und Jaaffen auf dem Gewissen, d. i. jene, die zu Allem, grad und krumm, löblich und unrecht, ja sagen.

„Die Jaherren hant den Muot,
Sie lobent, was der Fürste tuot.
Das ist ein ungetriuwer Site:
Da äffent sie die Herren mite.“


(Fridank.)

Shakespeare sagt: „Es ist der Könige Fluch, Sklaven (Jaheren) um sich zu haben." Von den Jaaffen gilt auch der Geiler'sche Spruch: Ajunt ajo, negant nego. Ein solcher Jaaffe war auch der alte Polonius in Shakespeares „Hamlet“, als er von dem Prinzen auf die Bildung der Wolken aufmerksam gemacht ward.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 2
Friedrich II. der Große (1712-1786), preußischer König

Friedrich II. der Große (1712-1786), preußischer König

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