Umgegend von Frankfurt

Der Frankfurter Stadtwald und der angrenzende Schwanheimer Gemeindewald auf dem linken Mainufer wird am leichtesten erreicht von den Stationen Luisa und Neu-Isenburg der Main-Neckar-Bahn und den Stationen Forsthaus, Goldstein und Schwanheim der hessischen Ludwigs-Bahn. Bei günstigem Wasser-stand fährt auch ein Dampfschiff nach Schwanheim.

Neu-Isenburg, regelmäßig angelegte französisch-reformierte Kolonie, 1700 angelegt von dem Grafen Johann Philipp von Isenburg-Büdingen, an der preußisch-hessischen (früher frankfurtisch-isenburgischen) Grenze, 2 km vom gleichnamigen Bahnhof, mit 4.600 Einw. Das Wirtshaus: „Frankfurter Haus“ liegt schon auf preußischem Gebiet.


Nördlich von Isenburg, östlich von der Landstraße nach Frankfurt liegt die Schiller-Ruhe, der Ort, wo Schiller mit Streicher, Ende September 1782, auf der Flucht von Mannheim ruhte, mit einem 1860 errichteten Denk-stein.

Zwischen Isenburg und Oberforsthaus liegt die Obere Schweinsteige, mit Wirtschaft. Der Name kommt daher, dass früher die Schweine hierher in die Eichelmast getrieben wurden.

Das Oberforsthaus mit ausgedehnten Anlagen zu Wirtschaftszwecken und einem durch eine Sammlung gemalter Schießscheiben kulturhistorisch interessanten Saal. In der Nähe die Rennbahn des Rheinischen Rennvereins und Niederrad, Dorf mit 4.700 Einw. In der Bamberger'schen Wirtschaft schöne Aussicht auf den Taunus.

Die Station Schwanheim liegt zwischen dem Frankfurter Forsthaus Untere Schweinsteige und dem Ort Schwanheim am Main. Schwanheim, eigentlich Schweinheim, 880 zuerst genannt, war bis 1803 mainzisch, bis 1866 nassauisch. 2.300 Einw.

Die nächste Station nach Schwanheim in der Richtung auf Mainz ist Kelsterbach (880 Gelstrebach) bei dem gleichnamigen zuerst isenburgischen, seit 1600 hessischen Ort mit 1400 Einw., der von der Schwedenschanze und der gleichnamigen Wirtschaft eine interessante Aussicht auf den Taunus gewährt.

Der Taunus wird aufgeschlossen durch die Bahnen:

1) Frankfurt (Fahrtor) Griesheim Höchst Hofheim-Lorsbach-Eppstein (Linie Frankfurt-Limburg der hessischen Ludwigsbahn) ;

2) Frankfurt-Höchst-Soden;

3) Frankfurt-Bockenheim-Rödelheim, welche bei Rödelheim: a) nach Oberursel und Homburg; b) nach Kronberg abzweigt.

Königstein kann auf der Landstraße entweder über Soden, oder von Kronberg über Falkenstein erreicht wer-den.

Der Feldberg, höchster Gipfel des Taunus, von 881 m Höhe, kann von Falkenstein, Oberursel oder Homburg aus erstiegen werden. Das Feldberghaus bietet Nacht-quartier.

Höchst an der Mündung der Nidda in den Main, 790 zuerst genannt, mainzisch bis 1803, nassauisch bis 1866, mit den Resten einer 1635 zerstörten Burg und bedeutenden Fabriken. Zwischen Hauptstraße und Main die Bolongaro'schen Häuser, 1772 — 1775 erbaut. 5.000 Einw.

Hofheim, 1296 zuerst genannt, bis 1803 mainzisch, bis 1866 nassauisch, am Fuß der Hofheimer Kapelle, welche eine prachtvolle Aussicht gewährt. 2200 Einw.

Lorsbach, im gleichnamigen Tale lieblich gelegen, 995 zuerst genannt, gehörte 1442 zu Eppenstein, 1492 zu Hessen, 1803 — 1866 zu Nassau. 600 Einw.

Eppstein (eigentlich Eppenstein), 184 m über dem Meer, Hauptort der gleichnamigen Herrschaft, mit einer im 10. Jahrhundert erbauten Burg, jetzt Ruine; gehörte später zur Hälfte zu Hessen, zur Hälfte zu Mainz, 1803 bis 1866 zu Nassau. Hübsche Anlagen durch den Verschönerungsverein. Hotel Seiler. 600 Einw.

Von hier besteigt man den 516 m hohen Berg, Rossert, welcher durch den Taunusclub eine Schutzhütte erhalten hat.

Soden, zuerst genannt 1191, Reichsdorf unter Frankfurter und Mainzer Schutz, 1803 — 1866 nassauisch, mit zahlreichen Quellen, welche früher zur Salzgewinnung (Saline bis 1816), jetzt zu Heilzwecken benutzt werden. Vielbesuchter Badeort mit Kurhaus, Badehaus und schönen Anlagen.

Oberursel, 791 als Ursella zuerst genannt, eppensteinisch, dann 1581 mainzisch, 1803 — 1866 nassauisch. Industrieller Ort an dem Urselbach von 4.000 Einw.

Homburg, 180 m über dem Meer, bis 1866 Hauptstadt der Landgrafschaft Hessen-Homburg, jetzt Hauptstadt des Kreises Obertaunus mit 9.000 Einw. (einschließlich Militär), besuchter Badeort. Das Kurhaus, 1840 erbaut, 1863 vergrößert, mit Lesezimmern, Konzert- und Speisesälen, und die Trinkquellen sind umgeben von weit-läufigen Anlagen. In dem ehemals landgräflichen, jetzt königlichen Schloss ist bemerkenswert der weiße Turm (58 m hoch) und das Reiterbild des Prinzen Friedrich (Fehrbellin 1675). In der Stadt das Saalburg-Museum, enthaltend die Funde aus dem eine Stunde weit nördlich von Homburg an der Usinger Landstraße gelegenen Römerkastell Saalburg.

Kronberg, 285 m hoch, mit der um 1230 erbauten Burg, Hauptort einer gleichnamigen ritterschaftlichen Herrschaft, 1704 mainzisch, 1803 — 1866 nassauisch. 2.400 Einw. Ein beliebter Sommeraufenthalt mit vielen Landhäusern. Zahlreiche Künstler haben hier ihren Wohnsitz. Anmutige Spaziergänge besonders nach dem Kastanienwäldchen und nach Kronthal.

Falkenstein, Dorf (670 Einw.) und Burg; die Burg, 486 m hoch gelegen, ursprünglich Nürings genannt und Stammburg der gleichnamigen Grafen, wurde zerstört und an ihre Stelle im 14. Jahrhundert Neu-Falkenstein erbaut, welches die Franzosen 1688 zur Ruine machten. Seit 1434 teilte Falkenstein die territorialen Schicksale von Kronberg. — Am südlichen Fuß der Ruine an der Königstein-Kronberger Landstraße liegt die 1875 eröffnete Kuranstalt Falkenstein.

Königstein hieß früher Groß-Nürings; der Name Kuningestein wird 1225 zuerst genannt. Die Stadt (von 1.350 Einw.) liegt 362, die Festung 455 m hoch. Die Burg kam 1581 in kurmainzischen Besitz und wurde zu einer Festung zum Schutz der Frankfurt-Limburger Landstraße umgebaut. Im Revolutionskriege wurde sie mehrmals von Preußen und Franzosen belagert und 1800 von den letzteren gesprengt. 1803 — 1866 gehörte sie zu Nassau. Der Herzog hat dort eine Besitzung. Im Ort selbst und in der Umgegend zahlreiche Landhäuser; beliebter Sommeraufenthalt.

Wollen wir auch in östlicher Richtung die Umgegend von Frankfurt auf beiden Mainufern kennen lernen, so begeben wir uns nach Bergen, 907 zuerst genannt, der Grafschaft Hanau, dann bis 1866 dem Kurfürstentum Hessen angehörig, bekannt durch die Schlacht vom 13. April 1759. Nach Bergen gelangen wir entweder zu Fuß vom Endpunkt der Trambahn in Bornheim über Seckbach, oder von der Station Mainkur der Frankfurt-Hanauer Bahn. Am Rand einer Hochebene 200 m hoch gelegen bietet der Ort (Wirtschaft zur schönen Aussicht) einen weiten Überblick über das Maintal. — 2900 Einw.

Von da über Bischofsheim und Hochstadt oder auf der Eisenbahn von der Mainkur aus nach Wilhelmsbad, 1779 mit Anlagen und ausgedehnten Gebäuden als Badeort angelegt, jetzt vielbesuchter Vergnügungsort der Hanauer und Frankfurter. Von da mit der Bahn oder zu Fuß durch die Allee nach Hanau, welches im 12. Jahr-hundert als Hagenau vorkommt und 1303 Stadtrecht erhält. Hanau, Hauptstadt der gleichnamigen Graf-schaft, wird erst dann von Bedeutung, als Graf Philipp 1593 aus den Niederlanden vertriebene Protestanten aufnimmt, welche den Gewerbefleiß der Stadt begründen. 1686 kommen auch noch Hugenotten hinzu. Seit 1736 zu Hessen-Kassel gehörig. Schlacht vom 30. und 31. Oktober 1813. Zweitgrößte Stadt des Reg.-Bez. Kassel mit 23.000 Einw. (1881).

Mit der Bahn nach Mainkur zurück über Fechenheim nach Offenbach (Ovenbach 970), einem lange Zeit unbedeutenden Ort, welcher aus den Händen der Herren von Hagen (Hayn), der Münzenberger, Falkensteiner und Grafen von Sayn ans Haus Isenburg kam, das 1685 seine Residenz hierher verlegte (Altes Schloss am Main zuerst erwähnt 1448). Auch Offenbach verdankt die Blüte seiner Industrie wesentlich der Aufnahme von Religionsflüchtlingen durch den Grafen Johann Philipp von Isenburg-Birstein († 1718). Offenbach ist jetzt die drittgrößte Stadt des Großherzogtums Hessen mit 28.600 Einw. (1881).

Es hat eine doppelte Eisenbahnverbindung mit Frankfurt, wohin auch noch eine elektrische Trambahn führt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Frankfurt am Main