Deutsche Ansiedelung und Germanisierung

So hat man z. B. an der Gliederung der Dorfflur erkannt, dass das Dorf Biela bei Dresden (in seiner offiziellen schlechten Schreibweise Bühlau genannt) von Vlaemen angelegt ist. Die Torfgemeinde teilte die ihr zugewiesene Flur nach der Zahl der Hofstellen oder Familien in gleichwertige Hufen, die sich von den in der Regel an einem Bach gelegenen Bauernstellen als lange Feldstreifen auf die Höhen bis zur Grenze hinzogen. Auf jedem Gehöfte führte dann ein Feldweg die ganze Hufe entlang. So viele Höfe, so viele fast parallel laufende Feldwege, die auf den Spezialkarten eingetragen, sofort die Einteilung der Torfflur erkennen lassen. Eine zweite Art der Einteilung, die man besonders im Elbtal fast allgemein vertreten findet, sondert zunächst die Gemeindeflur in größere Stücke gleichartigen und gleichwertigen Bodens und teilte diese einzelnen Stücke wieder nach Anzahl der Hofstellen in gleiche Streifen. Dann war die Aufteilung in Gewannen erfolgt. Der Bauer besaß nicht einen einzigen zusammenhängenden Landstreifen, sondern mehrere kleine Streifen in verschiedenen Abteilungen der Gemeindeflur, die wohl auch bald besondere Namen erhielten. Ein Teil der Flur wurde aber nicht aufgeteilt, sondern blieb Gemeindeland als Weide oder Wald zu gemeinsamer Ausnutzung.

Um die Ansiedelung des bisher unbebauten Landes machten sich nicht bloß Fürsten und Herren, sondern auch die Geistlichen, in unseren Gebieten ganz besonders das Domkapitel von Meißen, sehr verdient. Daneben aber auch die Zisterzienser, die nach ihrer Ordensregel besonders auf den Feldbau angewiesen waren. Das erste Zisterzienserkloster in Altzelle wurde 1162 vom Markgrafen Otto gegründet und die Mönche, die von Walkenried am Harz kamen, erhielten am Rande des bis dahin noch fast unbewohnten Waldes südlich von Nossen 800 Hufen Landes angewiesen, ein beträchtlicher Besitz, der aber erst für den Anbau gewonnen werden musste. Dieser Besitz erstreckte sich südwärts bis über Freiberg hinaus, und hier wurde höchst wahrscheinlich, wenn auch nicht urkundlich zu belegen, durch die Mönche selbst der erste Silberfund gemacht. Denn da das Mutterkloster in Walkenried als wichtigen Teil seiner Einkünfte einen Anteil vom Ertrage des Silberbergbaues im Rammelsberge bei Goslar besaß, so verstanden die Mönche etwas vom Bergbau und kannten die Gesteine, in denen Silberadern vorkommen können. Das führte denn zur Entdeckung des Silbers bei Freiberg. Dadurch gewann der bis dahin gemiedene Urwald des Erzgebirges eine besondere Anziehungskraft und förderte wesentlich die Besiedelung auch der höheren Bergstriche. Es sind diese Verhältnisse hier kurz berührt, wenn sie auch scheinbar nicht in den Rahmen unseres landschaftlichen Gebietes fallen, weil, wie wir später sehen werden, ohne die rasche Blüte des Freiberger Bergbaues die Entwickelung Dresdens zur Hauptstadt des Elbtales und weiterhin zur Hauptstadt des ganzen Landes nicht denkbar wäre.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden und die Sächsische Schweiz