Am Musikantentischel sitzen

Am Musikantentischel sitzen

Man hört dieß oft in Gasthäusern sagen, wenn einzelne Gäste an kleinen Tischen Platz nehmen; auch die Seitentische in den Klöstern für untergeordnete Geistliche und unbedeutende Gäste hießen so. Wir sehen also, dass wir es hier mit unsern „Katzentischeln“ zu tun haben. Ihr Ursprung ist folgender: Die Klarissinnen, welche, bis sie von Kaiser Joseph II. aufgelöst wurden, ehedem in Ungarn sehr begütert waren und in Preßburg ihren Hauptsitz hatten, nahmen nur Solche in den Orden auf, die entweder Adel oder Reichtümer hinter sich hatten, oder, wenn schon bürgerlich, in Musik und Gesang bewandert waren, so dass sie für den Chor erfolgreich wirken konnten. Für diese und andere im Range den aristokratischen Frauen nachstehenden Mitglieder oder Gäste war ein eigenes Tischchen bestellt, das nach dem Haupterfordernisse bei bürgerlichen Kandidatinnen „das Musikantentischel“ genannt ward. An dieser Etikette hielten die streng aristokratischen Damen so fest, dass selbst Intelligenz und schon bekleidete höhere Würden, von diesem Tischchen nicht dispensieren konnten.







Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 2