Von Gottschalk und Kruko (1045 - 1105)

Als Udo mit Herzog Bernhard von Sachsen den Bund des Friedens schloss, da übergab er demselben, zum Beweise seines Vertrauens, seinen Sohn; im Michaeliskloster zu Lüneburg verlebte demnach Gottschalk seine Jugend. Den Mord seines Vaters (1032) zu rächen, entwich er heimlich, schwur das Christentum ab, und bald seufzte das christliche Nordalbingien unter der Geißel der wilden Scharen, die sich um seine Fahnen versammelt. Verfolgt und bedrängt von Sachsen und Wenden, welche letztere ihn vom Throne ausschlossen, ergab er sich endlich dem Herzog Bernhard. Dieser bewog ihn, seine Ansprüche bis auf günstigere Zeitläufe aufzugeben, schlau genug, denn so blieb dem Ratibor, der den Prätendenten fürchten musste, der Sachsenbund notwendig, so musste Gottschalk, um das Ziel seiner Wünsche, die väterliche Herrschaft zu erringen, die Freundschaft Bernhards stets suchen, so war deutscher Einfluss im Wendenlande festgesichert.

Unter den Fahnen des Dänenkönigs Kanut erwarb sich nun Gottschalk in England und Norwegen Kriegsruhm und Ansehen. Swen Estritson, des Königs Schwestersohn, gab ihm seine Tochter Siritha zur Ehe. Da brach der Krieg aus zwischen Dänen und Wenden. Ratibor fiel mit seinem ganzen Hause auf dem Schlachtfelde von Sleswig; neue Hoffnungen blühten Gottschalken. Zwar, als Tyrann und Wüterich verschrien, war die allgemeine Stimme im Wendenlande gegen ihn; doch bald unterwarf er sich, von Dänen und Deutschen unterstützt, sämtliche Stämme Nordslavaniens von Femern an bis zu den Rugiern und Havelern, und wurde sofort vom In- und Auslande als König anerkannt, 1045.


Aber der König täuschte die Hoffnungen seines Vaterlandes, welches Unabhängigkeit und Schutz für die heimische Religion heischte; dem Eroberer fehlten die höhern Tugenden des Herrschers. Eitel und schwach gegen die Schmeicheleien der deutschen Geistlichen und Fürsten, ward nun sein Hauptaugenmerk die gewaltsame Ausbreitung des Christentums; er selbst zog im Priestergewande im Lande umher, und erlaubte sich gegen seine heidnischen Untertanen alle möglichen Bedrückungen; das ganze Land war bald von ehrgeizigen deutschen Priestern überschwemmt. Als nun er, der mächtige König, Obotritien selbst zur Zinspflicht gegen den Kaiser herabwürdigen zu wollen schien, da erhob sich das ganze Volk, Gottschalks Schwager Blusso an der Spitze. Der 7te Jun. 1066 ward eine Bartholomäusnacht allen Ausländern; Gottschalken traf das Schwert seines eigenen Volkes zu Lenzen, seine Gemahlin entfloh nach harten Misshandlungen, alle Kirchen wurden zerstört, Bischöfe und Priester erlitten vielfach den Märtyrertod, aufs Neue ward das Christentum mit Feuer und Schwert ausgerottet.

Blusso, das anfängliche Haupt der Empörung, ward von einem der Seinigen erschlagen, Gottschalks Söhne irrten als Flüchtlinge umher, Heinrich fand Schutz und Aufnahme in Dänemark, der ältere Buthue machte sich einen kleinen Anhang in Polabien und Wagrien, ihm eilte der Sachsenherzog Ordulf und sein Sohn Magnus zu Hilfe. Doch Kruko, Stammfürst der Rugier, der sich an die Spitze des Aufruhrs gestellt hatte, schlug die Sachsen aufs Haupt, schloss den Buthue in Ploen ein; Hunger erzwang die Übergabe der Veste, Buthue fällt gegen Krukos Verheißung und Kruko, ein treuer Anhänger des Heidentums, bestieg nun den Thron Gottschalks ohne Widerspruch.

Ruhmvoll nach Außen herrschte Kruko; er eroberte ganz Nordalbingien, zerstörte abermals Hamburg, was die Verlegung des dortigen Erzbistums nach Bremen zur Folge hatte, und erweiterte im Süden die Grenzen bis Salzwedel.

Aber Gottschalks jüngerer Sohn Heinrich, unterstützt von seinem Mutterbruder, dem dänischen Könige Niklot, wagte einen Kriegszug gegen die wagrischen Küsten, erstürmte Oldenburg -und zwang den Kruko zur Abtretung einiger Distrikte in Wagrien; im Einverständnis mit der schönen Slavina, der jugendlichen Gemahlin des alternden Kruko, entging er glücklich allen Nachstellungen desselben. Die Mannen des gemordeten Buthue trafen ihr Racheopfer in Ploen, wo bei einem Gastmahle, unter der Hand eines Dänen, Kruko 1105 sein Leben aushauchte.