Die Post

Als am Ende des 17. Jahrhunderts die regelmäßige Einführung von Postkutschen bevorstand, erhob sich eine scharfe Opposition dagegen. Man fürchtete, die Themse werde veröden, die Pferdezucht müsse leiden, die Sattler verarmen, die Gasthäuser, in denen die Reiter abzusteigen pflegten, würden eingehen, und was der sinnvollen Einwände mehr waren, die sich alle wiederholten, als es 1 1/2 Jahrhunderte später an die Einführung der Eisenbahnen ging.

Zu den Zeiten der Königin Anna brauchte die Postkutsche für die 82 Meilen von London nach Gloucester einen Tag und für die 134 Meilen von London nach Hertford 1 1/2 Tage. Man zahlte damals von London nach Bath 16 Schilling, nach Bristol 1 8 Schilling und nach Gosport 9 Schilling. In dieser Epoche gab es außer den staatlichen Postkutschen auch noch Privatunternehmungen, die regelmäßig Wagen von London nach gewissen größeren Städten abgehen ließen, zum Beispiel dreimal in der Woche nach Bristol, viermal nach Oxford ; nach Bristol fuhr man zwei Tage. 1720 legte die staatliche Fahrpost 23 Meilen am Tage zurück, die „fliegende“ Post nach Exeter sogar 60 Meilen täglich. Wenn man 1753 Freitag morgens von London abreiste, so war man am Montagabend in Liverpool, was für eine außerordentlich schnelle Fahrt galt; die „fliegende“ Post, die 1760 zwischen Sheffield und London eingerichtet wurde, brauchte 3 Tage, um ihren Bestimmungsort zu erreichen. Im Laufe der Zeit vermehrten sich die Verbindungen und wurden schneller.


1774 begann der regelmäßige Postwagenverkehr zwischen Manchester, Warrington und Liverpool, der dreimal in der Woche stattfand. 1765 hatte die Postkutsche, die die Verbindung zwischen London und Bath herstellte, noch in Andover übernachtet und im ganzen 29 Stunden für ihre Fahrt gebraucht; 1795 erreichte sie ihren Bestimmungsort schon am selben Tage. 1783 richtete John Palmer eine Fahrpostverbindung zwischen London und Bristol ein, die zwischen den beiden Orten nicht länger als 14 Stunden unterwegs war, und 1798 beglückwünschte sich Richard Twining, 90 Meilen in 17 Stunden zurückgelegt zu haben, und zwar für 4.9.6 Lstrl., in welchem Preise Frühstück, Dinner und Tee inbegriffen waren. Am Ausgang des Jahrhunderts verließen 19 Postkutschen alle Tage London. Nach manchen Orten verkehrten ganze Serien von Wagen, nach Bath und Bristol 10 am Tage, nach Richmond und Putney 4, nach Windsor und Eton 1 usw.

Bei dem Zustand der Straßen war das Fahren kein Vergnügen, Umgeworfenwerden etwas ganz Alltägliches. Die Inhaber der Außensitze konnten sich nur mit Mühe auf ihren Plätzen behaupten; als der arme junge Chatterton 1770 von Bristol nach London reiste, wurde er von dem Kutscher wegen der Geschicklichkeit, mit der er sich im Gleichgewicht hielt, sehr belobt. Es war ein großer Fortschritt des Komforts, als die Postkutsche nach Bath 1765 auf stählerne Federn gesetzt wurde.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches England im 18. Jahrhundert