Eine Untersuchung der Berliner Tiergartengewässer

hat Dr. Marsson vor einiger Zeit ausgeführt. Er hat, wie aus dem Sitzungsbericht des Fischereivereins hervorgeht, nicht weniger als 213 Arten von Organismen in den Gewässern gefunden. Bis 1873 war in den Gewässern von Fischzucht kaum die Rede, jetzt sind sie verpachtet, und die Pächter haben die Verpflichtung, die Fischzucht darin zu pflegen, was auch mit wachsendem Erfolg geschieht. Da die Gewässer nicht einen beständigen Zufluss von dem Landwehrkanal aus erhalten, ist es selbstverständlich, dass die in ihnen vorkommenden Organismen Spreeorganismen sind, besonders was die Diatomaceen anlangt. Sie bilden für niedere Algen, besonders für die Wasserblüte und manche Flagellaten geradezu Riesenkulturbecken. Das Plankton ist in ihnen besonders stark entwickelt, weil einerseits durch die vielen Wasservögel (wilde Enten und Schwäne) und die Fische viel Dungstoffe zugeführt werden, und andererseits ganz systematisch alle höheren Wasserpflanzen daraus entfernt werden, so dass nun alle Dungstoffe den niederen Pflanzen (blaue, blaugrüne Algen, Kieselalgen) zu gute kommen. Dies gibt einer reichen Mikrofauna die Entstehung, und so kommt es, dass die Tiergartengewässer besonders reich an Fischnahrung sind. Außer den üblichen Wurmern, Insektenlarven und hineinfallenden Insekten ist besonders der Dachflohkrebs (Gammorus pulex) zu erwähnen, welcher sich zwischen dem beständig hineinfallenden Laube in großen Mengen aufhält, und dessen Vorkommen für reines, sauerstoffreiches Wasser spricht. In den solcher Art rein gehaltenen Seen ergab der Fang reichlich Karpfen von 3 ½ - 4 Kilogramm Schwere, Plötzen bis 1/2 Kilogramm, wenig Hechte bis 1 1/4 Kilogramm, Bleie, Schleie, Quappen und Stichlinge, Karpfenbrut war nicht aufgekommen. In dem sogenannten „Loch“, wo höhere Wasserpflanzen geduldet werden, wurden hauptsächlich Schleien gefangen, die sich hier augenscheinlich gut vermehren, daneben Karauschen, kleine Hechte und Barsche. Außer den Fischen kommen noch verschiedene Weißfische vor, welche hier laichen. Von den ausgesetzten Higois und Regenbogenforellen wurde nichts bemerkt. In den Gräben finden sich wegen des Mangels an Licht und Sonnenschein weniger Fische. Die ausgesetzten Aale waren wohl alle ausgewandert. Besonders ertragreich war der Neue See; hier wurden an einer Stelle auf einen Zug 65 Karpfen, an einer anderen Stelle 50 Kilogramm Plötzen gefangen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Gesundheit 26. Jahrgang 1901