Hier ist Bischof Benno gegangen
Hier ist Bischof Benno gegangen
So sagt der protestantische Landmann im Elbetale, wenn er ein Kornfeld, einen Grund als besonders üppig und fruchtbar bezeichnen will. Der Spruch ist ein lebendiger Ausdruck der großen Verehrung, welche das Volk für das Walten des frommen Bischofs, des großen Bekehrers der Elbe-Serben, noch jetzt empfindet.
Der Gedächtnisstag dieses merkwürdigen Mannes ist der 16. Juni. Benno war im Jahre 1010 zu Hildesheim geboren. Mit gelehrter Bildung ausgerüstet trat er, 18 Jahre alt, in den Benediktinerorden seiner Vaterstadt und ward zehn Jahre darnach dessen Abt, verzichtete aber auf diese Würde. Im Jahre 1051 folgte er einem Rufe des Kaisers Heinrich III. nach Goslar als Propst des dortigen Kollegiatstiftes St. Simon und Juda. Fünfzehn Jahre verweilte er dort. Erzbischof Anno von Köln ernannte ihn 1066 zum Bischofe von Meißen und diese Stellung war es, in der er seine eigentliche segensreiche Wirksamkeit entfaltete. Ausbreitung des Christentums, Verbesserung der Einrichtung des Stiftes, Verkündigung des Wortes Gottes, Krankenpflege, Vernichtung der letzten Reste des Heidentums, Einführung eines verbesserten Kirchengesanges, Verschönerung der Domkirche, das waren feine Aufgaben, deren Lösung in diese Zeit seines Episkopats füllt. Aber auch die materiellen Grundlagen des Volksglückes behielt er im Auge. Die Kultivierung des „Meißner Bodens“, dessen Ertragsfähigkeit er richtig erkannte, ist sein Werk; durch ihn wurden die Dom-Bauern die wohlhabendsten des Landes. Im Dorfe Miltiz pflanzte er die ersten Kirschen und süßen Kastanien, und noch jetzt steht von den letzteren ein Wäldchen aus Bennos Pflanzschule. Mit Wein überkleidete er die Höhen von Niederwertha, die Lagen von Letzschbar und den Zscheilaer Berg, und ward so der Vater des Weinbaues im Elbetale. Von ihm hat Bischofswerda seinen Namen, nachdem er den Ort Werda zur Stadt erhoben hatte.
Leider ward sein Wirken durch die politischen Wirren der damaligen Zeit, namentlich den Investiturstreit unterbrochen, in welchem er ein Gegner Kaiser Heinrichs IV. war. Gefangenschaft, Absetzung vom Amte trafen ihn schwer. Er ward Flüchtling. Erst 1088 finden wir ihn wieder auf seinem Sitze zu Meißen. An seine Rückkehr knüpft sich folgende Legende. Benno verweilte unerkannt, demütig in einer Herberge der Stadt. Da wird in der Elbe ein Fisch gefangen und in die Küche des Stiftes gebracht. Als der Koch ihn aufschneidet, findet er den Kirchenschlüssel, welchen Benno bei seiner Flucht in die Elbe geworfen hat. Es wird ruchbar, man ahnt die Nähe des geliebten Bischofs, man findet und dringt ihn jubelnd in sein Hochstift zurück.
Die letzten 19 Jahre seines Lebens waren so ziemlich ungestört. Er verbrachte sie in Einsamkeit, wie die Sage meldet, in einem Dorfe zwischen Grimma und Mügeln. Da sei er dann, wie es heißt, oftmals auf ein Feld hinausgegangen und habe dort gebetet, und dieses Feld sei daher fruchtbarer als alle übrigen in der Gegend. Daher das obige Sprichwort. Er starb am 16. Juni 1107. Seine Kanonisation erfolgte im Jahre 1523*).
*) Abendblatt der Wiener Zeitung, 1856, Bd. I. S. 546.
So sagt der protestantische Landmann im Elbetale, wenn er ein Kornfeld, einen Grund als besonders üppig und fruchtbar bezeichnen will. Der Spruch ist ein lebendiger Ausdruck der großen Verehrung, welche das Volk für das Walten des frommen Bischofs, des großen Bekehrers der Elbe-Serben, noch jetzt empfindet.
Der Gedächtnisstag dieses merkwürdigen Mannes ist der 16. Juni. Benno war im Jahre 1010 zu Hildesheim geboren. Mit gelehrter Bildung ausgerüstet trat er, 18 Jahre alt, in den Benediktinerorden seiner Vaterstadt und ward zehn Jahre darnach dessen Abt, verzichtete aber auf diese Würde. Im Jahre 1051 folgte er einem Rufe des Kaisers Heinrich III. nach Goslar als Propst des dortigen Kollegiatstiftes St. Simon und Juda. Fünfzehn Jahre verweilte er dort. Erzbischof Anno von Köln ernannte ihn 1066 zum Bischofe von Meißen und diese Stellung war es, in der er seine eigentliche segensreiche Wirksamkeit entfaltete. Ausbreitung des Christentums, Verbesserung der Einrichtung des Stiftes, Verkündigung des Wortes Gottes, Krankenpflege, Vernichtung der letzten Reste des Heidentums, Einführung eines verbesserten Kirchengesanges, Verschönerung der Domkirche, das waren feine Aufgaben, deren Lösung in diese Zeit seines Episkopats füllt. Aber auch die materiellen Grundlagen des Volksglückes behielt er im Auge. Die Kultivierung des „Meißner Bodens“, dessen Ertragsfähigkeit er richtig erkannte, ist sein Werk; durch ihn wurden die Dom-Bauern die wohlhabendsten des Landes. Im Dorfe Miltiz pflanzte er die ersten Kirschen und süßen Kastanien, und noch jetzt steht von den letzteren ein Wäldchen aus Bennos Pflanzschule. Mit Wein überkleidete er die Höhen von Niederwertha, die Lagen von Letzschbar und den Zscheilaer Berg, und ward so der Vater des Weinbaues im Elbetale. Von ihm hat Bischofswerda seinen Namen, nachdem er den Ort Werda zur Stadt erhoben hatte.
Leider ward sein Wirken durch die politischen Wirren der damaligen Zeit, namentlich den Investiturstreit unterbrochen, in welchem er ein Gegner Kaiser Heinrichs IV. war. Gefangenschaft, Absetzung vom Amte trafen ihn schwer. Er ward Flüchtling. Erst 1088 finden wir ihn wieder auf seinem Sitze zu Meißen. An seine Rückkehr knüpft sich folgende Legende. Benno verweilte unerkannt, demütig in einer Herberge der Stadt. Da wird in der Elbe ein Fisch gefangen und in die Küche des Stiftes gebracht. Als der Koch ihn aufschneidet, findet er den Kirchenschlüssel, welchen Benno bei seiner Flucht in die Elbe geworfen hat. Es wird ruchbar, man ahnt die Nähe des geliebten Bischofs, man findet und dringt ihn jubelnd in sein Hochstift zurück.
Die letzten 19 Jahre seines Lebens waren so ziemlich ungestört. Er verbrachte sie in Einsamkeit, wie die Sage meldet, in einem Dorfe zwischen Grimma und Mügeln. Da sei er dann, wie es heißt, oftmals auf ein Feld hinausgegangen und habe dort gebetet, und dieses Feld sei daher fruchtbarer als alle übrigen in der Gegend. Daher das obige Sprichwort. Er starb am 16. Juni 1107. Seine Kanonisation erfolgte im Jahre 1523*).
*) Abendblatt der Wiener Zeitung, 1856, Bd. I. S. 546.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort Teil 1