Neue Unterjochungs- und Bekehrungs- Versuche der Deutschen

Nächstdem legte Kaiser Heinrich I., der Finkler (948—936), der Sieger von Merseburg (934) seine kräftige Hand an das oft aufgegebene Werk, die Slawen dem deutschen Reiche zu unterwerfen. Das Jahr 934 sah ihn als Sieger über Wenden und Dänen, die neugegründeten Markgrafschaften Meißen, Brandenburg und Schleswig sollten das Begonnene vollenden; das Bistum, welches er in der wagrischen Stadt Starigorod (Oldenburg) stiftete, die Bekehrung einleiten. Doch der gehoffte Erfolg blieb aus, denn die Schlauheit und Tapferkeit der Wenden verschaffte diesen nach seinem Tode aufs Neue Unabhängigkeit; der gegenseitige Hass beider Völker stieg.

Herrmann Billung, Markgraf von Nordsachsen, rückte indessen wiederholt mit zahlreichen Kriegsscharen ins Wendenland. Da unterwirft sich Mistui der Obotrite 960, der Gewalt weichend; als Christ Billung getauft, half er selbst Selibur, den Wagrierfürsten, unterjochen, heiratete des Oldenburgischen Bischofs Schwester und übergab seine Tochter dem Kloster. Doch kaum waren Herrmann (972) und der tatkräftige Kaiser Otto I. (973) gestorben, als er auch wieder den verlassenen Göttern der Heimat sich zuwendete, alle Christen vertrieb und sich abermals dem Reichsverband entzog.


Nicht minder unruhig waren die Zeiten Miecislaws (983—1018). Innerer Zwiespalt zwischen christlichen und heidnischen Wenden, blutige Kriege (989—994) den Sachsen (989—994), ohne Entscheidung, verwüsteten das Land. Kaiser Heinrich II. vermittelte den Frieden; doch neue Bedrückungen der sächsischen Markgrafen, ihre gewaltsamen Bekehrungsversuche steigern die Wut der Wenden aufs Höchste, treiben sie in unzähliger Menge in den Kampf für den Herd und die geschändeten Götter der Väter. Voll heißer Kampfbegier zieht Miecislaws Sohn, Mistewoi der Riese, von der heiligen Rhetra aus ins Sachsenland, Alles mit Feuer und Schwert verwüstend bis gen Salzwedel. Havelberg und Brandenburg wurden erstürmt und zerstört, während Mitzudrag Nordalbingien verheert, das wagrische Bistum vernichtet, und dort, wie in Hamburg, alle Christen ermordet. Die italischen Angelegenheiten hindern den Kaiser den neuen Abfall zu ahnden, politische Unabhängigkeit war wieder erkämpft, der Götzendienst allenthalben hergestellt, aber Zwispalt der Slaven schwächte die Frucht des Sieges. Wilzen und Obotriten zogen feindlich gegen einander, der letztern Hauptveste Zwerin ward erstürmt, die Herrscher vertrieben. Mistewoi, späterhin Christ, beschloss sein tatenreiches Leben in den Klostermauern von Bardowiek.

Ohne Interesse ist die Zeit der Regierung des grausamen, Udo, des Sohnes Mistewois (1025—1032), den ein Nordalbingier erschlug. Ihm folgte, mit Ausschließung seines Sohnes Gottschalk, ein jüngerer Bruder Ratibor, der als Christ mit den Deutschen im Frieden lebte, und mit seinen 8 Söhnen im Kampf gegen die Dänen 1045 den Tod in der Schlacht bei Schleswig fand.