Paris - Cherbourg.

Was nützte dem Einen sein Radschlagen! Die Sous fielen ins Wasser.
Es war doch ein eigenes Gefühl, als der Verbindungssteg aufs Schiff gezogen wurde: nun ging’s aufs Meer hinaus! Neben den Menschen war auch die Tierwelt ziemlich zahlreich auf unserm Schiff vertreten. Mindestens vier Schosshunde wurden von zärtlichen Damenarmen getragen, ein mit Papier umkleideter Vogelkäfig; und von zwei martialisch aussehenden älteren Damen, die einander gegenüber sassen, hielt während der Überfahrt die eine ein ausgestopftes Kamel, die andere einen als Pendant dienenden Tiger von etwa 30—40 cm Länge auf dem Schoss. Die Reede von Cherbourg mit ihren beinahe gemütlich aussehenden, hochgetürmten Festungswerken macht einen mittelalterlichen, äusserst malerischen Eindruck. Das Mauerwerk auf Inselchen und der Mole entsteigt direkt dem Wasser, und auf der Mauer der Mole gucken zehn Kanonen neugierig über den Rand aufs Meer hinaus. Mächtig alle diese Forts überragend, kam ein Riesendampfer mit vier Schornsteinen herangedampft, den wir zuerst für unser Schiff hielten, bis sich zeigte, dass es die eingangs erwähnte Olympic war. Die vor uns abgefahrenen beiden Tender legten sich links und rechts, wie kleine Kinder an einen Riesen, zu beiden Seiten des Kolosses, um ihre Passagiere abzugeben, und erst jetzt wuchs ein seit längerer Zeit am Horizont sichtbarer Dampfer immer mächtiger empor, der sich als die Kronprinzessin Cecilie erwies. Die Übersiedelung ging schnell vor sich, und froh bezog ich meine Kabine, in der ich nun sechs Tage wohnen soll, und nicht nur meinen nach Bremen gesandten Koffer, sondern auch mehrere Abschiedsgrüsse vorfand. Als ich vor der Abfahrt von Cherbourg Verschiedene mit eben erhaltenen Briefen in den Händen sah, war ich etwas melancholisch. Jetzt wurde mir’s warm ums Herz.

Meine Kabine geht nach innen, hat also kein direktes Tageslicht, liegt aber sehr bequem am Rande der Galerie, die den Speisesaal in Plafondshöhe umgibt. Sie mag ein ungefähr quadratischer Raum sein, jede Seite so lang wie das Bett. Dieses steht links, so hoch, dass meine Koffer darunter Platz haben; neben dem Kopfende, gegenüber der Tür, die Waschvorrichtung mit Zubehör, Spiegel usw. Das Wasserbecken befindet sich in einem herabklappbaren Deckel, innerhalb dessen zwei Röhren münden, eine mit kaltem, eine mit warmen Wasser. Schliesst man den Deckel, so entleert sich das Waschwasser von selber nach hinten.